Einzig in Europa Jan07


Einzig in Europa

Rechtsbotschafter – Kriminalmuseum Rothenburg

„Wo stehen wir in unserem Rechtssystem tatsächlich“? Dieser Frage nachzugehen, macht sich Dr. Markus Hirte, Direktor und Geschäftsführer des Mittelalterlichen Kriminalmuseums zur Aufgabe. Als ehemaliger Rechtsanwalt bei „CMS Hasche Sigle Rechtsanwälte“‚ war er in Stuttgart, Berlin und London tätig.
Seine Leidenschaft für Mittelalterliches Kirchenrecht und Strafrechtsgeschichte kommen dem Mittelalterlichen Kriminalmuseum in Rothenburg ob der Tauber sehr zu gute.

Die Anfänge

Im Februar 1920 zog die Stifterfamilie Hinckeldey nach Rothenburg und erwarb mit dem Gebäude, Klostergasse 1 auch eine Sammlung mittelalterlicher Rechtsaltertümer, die sich an der bekannten Nürnberger Folterturm-Ausstellung orientierte. Der Stifterfamilie Hinckeldey gelang es, aus dieser gruselorientierten Folterkammer ein umfassendes und seriöses Rechtskundemuseum zu entwickeln, das bis heute europaweit, möglicherweise sogar weltweit, einzigartig ist. Heute ist das Museum in der Burggasse 3–5 zu finden.

ROTOUR Rothenburg: Dr. Markus Hirte, ehemaliger Anwalt und Direktor des Kriminalmuseums, versteht sich als Botschafter des deutschen Rechtssystems. Foto: ul

Dr. Markus Hirte, ehemaliger Anwalt und Direktor des Kriminalmuseums, versteht sich als Botschafter des deutschen Rechtssystems. Foto: ul

Rein Privat

„Wir finanzieren uns aus Eintrittsgeldern, die im Vergleich durchaus in der mittleren Preisklasse anzusiedeln sind. Ein eher homöophatischer Beitrag ist hin und wieder von der Landesstiftung für nichtstaatliche Museen zu verbuchen“, so Hirte.
Als Geschäftsführer legt er großen Wert auf Synergien. Über ständige Kooperationen und Leihgaben an nationale und internationale Museen, sogar bis nach Japan, schafft es Hirte bis zu 80 Prozent der Ausgaben zu stemmen. „Über die Kooperationen haben wir in den letzten Jahren bereits vier Multimedia-Stationen, mehrere Vitrinen sowie Banner, Fahnen, Displays, Ständerwände, Filme, Audiostationen, Figuren und Exponate erhalten“, so der Museumsdirektor.

Neue Wege

Seit seinem Amtsantritt 2013 führt Direktor Dr. Markus Hirte das mittelalterliche Spartenmuseum schrittweise ins Heute. Im Jahr 2018 initiierte er das erste Symposium zu Musik, Recht und Geschichte in Kooperation mit dem Taubertal-Festival.
Kunstfreiheit, Meinungsfreiheit, Menschenwürde und Jugendgefährdung; rund um diese Themenkomplexe kreiste das erste Symposium Rock, Rap und Recht. Durch diesen Auftakt hat das Museum eine Veranstaltungsreihe ins Leben gerufen, die auch in den kommenden Jahren aktuelle Themen aufgreifen wird. Im Sommer 2019 warf der Geschichtsrechtler einen historischen Blick auf 100 Jahre Frauenwahlrecht und Genderdiskussionen.
Die Sonderausstellung zum 100-jährigen Jubiläum, (Start am 2. Mai) mit dem Thema „Hund und Katz – Wolf und Spatz“, schlägt einen Bogen von jahrhundertealte Todesstrafen durch „Säcken“ (der Deliquent wird mit Schlangen und anderen gefährlichem Getier im Sack im Wasser versenkt) über das einstige Nutztier hin zur aktuellen Debatte zum Thema Tierrecht. Heutige Diskussionen zum Tierschutz, zum „wieder heimischen Wolf“, zur Bienenproblematik und Tierhaltung werden der 1000-jährigen Rechtsgeschichte des Museums gegenübergestellt.
Ein besonderes Exponat dieser Ausstellung wird ein kanadischer Wolf sein, der an Größe und Gewicht dem heutigen Wolf weit überlegen ist.
„Rechtsgeschichte und aktuelles Recht gilt es zu entemotionalisieren. Ich wünsche mir, dass sich jeder Besucher der Fakten aktueller Fragen zum Tier- oder Umweltschutz bewusst wird. Dabei soll klar werden, welche Errungenschaften die deutsche Rechtslage bereits erzielt hat“, schildert Hirte seine Mission.

Zukunft und Ziele

Die Zukunft des geschichtsträchtigen Hauses mit Exponaten wie dem Original der „Eisernen Jungfrau“, liegt in drei konkreten Schwerpunkten: Die Fokussierung meint, den Blick des Kriminalmuseums ausschließlich auf Rechtsgeschichte zu richten und thematisch Brücken von einst auf heute zu bauen.
Multimedialisierung meint den Erhalt von Sonderausstellungen durch Abfilmen, wie die Sonderausstellung „Luther und Hexen“. „Das ermöglicht uns, künftig alle Sonderausstellungen in die Präsentationsausstellung zu integrie­ren, was weltweit einmalig ist“, so Hirte.
Zu guter Letzt steht die Internationalisierung im Fokus, die das Museum durch Synergieeffekte international erreicht. ul