Ein großes Oeuvre – Literat und Künstler: Harro Schaeff-Scheefen Mrz07


Ein großes Oeuvre – Literat und Künstler: Harro Schaeff-Scheefen

Er hat sie alle beschrieben: Dinkelsbühl, Ansbach, Schwäbisch Hall, Kirchberg, Würzburg und natürlich Rothenburg. Alle markanten Städte, die das Gebiet Franken-Hohenlohe prägen, und vieles mehr sind in den Worten von G. Harro Schaeff-Scheefen für die Ewigkeit auf Papier gebannt.
Sein Name weckt in Rothenburg nicht sofort Erinnerungen und ist hier im Tonus der Literaten, die sich der Heimat gewidmet haben, etwas in Vergessenheit geraten. In der Tauberstadt fallen einem da zuerst Wilhelm Staudacher oder Gottlob Haag als die prägenden Heimatdichter ein.
Ein Weggefährte der beiden und mit ihnen bestens bekannt war aber Harro Schaeff-Scheefen (1903-1984). In Kirchberg an der Jagst kennt den Literaten dagegen jeder. Er war Heimatforscher, ist Kirchberger Ehrenbürger und seit 2010 wird alle zwei Jahre
der Schaeff-Scheefen-Literaturpreis durch den Autorenverband Franken ausgelobt.
Bericht aus erste Hand

Einer, der ihn noch persönlich gekannt hat, ist Herbert Schüssler aus Rot am See. Er ist selbst schriftstellerisch tätig, hat zahlreiche Bücher veröffentlicht und war ein langjähriger, enger Freund des Ehepaares Schaeff-Scheefen. „Harro Schaeff-Scheefen war ein Künstler durch und durch“, erzählt Schüssler.
Harro war sein Künstlername, weiß er. Die Inspiration dazu fand Schaeff-Scheefen in dem Roman „Die Heilige und ihr Narr“ der Langenburger Schriftstellerin Agnes Günther. Von der hohenlohischen Landschaft inspiriert schrieb Günther 1913 ihren äußerst erfolgreichen Roman. Der Held des Romans ist der Maler Graf Harro von Thorstein.
Schaeff-Scheefen ist 1903 in Ansbach geboren und kam bereits in jungen Jahren zur Jugendbewegung des Wandervogels. Die Ideale der Romantik, Wanderungen in der Natur und ein enger Bezug zur Heimat haben ihn geprägt.

Erste literarische Versuche
Schon in Ansbach hat er Artikel für die Tageszeitung verfasst. Mit 20 Jahren kam er dann in die Weinstadt Kitzingen. Hier sind erste heimatgeschichtliche Aufsätze und Kurzgeschichten entstanden.
In Würzburg hat er sich einige Semester dem Jurastudium gewidmet und dort seine Frau Caroline, eine Professorentochter, kennengelernt. Caroline Schaeff war die erste weibliche Lehrerin in Bayern.
Bei einer Wanderung an Pfingsten im Jahr 1934 hat Harro Schaeff-Scheefen Hohenlohe entdeckt. Kirchberg an der Jagst hat ihn sofort fasziniert und ab 1936 bis zu seinem Tod war die Stadt die Heimat des Ehepaares. Caroline Schaeff hat viele Jahre an der Hauptschule in Kirchberg unterrichtet und ihr Mann hat sich den literarischen Künsten gewidmet.
Bereits in seiner Würzburger Zeit hat Schaeff-Scheefen im Jahr 1934 die Max-Dauthendey-Gesellschaft gegründet, Würzburgs älteste literarische Vereinigung. Etwa 30 Jahre später rief er den fränkischen Autorenkreis ins Leben, aus dem der „Verband Fränkischer Schriftsteller“ (VFS) entstand, der seit 2001 umbenannt ist in den Autorenverband Franken e.V. (AVF).
Harro Schaeff-Scheefen hat mit seiner Initiative für eine erste, ernstzunehmende Wahrnehmung fränkischer Autoren und für ein eigenständiges Bewusstsein in der fränkischen Literatur gesorgt.

Umfassendes Werk
Über 30 Bücher und mindestens ebensoviele Kurzgeschichten, etwa 40 Aufsätze zur Heimatgeschichte und über 25 Rundfunkbeiträge hat er veröffentlicht. Dazu kommen Laienspiele, Hunderte unveröffentlichter Gedichte und zahlreiche Vorträge, die er als Dozent an Volkshochschulen und Leiter des Volksbildungswerks Kirchberg gehalten hat. Im Sandelschen Museum sind viele seiner Werke archiviert.

Herbert Schüssler am Grab von Harro Schaeff-Scheefen in Kirchberg. Foto: am


Rothenburg hat dabei eine bedeutende Rolle gespielt. Thematisch hat er sich unter anderem Heinrich Toppler (1937), dem Haus zum Bären in Rothenburg (1939) und der Stadt Rothenburg selbst (1950) mit Einzelwerken gewidmet.
Im Stadtarchiv Rothenburg hat er heimatgeschichtliche Forschungen betrieben und in Rothenburg wurden zahlreiche seiner Bücher verlegt. „Wenn sich nach meinem Tode erweisen soll, dass nur ein Gedicht, nur eine Kurzgeschichte wenigen Menschen etwas gegeben hat, ist mein Schaffen nicht umsonst gewesen“, schrieb er in „Meine eigene Kurzgeschichte“ schon lange bevor ein gedrucktes Buch von ihm erschienen war.
Sein Wirken für die Literatur, das schon zu Lebzeiten mit zahlreichen Ehrungen und Auszeichnungen gewürdigt wurde, wird seit 2010 durch die Vergabe des Schaeff-Scheefen-Literaturpreises in Erinnerung gehalten. Alle zwei Jahre lobt der Autorenverband Franken den Preis aus.
Der Wettbeweb steht dabei immer unter einem bestimmten Thema, zu dem die Autoren aus ganz Franken ihre Werke einsenden. Literarische Erzählungen, von einer spannenden Geschichte über phantastische oder auch satirische Texte bis zum Krimi, können eingesandt werden. Die Texte müssen dabei einen deutlich erkennbaren inhaltlichen Bezug zu Franken haben.
Im Jahr 2018 ist es wieder so weit. Bis zum 1. September können unter dem Thema „Jagdfieber in Franken“ Texte eingesandt werden. „In der Regel erreichen uns bis zu 50 Einsendungen“, erzählt Herbert Schüssler, der bei den letzten Ausschreibungen neben dem ehemaligen Bürgermeister von Kirchberg, Friedrich König, dem Verleger Dr. Wilfried Eppe, und Vertretern vom Autorenverband Franken der Jury angehörte.
Die besten 30 Beiträge werden in einer Anthologie veröffentlicht und im Kirchberger Schloss werden die drei besten Autoren in einer feierlichen Zeremonie vom Publikum gewählt. Finanziell unterstützt wird die Verleihung des Schaeff-Scheefen-Literaturpreises vom Neffen des Dichters, Falk Osberg. Erstmals wird in diesem Jahr auch ein Schülerpreis ausgelobt, für den eine Gemeinschaftsarbeit pro Klasse eingesandt werden muss. Auch hier winkt ein Preisgeld.
So haben sich die Worte von Harro Schaeff-
Scheefen zu Beginn seiner literarischen Laufbahn bewahrheitet. Sein Schaffen war nicht umsonst. Mit seinen Werken und dem eigens geschaffenen Preis lebt er in den Köpfen der Menschen weiter. am

Schaeff-Scheefen-Preis 2018/19
Thema „Jagdfieber in Franken“
Eingesendet werden können unveröffentlichte Texte, mit maximalem Umfang von 9 000 Zeichen (ohne Leerzeichen).
Zusendung per mail an: gerhard.goldmann@autorenverband-franken.de oder postalisch an AutorenVerbandFranken, Gerhard Goldmann, Lengefeldstr.14, 07407 Rudolstadt. Dabei muss der Text ohne Namen des Autors, aber mit einem Kennwort versehen sein. In einem zweiten Dokument persönliche Daten, Kennwort und Kurzbiografie einreichen.
Einsendeschluss ist der 1. September 2018.
Die Preisverleihung (300 Euro für die beste Einsendung, je 100 Euro für den zweiten und dritten Platz) findet voraussichtlich im Sommer 2019 statt.