Die rechte Hand – Wolfgang Scharf ist seit 32 Jahren Mesner in Wörnitz Mai02


Die rechte Hand – Wolfgang Scharf ist seit 32 Jahren Mesner in Wörnitz

Ohne den Mesner würden die Gläubigen in den Kirchengemeinden vor verschlossenen Türen stehen, im Dunkeln sitzen oder kein Glockengeläut hören. Ohne ihn würden der Kelch für das Abendmahl leer bleiben und ohne ihn würde niemand wissen, welches Lied gesungen wird. Einer davon ist Wolfgang Scharf, seit über 32 Jahren Mesner in der Kirchengemeinde Wörnitz und somit des Pfarrers rechte Hand.
Arbeiten an Weihnachten, Ostern oder Pfingsten – für die meisten Arbeitnehmer ist das ein Grund für schlechte Laune. Während andere an den meisten Sonntagen noch gemütlich am Frühstücks-
tisch sitzen, ihre Brötchen mit Marmelade bestreichen und sich auf die erste Tasse Kaffee freuen, ist der Mesner schon beim Vorbereiten für den Gottesdienst.
Wolfgang Scharf ist gebürtiger Wörnitzer und wohnt schon von Kindertagen an direkt neben der evangelischen St. Martinskirche. 1984 beendete der damalige Wörnitzer Mesner seinen Dienst aus Altersgründen.
Wolfgang Scharfs Mutter und damaliges Mitglied im Kirchenvorstand sollte die Aufgabe übernehmen. Wegen der vielen Arbeit im landwirtschaftlichen Betrieb forderte die Mutter ihren Sohn auf, die Aufgabe als Mesner zu übernehmen. So begann der gelernte Schreiner seinen Dienst im Gotteshaus mit fünf weiteren Gemeindemitgliedern am 1. Januar 1985 – mit gerade einmal 15 Jahren.

Der Dienst im Gotteshaus
Die Mesnerarbeit beginnt für Wolfgang Scharf bereits eine halbe Stunde vor dem eigentlichen Gottesdienst. Er richtet den Raum her, teilt die Gesangbücher aus, zündet die Kerzen an, steckt die Lieder für die Gemeinde auf, öffnet die Türen, bereitet den Klingelbeutel vor, schaltet wenn nötig die Heizung ein und dekoriert die Paramente passend zu den Feierlichkeiten der Jahreszeit im Kirchenraum. Außerdem bereitet er alles für ein Abendmahl vor.
„Zusätzlich ist der Mesner für das Ertönen der Glocken zum richtigen Zeitpunkt zuständig“, erzählt Wolfgang Scharf aus seinem Mesnerdienst, „hierfür benötigt man auch etwas Fingerspitzengefühl um zum passenden Moment die Glocken einzusetzen“.

Moderne Teamarbeit
Doch keineswegs ist Wolfgang Scharf alleine Mesner in der Kirchengemeinde Wörnitz. Die Sonn- und Feiertage werden aufgeteilt unter drei weiteren Mesnern. Ganz modern erfolgt die Abstimmung wer an welchem Tag an der Reihe ist per Whats App. So sind Wolfgang Scharf, Erna Mack, Elke Albert und Katrin Scharf ständig miteinander in Kontakt.
Ebenso ist auch Pfarrer Werner Maurer in der Gruppe und sendet vor Beginn jedes Gottesdienstes den finalen Ablauf sowie die Lieder zur Abstimmung über das Handy an seine Mesner. „Das erleichtert uns die Arbeit und alle sind gleichzeitig informiert, ebenso kann man so auch schnell auf Veränderungen reagieren“, schildert Wolfgang Scharf stolz von der modernen Einheit.
Unter drei Pfarrern hat der gebürtige Wörnitzer schon gedient und hat in dieser Zeit schon einige kuriose Situationen erlebt. Im Klingelbeutel habe er von Hosenknöpfen über Beilegscheiben über Einkaufschips alles gefunden.
Ebenso gerät man als Mesner doch auch etwas ins Schwitzen, wenn beim Glockenläuten der Pfarrer noch nicht an der Kirche angekommen ist oder das Mikrofon und der Lautsprecher mal wieder streiken.
Doch auf der anderen Seite liebt Wolfgang Scharf die Organisation rund um den Wörnitzer Gottesdienst – vor allem, wenn sein Lieblingslied „Von guten Mächten treu und still umgeben“ angestimmt wird. „Ebenso sind für mich die Gottesdienste in der Adventszeit ein Highlight, wenn eine feierliche Stimmung in der Kirche herrscht und die Krippe den Kirchenraum schmückt“, berichtet der gelernte Schreiner.
Bezug zur Kirche

Wolfgang Scharf wurde in der St. Martinskirche schon getauft, konfirmiert und natürlich hat er hier auch geheiratet. Auch die Taufe und Konfirmation seiner beiden Söhne fand in Wörnitz statt. „An diesen besonderen Familienfesten übernehme ich dann aber nicht den Mesnerdienst, hier möchte man den Gottesdienst dann doch als Zuschauer genießen“, lacht der 48-Jährige. Wolfgang Scharf ist für das Amt aber noch lange nicht müde geworden und möchte es auch die kommenden Jahre weiter ausüben. bre