Die Idee ist, was zählt Jun01


Die Idee ist, was zählt

Martin Schwarz stellt in der Ludwig-Doerfler-Galerie aus

Die Frau auf dem Gemälde kennt man irgendwoher, den Mann auch. „Das ist Mona Lisa und ihr Erschaffer Leonardo da Vinci als älteres Paar“, erklärt Martin Schwarz im sympathischen Schweizer Dialekt. Der Hintergrund des Gemäldes hat den typischen Schwung des van Gogh-Striches. Eine interessante Idee: Mona Lisa altert und van Gogh gibt modernen Pep dazu.
Die Kunst von Martin Schwarz packt den Betrachter vom ersten Moment an. Bis 2. August zeigt der Schweizer, der zur Hälfte in Winter­thur und zur anderen Hälfte in Bartenstein lebt, seine Werke in der Doerfler-Galerie in Schillingsfürst. „Eine retrospektive Ausstellung“ überschreibt er seine rund 50 Exponate. Eine Premiere.
Martin Schwarz ist mit den Größen der Kunstszene in einem Munde zu nennen. Er ist ausgebildeter Lithograf, seit 1968 freischaffender Künstler, hat 1977 an der Dokumenta in Kassel teilgenommen und hat lange Jahre mit dem 2014 verstorbenen Oscarpreisträger Hansruedi Giger (er bekam den Oscar für sein Szenen- und Kostümbild für „Alien“) zusammengearbeitet. Seit 1988 lebt Schwarz zeitweise in Bartenstein, hat viele Jahre im dortigen Barockschloss die Kunstkammer betrieben und sein „Kunstzoo“ (eine Sammlung von Objekten rund um das Thema „Tier in der Kunst“) ist seit Mai 2014 als Dauerausstellung im Schloss Schrozberg zu sehen. Wie gesagt, er ist kein Unbekannter.
Zum ersten Mal zeigt der 68-jährige Künstler nun in der Doerfler-Galerei eine Retrospektive seines Schaffens. Gemälde, Collagen, Buch- und Schachtelobjekte und Zeichnungen sind in den Räumen im ersten Stock zu sehen. Eine üppige Ausstellung, denn genau so mag es der Künstler. „Ich zeige gerne viel“, erklärt er und blickt auf die unterschiedlichsten Umsetzungen.
Die Form steht bei Martin Schwarz nicht an erster Stelle, sondern der Inhalt. „Ich male nicht was ich sehe, sondern eine Idee“, erklärt er. Martin Schwarz bezeichnte sich auch als Ideenkünstler, und die versucht er im eigentlich traditionellen Sinne umzusetzen. Also ist es nicht die Form, sondern der Inhalt, der den Betrachter auf den vermeintlich ersten Blick irritiert, fasziniert, fesselt.
Da wirft Gott in Person schon mal einen Schatten aus Licht oder in einer weißen Schachtel ist die dunkle, weil unsichtbare Materie zu finden. Berühmt sind längst seine Buchobjekte. Bücher, aus denen Tiere blicken und die auf tönernen Füßen getragen werden, brechen Sehgewohnheiten auf.
Die Dynamik van Goghs gibt es bei Martin Schwarz in reinem Weiß und ebenso in purem Schwarz zu sehen. Dali, Picasso, Feininger unterzieht er einer Wandlung – die Ideen, die dahinterstecken fußen auf einem tieferen, aber stets ganz bodenständigen Sinn. am

Info: Martin Schwarz, „Eine retrospektive Ausstellung“, in der Ludwig–Doerfler-Galerie in Schillingsfürst. Ausstellungsdauer bis 2. August. Geöffnet Mittwoch bis Sonntag (und an Feiertagen) von 12 bis 18 Uhr. Eintritt: Erwachsene 3 Euro. Gruppen je 1,50 Euro, Kinder bis 15 Jahre frei.