Bio direkt vom Feld – Im „Rumpelstühlchen“ wird eigenhändig ausgewählt, gewogen und bezahlt Jul01


Bio direkt vom Feld – Im „Rumpelstühlchen“ wird eigenhändig ausgewählt, gewogen und bezahlt

Es schellt keine Türglocke, es erklingt keine nervige Hintergrundmusik und an der Kasse gibt es kein stetes Piepsen des Preisscanners. Ruhe herrscht im „Rumpelstühlchen“. Anja Linzner und ihr Mann Andreas haben vor einem guten halben Jahr mitten in Burg-
bernheim ihren kleinen und feinen Bioladen „Rumpelstühlchen“ eröffnet. Ohne Verkauspersonal. Hier sucht der Kunde aus, wiegt und berechnet selbst. Das Geld kommt in einen Briefkasten. „Funktioniert bestens“, sagt Anja Linzner lächelnd.
Die Linzners betreiben einen Bauernhof im Nebenerwerb. Im Jahr 2016 haben sie komplett auf Bio umgestellt und sind Mitglied bei Bioland, einem der größten ökologischen Anbauverbände in Deutschland.

Gemüse in Emailschüsseln
Andreas und Anja Linzner haben fünf Kinder und leben im Bauernhaus mitten in Burgbernheim, gleich neben dem ehemaligen Tante-Emma-Laden, heute das „Rumpelstühlchen“ (in der Wassergasse 1). Im Oktober 2016 war Eröffnung. Anja Linzner betrieb zuvor in den Räumen schon einen Laden mit hergerichteten alten Möbeln und kreativem Zubehör.
So manches davon ist auch im „Rumpelstühlchen“ zu finden. Alte Bauerntische, ein Waschtisch oder blau lackierte Wäscheschränke sind hier die Supermarktregale – und zaubern eine besondere Stimmung in den Verkaufsraum mit freigelegtem Fachwerk.
In emaillierten Schüsseln präsentiert sich dem Kunden das Gemüse. Frische Salate in verschiedenen Varianten, Blumenkohl, Kohl-
rabi, Rettich, Radieschen, Frühkartoffeln und vieles mehr. Die Äpfel wachsen auf den etwa 100 Bäumen der Familie Linzner. Dazu gibt es diverses Obst, je nach Saison.

Alles aus eigenem Anbau
Und alles ist Bio. Auf etwa einem Hektar baut die Familie das Biogemüse an und das „Rumpelstühlchen“ ist der einzige Verkaufsort.
In jeder Schüssel ist der Preis für das jeweilige Gemüse vermerkt. Auf einem Beistelltisch gibt es eine Waage, Zettel und Stift, Taschenrechner und Papiertüten. Der Kunde berechnet den Preis für seinen Einkauf selbst. Das Geld kommt dann in den Briefkasten. Eine kleine Dose mit Wechselgeld steht bereit.
Am Anfang war sich Anja Linzner auch etwas unsicher, ob das Konzept aufgeht. „Aber es klappt bestens“, sagt sie. Das entgegengebrachte Vertrauen wissen die Kunden zu schätzen. „Ich finde im Briefkasten auch immer wieder nette Botschaften“, so Anja Linzner. Regelmäßig kommen zum
Beispiel Stuttgarter nach ihrem  Besuch in der Bad Windsheimer Therme zum Einkauf ins „Rumpelstühlchen“. Viele Stammkunden, aus Burgbernheim und der Umgebung, hat das Rumpelstühlchen bereits, „denn viele schätzen die unkomplizierte Einkaufsatmosphäre“, so Anja Linzner.
Neben dem Biogemüse, Obst und Bioapfelsaft aus den eigenen Äpfeln bestückt Anja Linzner ihren Bioladen auch mit einer kleinen Auswahl an Nudeln und Selbstgemachtem.
Im blauen Wäscheschrank aus Omas Zeiten stehen die Einmachgläser in Reih und Glied. Aufstriche, Konfitüren, Gemüsesaucen, Chutneys und Sirup sind nur eine kleine Auswahl. Auch hier ist alles Bio. „Die biologische Kette darf nicht unterbrochen werden“, sagt Anja Linzner. Die Gewürze oder der Essig, den sie verwendet, haben Bioqualität.

Rezeptideen zum Mitnehmen
Vier bis fünf Mal am Tag schaut sie in den Laden, der täglich, außer Sonntag, von 9 bis 19 Uhr geöffnet hat, und füllt bei Bedarf Gemüse und Obst wieder auf. An einer Wandtafel hängen saisonal passende Rezepte, handgeschrieben von Anja Linzner, die sich Kunden mitnehmen können. „Was man dafür braucht geht immer am besten“, erzählt sie.

Abwiegen, verpacken und bezahlen ist hier Vertrauenssache. Die Kasse ist ein Briefkasten.           Foto: am

Abwiegen, verpacken und bezahlen ist hier Vertrauenssache. Die Kasse ist ein Briefkasten.  Foto: am


Das „Rumpelstühlchen“ hat sich etabliert und wird weiter ausgebaut. Als nächstes gibt es Bioeier von Biohühnern. „Wir bauen einen mobilen Hühnerstall“, so Anja Linzner. Mit einer Art Zigeunerwagen ziehen die Hühner dann jede Woche auf eine neue Grasfläche.
In naher Zukunft soll zusätzlich zum „Rumpelstühlchen“ mit seinem Selbsteinkaufskonzept in der angrenzenden Scheune ein größerer Biomarkt entstehen. Erste Schritte haben die Linzners schon in die Wege geleitet. Hier soll dann ein Biovollsortiment, vorwiegend von regionalen Produzenten, im Angebot sein. Dann natürlich mit Verkaufspersonal – „und vielleicht einem kleinen Kaffee“, könnte sich Anja Linzner vorstellen.
Die stimmungsvolle Gestaltung der Räume mit selbst genähten Kissen und kleinen Geschenken das ist neben dem Biogemüse ihr Steckenpferd. Daher gibt es im „Rumpelstühlchen“ neben Salat, Sellerie, Früchten auch Leinenkissen mit bunten Applikationen von Segelbooten, schmucke Stoffanhänger oder fertig arrangierte und in Folie verpackte Geschenkkörbe. Und der Preis ist auch hier wieder Vertrauenssache. am