Der rote Faden heißt „Liszt“ – Der Kulturförderverein bringt Leben auf Schloss Schillingsfürst Jan11


Der rote Faden heißt „Liszt“ – Der Kulturförderverein bringt Leben auf Schloss Schillingsfürst

„Das alles hat sich zu einer fantastischen Sache entwickelt. Das hätten wir uns anfangs nicht träumen lassen“, sagt Dieter Gottschling. Er ist zuständig für die Finanzen des Kulturfördervereins Schloss Schillingsfürst. Vor sechs Jahren, am 17. März 2011, fand die Gründungsveranstaltung des neuen Vereins statt. „Was wir genau machen wollten, war damals noch nicht klar, aber wir wollten die Kultur im Schloss beleben“, so Vorstandsmitglied Hans Emmert.
Ein ganz besonderer Glücksfall war dabei, dass Schlossherr Const-
antin Fürst zu Hohenlohe-Schillingsfürst von Beginn an von der Idee begeistert war und sowohl Gründungsmitglied als auch Vorsitzender des Vereins ist. „Ich kann mein Schloss einmotten, oder etwas daraus machen“, erklärt er ganz konstruktiv.
Nach den anfänglichen Debatten, wohin die Reise des neuen Kulturfördervereins gehen könnte, kristallisierte sich die besondere Beziehung Franz Liszts zu Schillingsfürst heraus.
Kardinal Gustav Adolf von Hohenlohe Schillingsfürst war Mäzen und Freund von Franz Liszt. Mehrere Besuche von Liszt in Schillingsfürst sind nachgewiesen. Und die Tochter von Franz Liszt und seiner Lebensgefährtin Carolyne
von Sayn-Wittgenstein, Marie zu Hohenlohe-Schillingsfürst, ist die Ururgroßmutter des heutigen Schlossherrn.
Die Liszt-Forschung war auf Schillingsfürst aufmerksam geworden und Rolf-Dieter Arens, bis 2010 Rektor der Franz-Liszt-Musikhochschule Weimar, kam zu Recherchen ins Schloss. „Professor Arens war einer der Hauptinitiatoren beim Ausbau der Veranstaltungen zum Thema Liszt“, erzählt Hans Emmert.
Im Jahr der Vereinsgründung, dem Jubiläumsjahr zum 200. Geburtstag von Franz Liszt, gab es daher bereits einen Klavierabend von Rolf-Dieter Arens und im Mai 2011 eine Kunstausstellung von Reiner Grünwald mit Bildern zur Person und Leben von Liszt.
Somit war ein publikumswirksamer Startschuss gesetzt und die Idee kam auf, neben einem kulturellen Rahmenprogramm mit Lesungen, Ausstellungen und Unterstützung regionaler Talente vor allem regelmäßige Liszt-Veranstaltungen zu etablieren.
Dieter Gottschling, Constantin Fürst zu Hohenlohe-Schillingsfürst, Hans Emmert, Mario Pietsch und Anita Biel sind die kreativen und engagierten Macher des Vereins, der mittlerweile über 40 Mitglieder hat. Ideen, die in der konspirativen Runde aufkommen, verpuffen nicht in endlosen Diskussionen sondern finden tatkräftigen Widerhall. So wurde aus der Idee der regelmäßigen Liszt-Veranstaltung gleich ein Meisterkurs, der nun zum fünften Mal stattfindet und als Festival ausgebaut wird.

Meisterkurs: Leslie Howard (Mitte) unterweist Dominik Chamot. Foto: Grüber

Meisterkurs: Leslie Howard (Mitte) unterweist Dominik Chamot. Foto: Grüber


Aber zurück zu den Anfängen: Im Mai 2012 fand der erste Meisterkurs der Liszt-Akademie auf Schloss Schillingsfürst statt. Mit Unterstützung von Rolf-Dieter Arens wurde der Meisterkurs von Weimar nach Schillingsfürst verlegt und die weltbekannte Pianistin Elisabeth Leonskaja übernahm die Kursleitung. Seitdem werden alljährlich im Juli zwischen drei bis sechs junge, aber erfahrene Pianisten in den Werken Liszts weiter gebildet. Die Kurse mit Unterweisungen können besucht werden. Konzerte der Kursteilnehmer und von Leslie Howard, der als Liszt-Spezialist seit einigen Jahren die Meisterkurse leitet, rahmen die Veranstaltungs­reihe ein. Der Erfolg ist dem Verein gewiss: Der Meisterkurs ist längst etabliert, Konzertbesucher kommen aus dem weiteren Umkreis. Die Konzerte sind ein Geheimtipp, schwingt doch hier die Authentizität mit, dass Franz Liszt selbst in den Schlossräumen gespielt und gelebt hat.
Die Führungsriege ruht sich aber auf dem Erfolg nicht aus, sondern knüpft ganz bewusst Verbindungen in die etablierte Kulturszene rund um Liszt. Delegationen aus Weimar, darunter Prof. Dr. Detlef Altenburg, einer der wichtigsten Liszt-Forscher in Deutschland, kamen nach Schillingsfürst und die Liszt-Stiftung hat die finanzielle Unterstützung der Schillingsfürster Meisterkurse bis 2022 zugesagt. Ein Liszt-Raum mit wissenschaftlich fundierten Erkenntnissen, darunter Faksimile von Kompositionen, die Liszt der Familie Hohenlohe gewidmet hat, wurde im Schloss eingerichtet.
Wie viele ehrenamtliche Stunden die Vorstandschaft bei ihrer Kulturarbeit einbringt, kann keiner beziffern. Das spielt in der Runde aber augenscheinlich keine Rolle, denn „die Vereinsführung ist von Harmonie geprägt und greift wie Zahnräder ineinander“, so Hans Emmert.am

Info:
Der Meisterkurs 2017 findet vom 10. bis 15. Juli statt und ist eingebunden in ein Liszt-Festival u.a. mit Klavierkonzert mit der Starpianistin Olga Kozlova (8.7.), einer Ausstellung in der Doerfler-Galerie und einem Orgelkonzert in der evang. Kirche mit Michael Schöch (9.9.).