Goldene Zeit Sep01


Goldene Zeit

Reichsstadttage in Rothenburg

Alle Jahre wieder steigt in Rothenburg am ersten Septemberwochenende ein buntes Fest. Vom 6. bis 8. September werden gut 500 Jahre Stadtgeschichte gefeiert.
Rothenburg war ab 1274 eine der Reichsstädte des Heiligen Römischen Reichs und somit ein bedeutendes Herrschaftszentrum. Die Stadt verfügte über Privilegien wie eine eigene Gerichtsbarkeit und weitgehende Autonomie. Rothenburg war so über Jahrhunderte ein Anziehungspunkt für die Menschen. Im Zuge des Reichsdeputationshauptschluss von 1803 ist die Tauberstadt an Bayern gefallen und somit endete die reichsstädtische Zeit.

ROTOUR Stadtschreiberey Ablassbriefe Reichsstadttage Rothenburg

Bei der Stadtschreiberey in der Herrngasse gibt es Ablassbriefe zu kaufen. Foto: am

Seit Jahrzehnten ist es Tradition, eben jene Zeit in einem kompakten Fest über drei Tage darzustellen und zu feiern. Der Startschuss fällt am Freitagabend, den 6. September, und ist ein Besuchermagnet. Mit Anbruch der Dunkelheit ziehen die beteiligten Historiengruppen in die Stadt. Von der Doppelbrücke kommend passieren sie das Plönlein und marschieren zum Marktplatz hoch. Die Teilnehmer haben dabei Fackeln zur Beleuchtung in der Hand. Am Marktplatz werden dann alle Gruppen mit ihrer Bedeutung vorgestellt und danach findet ein musikalisch umrahmtes Fassadenfeuerwerk statt. Sowohl am Marktplatz als auch auf der Strecke des Fackelzugs säumen Schaulustige das Ereignis.

Trubel in den Gassen
Am Samstag und Sonntag ist dann in der Altstadt jede Menge geboten. In der Herrngasse wird das mittelalterliche Bürgerleben nachgestellt. Ein Wanderdoktor führt die raue Medizin des Mittelalters vor und der Bäcker, der zu kleine Brötchen verkauft hat, wird zur Strafe in einem Weidenkorb in den Brunnen getaucht. Daneben lagert die Schwarze Schar aus Ohrenbach. Sie stellen die Bauern dar, die während des Bauernkriegs 1525 mit Sensen und Dreschflegeln durch die Stadt zogen. Heutzutage sind sie natürlich ganz zahm und mit etwas Glück kann man die „Bauern“ bei der Seilherstellung beobachten.

Aber auch im Klostergarten, wo das Rothenburger Aufgebot 1474 das Heerlager darstellt, das an der Schlacht um Neuss 1474 beteiligt war, oder auch am Klingentor, wo ein Heerlager die Zeit des Dreißigjährigen Krieges widerspiegelt, gibt es für Besucher einiges zu erleben. Bis hinunter in die Spitalbastei zieht sich das Fest, denn hier sind der Hofstaat König Rudolf I. und am Sonntag die Kroaten zu Fuß des Festpiels zu finden.

Rothenburg will an diesem Wochenende entdeckt werden. Einige Gruppen und Darstellungen gibt es nur am Sonntag, wie zum Beispiel die Malerinnen im Aufbruch am Plönlein, die Freiwillige Feuerwehr anno 1900 oder auch den Viehmarkt am Kapellenplatz. Hier ist am Sonntag gerade für Familien einiges geboten.

ROTOUR Reichsstadttage Rothenburg, historische Gruppen

Durch die Altstadt ziehen historische Gruppen. Das gibt einzigartige Fotomotive. Foto: am

Wer Pfingsten in Rothenburg verpasst hat, der kommt auch an den Reichsstadttagen noch einmal in den Genuss des historischen Festspiels „Der Meistertrunk“.Am Samstag gibt es zwei Aufführungen des Bühnenstücks im Kaisersaal des Rathauses (15.30 und 18 Uhr). Thematisch werden dabei von Laiendarstellern in historischen Kostümen auf der Bühne die Geschehnisse bei der Belagerung der Stadt im Dreißigjährigen Krieg in Szene gesetzt. Ein Humpen mit gut 13 Schoppen Wein spielt dabei eine bedeutende Rolle. An beiden Tagen ziehen außerdem historische Gruppen durch die Stadt, geben unverhofft ein Ständchen oder führen die neuesten Gauklereien vor.

Ein besonderes Ereignis während der Reichsstadttage ist es, wenn Rothenburg in Flammen steht. Schon im Laufe der Dämmerung positionieren sich am Samstagabend immer mehr Menschen an der Doppelbrücke, denn von hier sieht man besonders gut. Um 21.30 Uhr knallen dann Böllerschüsse und schon sprüht der Himmel über dem Burggarten und dem Stadtpanorama Funken. Das ausgiebige Feuerwerk soll an die Belagerung der Stadt erinnern. Zum Abschluss wird die Stadtansicht mit einer bengalischen Beleuchtung so in Szene gesetzt, dass der Eindruck entsteht, die Burggasse und die Häuser stünden in Flammen.

Die Reichsstadttage locken mit einem vielfältigen Programm zur Entdeckungsreise durch fünf Jahrhunderte. Detaillierte Infos mit Zeitangaben finden sie in dieser ROTOUR-Ausgabe auf Seite 42.
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