Das Eis mit dem moo-effekt – Nina und Klaus Sohl stellen in Kirchberg abwechslungsreiche Sorten aus frischer Heumilch her Jun01


Das Eis mit dem moo-effekt – Nina und Klaus Sohl stellen in Kirchberg abwechslungsreiche Sorten aus frischer Heumilch her

„moo“ ist englisch und heißt übersetzt einfach „muh“. Dass Nina (48) und Klaus Sohl (55) für
ihre Eismanufaktur diesen Namen wählten, hat
einen Grund: Hauptbestandteil ihrer handgemachten Eissorten ist frische Heumilch von glücklichen Kühen. Und die machen nun einmal „moo“.

Die Eismischung hat dank der hochwertigen Demeter-Heumilch einen ganz besonders intensiven Geschmack. Fotos: Sohl

Wenn die Zungenspitze die kühle Köstlichkeit berührt, ist das stets ein Überraschungs-Moment, besonders bei nicht alltäglichen Spezialitäten wie Karamell Fleur de Sel, Schoko-Chili oder Kurkuma-Mandel. Doch auch Klassiker wie Vanille und Walnuss interpretieren die Sohls auf ihre Art äußerst schmackhaft. Die moo Eismanufaktur ist demeterzertifiziert und erfüllt damit hohe Auflagen. Sie liegt im hinteren Hof des Schlosses Kirchberg an der Jagst und wirkt durch die vielen Fensterscheiben fast gläsern, sodass Schlossbesucher dem Ehepaar bei der Arbeit zusehen können (geöffnet von Freitag bis Sonntag und an Feiertagen von 12 bis 18 Uhr).
Die Herstellung einer Sorte dauert etwa eine halbe Stunde. Für „Fior di Latte“ füllt das Ehepaar Heumilch, Butter, Sahne und Feststoffe in den Pasteur. Als Bindemittel dient Johannisbrotkernmehl. Auf Farb- und Konservierungsstoffe, künstliche Aromen und chemische Zusätze verzichten sie gänzlich. Den guten Geschmack erzeugen natürliche Zutaten, weswegen er variieren kann.
Nina Sohl erklärt: „Blaubeeren gibt es mal irrsinnig tolle, dann wieder eher säuerliche.“ Das Ehepaar ist sich einig: Am besten schmeckt der kühle Genuss, wenn er frisch aufgeschlagen aus der Maschine kommt. Anschließend schockfrosten sie das Eis bei klirrend kalten minus 40 Grad. Das ist wichtig, damit die Wassermoleküle keine Kristalle ausbilden, was die Qualität mindern würde.
Von Beruf sind Nina und Klaus Sohl eigentlich Filmemacher. Für die Sender 3sat, Arte, WDR und ZDF drehen sie Dokumentarfilme und Reportagen aus den Bereichen Kunst und Kultur. Doch sie haben erkannt: „Die Fernsehlandschaft trägt uns nicht in die Rente, da das Genre nicht mehr so die Wertschätzung erfährt“, sagt Klaus Sohl.

Abwiegen, aufkochen, verrühren: Nina und Klaus Sohl testen gerne neue Eisvarianten.

Die Leidenschaft des Ehepaars gilt deshalb parallel der Kunst der Eisherstellung. Zehn Jahre reifte die Idee. Die Initialzündung zur Verwirklichung gab ein Film über die Dorfkäserei Geifertshofen. Bei den Dreharbeiten kamen sie mit Rudolf Bühler ins Gespräch. Durch ihn erfuhren sie von Schloss Kirchberg an der Jagst, das sich im Besitz der Stiftung Haus der Bauern befindet, deren Gründer Bühler und die Bäuerliche Erzeugergemeinschaft Schwäbisch Hall sind.
In der ehemaligen Schloss-Wäscherei fanden sie geeignete Räumlichkeiten. Ihr Eisprojekt packten sie so intellektuell wie möglich an, als ginge es um die Recherche für einen Dokumentarfilm.
Besonderer Geschmack
Zwei Jahre tauchten Nina und Klaus Sohl tief in die Materie ein, setzten sich mit Rohstoffen, Maschinen und Eistheken auseinander, besuchten Messen und Eislabore. Zudem erlernten sie das Handwerk in einer Berliner Eisfachschule.
Für ihre Produkte fanden sie eine vielversprechende Nische: „Demeter-Heumilcheis macht außer uns in Deutschland keiner“, weiß Nina Sohl, „Die Milch ist qualitativ um Welten besser, als jede andere.“ Der besondere Heumilch-Geschmack entsteht durch die Fütterung mit frischem Gras und getrocknetem Heu und den Verzicht auf Silage. Die Milch erhalten sie über die Dorfkäserei Geifertshofen. Künftig soll ihr Eis auch in den Kühltruhen ausgewählter Läden erhältlich sein, bereits jetzt beliefern die Eismacher mehrere Gastronomiebetriebe.

Die Zutaten wählt das Ehepaar sorgfältig aus und macht sich viele Gedanken über die Herkunft der Rohstoffe.

Hochwertige Rohstoffe
Verglichen mit den Eisdielen in der Region liegen sie mit 1,50 Euro pro Kugel über dem Durchschnitt. Die hochwertigen Bio-Inhaltsstoffe rechtfertigen den Preis, Priorität haben regionale Produkte. Ihre Lieferanten kennen die Sohls persönlich. Exotische Zutaten wie Vanilleschoten aus Ecuador, Chili aus Indien und sizilianische Bio-Zitronenschale beziehen sie von einem befreundeten Gewürzhändler, der Kontakt zu den dortigen Kleinbauern pflege und ein Händchen für Qualität habe.
„Unsere Rezepte verfeinern wir immer weiter“, schildert Klaus Sohl. Zudem entstehen in der moo Eismanufaktur laufend neue Eissorten, wie zum Beispiel Pistazie mit Meersalz oder Joghurteis mit Orangenvarigato. Sogar Kürbiseis gab es schon. „Wir probieren neue Ideen aus und wenn es uns schmeckt, bieten wir die Sorten an“, beschreibt Nina Sohl. Welche Varianten in der Verkaufstheke auf die Eisfans warten, ist stets eine Überraschung. Doch eins bleibt immer gleich: Das Eis schmeckt einfach moo!

sab