Ein Schloss mit Zukunft Aug03


Ein Schloss mit Zukunft

Christian Langner öffnet Schloss Walkershofen für die Menschen

Seit weit über 700 Jahren steht es da und manch einer kennt es noch nicht: Das Schloss Walkershofen. Nun gehört es Christian Langner und das ist ein Glücksfall – für beide: Langner hat schon als Kind von einem Schloss geträumt und Walkershofen öffnet sich nach 40 Jahren endlich wieder für die Menschen.
Christian Langner ist 36 Jahre jung und „nachweislich der jüngste Schlossbesitzer Europas“, erzählt er. Wobei er sich bei weitem nicht als elitärer Schlossherr fühlt, „sondern meistens mehr als der Gärtner“, sagt er lachend. Langner gehört in die Kategorie Selfmademan. Was er in den letzten 15 Jahren erreicht hat, schuldet er einzig seiner Hände Arbeit und der wohlwollenden Beratung eines besonderen Freundes.

Schloss als Familiendomizil

Beim Gang durch sein Schloss mit etwa 2 000 qm Innenfläche und 50 000 qm Parkanlage mag einem der Wagemut eines Christian Langner durchaus verrückt erscheinen. Mit seiner Frau und den beiden Kindern bewohnt er nur einen Bruchteil des Schlosses. Seit 2014, ziemlich schnell nach dem Kauf, ist Langner hier eingezogen. Der Blick auf die Parkanlage ist mittlerweile phänomenal, die Kinder können hier tollen und der Vater darf es in Schuss halten. Ein Vergnügen, das er mit unzähligen anderen Vätern teilt, nur dass das Rasenmähen bei ihm an die zwölf Stunden dauert.
Seine neueste Anschaffung ist daher ein Auto für Parkarbeiten, das er mit Flutlicht zu allen Seiten ausgerüstet hat. „So kann ich auch bei Dunkelheit im Garten arbeiten“, erzählt Langner. Christian Langner ist weder Lottomillionär noch mit einem Familienvermögen ausgestattet. Er stammt aus Ammerndorf (Richtung Nürnberg) und ist gelernter Maurer. Aber mit ziemlicher Sicherheit hat er ein ausgeprägtes Unternehmer-Gen, denn vor gut 15 Jahren beschloss er, dass er „etwas stemmen will“.

Mit vollem Einsatz

Mit seinem Hund Willi auf dem Beifahrersitz (was schnell zu seinem Markenzeichen wurde) und mit Schaufel und Schubkarre im LKW hat er seine Dienste in der Region angeboten. Heckenschneiden, pflastern, Bauarbeiten, Langner hat getan, was gerade gebraucht wurde. Tag und Nacht habe er gearbeitet und dabei ganz bescheiden gelebt, erzählt er.
Eine glückliche Fügung, wie er es nennt, hat ihn mit dem Ansbacher Unternehmer Karl Seubert zusammengebracht. Dieser hat den jungen Mann mit ersten Arbeiten getestet und, nachdem er zufrieden war, ihn seine ganze Villa renovieren und die Gartenanlagen gestalten lassen.
Aus diesem Auftrag ist eine Freundschaft und Verbundenheit entstanden, ohne die Langner vielleicht seinen Weg nicht bis ins Schloss Walkershofen gemacht hätte. Er habe stets die Ratschläge seine Managers (so nennt er Seubert) befolgt, viel dabei gelernt und sich manchen Ärger erspart, erklärt er.
Der erste Schritt auf diesem Weg war die Gründung einer eigenen Firma. Seit etwa 10 Jahren gehört Christian Langner die Baufirma „Haus-Hof-Garten-Langner“ mit Firmensitz in Wolframs Eschenbach. Neben Wohnhaus und Halle befindet sich auf dem 5 000 m2 großen Firmengelände auch eine Musterparkanlage. Eine weitere Niederlassung hat er in Neuendettelsau und zukünftig auch auf Schloss Walkershofen. Durchschnittlich zehn Mitarbeiter beschäftigt Langer.

Ein Traum aus Kinderzeiten

Täglich pendelt er von Walkershofen nach Wolframs Eschenbach bzw. zu den verschiedenen Baustellen auch im Einzugsgebiet Nürnberg/Fürth. Etwa 80 000 km fährt er allein dafür im Jahr.„Als sich die Baufirma etabliert hatte, wollte ich etwas Neues beginnen“, erzählt er. Schon als Kind fand er Schlösser gut. „Ein Schloss als Eventlocation für Tagungen oder Hochzeiten, das hat mich interessiert“, sagt er. Also hat er zwei Jahre lang, im Internet nach Schlössern gesucht. Nähere Verhandlungen hat er, unterstützt von seinem Manager Seubert, mit Schloss Frankenberg, Sugenheim und Illesheim geführt. Aber das war alles nicht das Richtige – und plötzlich kam Schloss Walkershofen auf. Das Anwesen wurde versteigert. Langner hatte daher vorab keinen Zugang und im Exposé standen diverse Mängel. „Also hab ich mir ein Fernglas gekauft und das Schloss von außen begutachtet“, sagt er.
Sein Wissen in der Baubranche kam ihm da natürlich zu Gute. Er befand die Substanz als gut und hat das Schloss ersteigert. „Das war schon ein Risiko, denn weder wusste ich, was mich innen erwartet noch gehörte der Schlosspark, der ein eigenes Flurstück war, zum Kauf“, erinnert er sich. Ein halbes Jahr später konnte er dann auch den Park kaufen – und war nun Schlossbesitzer.
Und damit fing die Arbeit erst richtig an. Vom Schloss selbst war er angenehm überrascht, was ein Verdienst des einstigen Besitzers Horst Steinmetz war, der das Gebäude vor dem Verfall rettete. „Ihm möchte ich noch ein Denkmal im Park setzen“, so Langner. Der Park selbst war beim Kauf absolut verwildert. Mit großem Gerät hat Langner aus baumhohen Verwachsungen wieder geometrisch geformte Heckenrabatten entstehen lassen. Rosenbeete unterbrechen die Parkanlage, ein See mit Pavillon und Seerosen ist eine ruhende Oase. Lagner hat ein Biotop und Wege angelegt, den kompletten Park mit einer Bewässerungsanlage versorgt und in jeden Winkel der Grünanlage Strom-
anschlüsse verlegt, um den Park auch als Veranstaltungsort nutzen zu können.

Zum Schloss gehört auch eine Kapelle, mit Altar und Kirchenorgel.

Zum Schloss gehört auch eine Kapelle, mit Altar und Kirchenorgel.

Akribische Detailarbeit

Was er anpackt, das macht er mit Bedacht. Christian Langner ist ein Perfektionist mit Liebe zum Detail. Für Schloss Walkershofen ist ihm nur das Beste gut genug und in den letzten drei Jahren hat er nicht nur die Parkanlage aus dem Dornröschenschlaf erweckt, sondern im Schloss auch eine Veranstaltungslokalität eingerichtet, die ihresgleichen sucht.
Im Erdgeschoss der einstigen Ritterburg, die im 16. Jahrhundert zum Schloss umgebaut wurde, musste wegen eines defekten Schmutzwasserkanals der ganze Betonboden entfernt werden. Nachdem alles neu verlegt war, beschloss Langner hier eine Fußbodenheizung einzubauen und das Gewölbe, das mit Fenster und Türen in den Garten führt, als Veranstaltungsraum auszubauen.
Wie bei allem im Schloss hat er auch hier Abend für Abend den kompletten Umbau nach denkmalpflegerischen Vorgaben selbst gemacht. Ein Deckengewölbe aus rotem Backstein hat er wie ein Puzzle mit passenden Kopfsteinen erneuert, 90 Tonnen Putz verarbeitet, ein Beleuchtungskonzept erstellen lassen und umgesetzt. Für die Be- und Entlüftungsanlage sind sogar die Lüftungsgitter eine Sonderanfertigung mit ornamentalen Lüftungsschlitzen. An den Hauptraum, der für etwa 150 Personen ausgelegt ist, schließt sich ein Spielzimmer für Kinder und eine neue Küche an.

Ja-Wort in der Kapelle

Die Räumlichkeiten können nun für Tagungen (Beamer, Leinwand sind vorhanden) und Hochzeiten gemietet werden. Der Trend zur romantischen Heirat in Schlössern ist ungebrochen und noch ist Schloss Walkershofen ein Geheimtipp, der Besonderes zu bieten hat. Ebenfalls im Schloss gibt es nämlich eine stimmungsvolle Kapelle mit Kirchenorgel und Altar für die Hochzeitszeremonie. Direkt darüber, mit Blick in die Kapelle und den Schlosspark, befindet sich das Brautzimmer, wo sich die Braut umziehen und richten kann.
Der Veranstaltungsraum selbst hat über eine neu angelegte, großzügige Terrasse direkten Zugang zum Park. Hier kann das Brautpaar schöne Fotos machen und ist ungestört. „Bei uns feiert stets nur eine Hochzeitsgesellschaft und hat somit das ganze Schloss für sich“, erklärt Langner.
Mit James Kruse vom „Wirtshaus am Markt“ in Markt Nordheim hat Langner einen Partner an seine Seite geholt, der auf hohem Niveau in der direkt angeschlossenen Küche für die Bewirtung der Hochzeiten oder Tagungen sorgt.
Nun, nach drei Jahren, hat Christian Langner sein Schloss und den Schlosspark soweit, dass er seine Ideen von qualitativ hochwertigen Veranstaltungen Zug für Zug umsetzen und die Menschen für das Schloss neu begeistern kann.
Am 5. und 6. August finden daher die „Gartenträume“ in Haus und Garten statt. Über 100 exklusive Aussteller haben Christian Langner und Carina Pfeffer ausgewählt. Live-Musik, ein Kinderprogramm und Schlossbesichtigungen runden das Tagesprogramm ab.
Am Samstagabend (5. August ab 20 Uhr) gastiert im Schlosspark der amerikanische Gospelchor „Randall Taylor & The Revelation Gospel Singers“. Der Abend endet mit einem Musikfeuerwerk.
Die Ideen gehen Christian Langner noch lange nicht aus. Als nächstes plant er romantische Kochkurse mit James Kruse in der Schlossküche zu veranstalten, im September findet ein Whiskydinner statt und zum Jahreabschluss gibt es eine Silvesterfeier mit Feuerwerk (Termine unter www.schloss-walkershofen.com). Zusätzlich soll das Schloss ab 2018 immer sonntags für die Öffentlichkeit zugänglich sein und dabei verschiedene Ausstellungen zeigen.

Soziales Engagement

Christian Langner wird nicht müde etwas zu bewegen. Und ganz nebenbei engagiert er sich auch noch sozial. In seinem Haus in Wolframs Eschenbach leben bis zu 50 Flüchtlinge, um die er sich gemeinsam mit zwei Betreuern, die er eingestellt hat, kümmert. Langner ist ein „Macher“ und hat sogar die Firma Adidas zur gemeinsamen Aktion in Wolframs Eschenbach gewinnen können. Langner und Adidas haben als gemeinsame Sponsoren auf seinem Firmengelände einen Sportplatz für die Flüchtlinge gebaut. Als nächstes will er in Uganda sein Wissen als Bauunternehmer weitergeben. „Ich möchte dort die Einheimischen in einem Projekt zum Bauleiter weiterbilden, damit sie dann im eigenen Land etwas bewegen können“, erklärt er.

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