Bassgitarren – wie Gemälde Mai01


Bassgitarren – wie Gemälde

Peter Holstein sammelt Bassgitarren mit dem besonderen Etwas

Von der Stange ist hier nichts. Bassgitarren aus Großproduktionen kommen Peter Holstein nicht ins Haus. Was er sammelt, muss das gewisse Etwas haben.
42 Bassgitarren hat er. Ein Teil davon steht fein säuberlich arrangiert in der Ecke eines Zimmers, gut zehn Instrumente hängen an den Wänden seines Büros, die Lieblingsbässe stehen jederzeit griffbereit. Peter Holstein will seine Schätze im Blick haben. Nun ist dies nicht die erste Bassgitarrensammlung des passionierten Musikers.

Damit fällt man auf: Peter Holstein mit einem Peavey-Bass, der nach den Vorgaben von Randy Jackson entstand.

Damit fällt man auf: Peter Holstein mit einem Peavey-Bass, der nach den Vorgaben von Randy Jackson entstand.


Der erste Streich
Schon einmal hatte er gut 40 Ins­trumente zusammengetragen. Irgendwie war dann die Luft raus, er hat sie alle verkauft und sich ein Motarrad geleistet. „Das tut mir heute im Herz weh“, sagt er. Manche Raritäten wie zum Beispiel ein Alembic-Bass, die „Crème de la Crème“ des Bassbaus, sind unwiederbringlich verloren.
Nur eine Gitarre hat er behalten: einen Höfner-Bass, mit dem er als 17-Jähriger musikalisch gestartet ist. „Das war der Low-Budget-Anfang“, sagt Holstein lachend. Im Alltag ist er Geschäftsführer der Holstein Sprengstoff GmbH, leidenschaftlicher Motorradfahrer, Stadtrat in Rothenburg und als Sänger und Bassist unter dem Spitznamen „Horaz“ auf der Bühne zu Hause.
In der ersten Band, der Schulband, meinten seine Mitmusiker, er stünde als Sänger so allein vor dem Mikrofon, und haben ihm einen Bass umgehängt. So kam er zum Instrument. „Mein Spiel war von Anfang an sehr minimalis­tisch“, sagt Holstein und fügt lachend an: „Aber mit der steigenden Qualität der Bässe, wurde es etwas besser.“
Der „headless“-Bass von Frame ist längst eine gesuchte Rarität

Der „headless“-Bass von Frame ist längst eine gesuchte Rarität


Schönheit des Instruments
Peter Holstein sammelt die Bassgitarren nicht, um damit wie ein Wilder auf der Bühne zu rocken. Manche Instrumente kamen noch nie bei einem Konzert zum Einsatz. „Einen vernünftigen Grund zu sammeln gibt es nicht“, erklärt er. Das sei auch keine Geldanlage. „Die Bässe sind für mich wie Gemälde. Ich schaue sie einfach gerne an“, meint er.
Die Kriterien seiner Auswahl, in der ersten Sammlung wie in der jetzigen, folgen daher auch einem klaren Gerüst: Der Bass muss eine gewisse Exklusivität haben, von einer kleinen Firma stammen oder – noch besser – in Handarbeit von einer Bass-Manufaktur hergestellt worden sein, die Optik muss ihn überzeugen und das Instrument sollte einen knurrenden, für Rock geeigneten Sound haben.
Peter Holstein ist Rockmusiker und seit gut 10 Jahren mit „Time Out“ (die am 8. Mai bei der TSV-Oldie-Night spielen) als Bassist und Sänger auf der Bühne zu sehen.
Seit etwa 15 Jahren hat ihn die Sammelleidenschaft wieder gepackt. „Es gab Jahre, da habe ich drei bis vier Bässe erstanden“, erzählt er. Das Internet und die Plattform „Ebay“ waren in den Anfangsjahren eine wahres Füllhorn.„Mittlerweile ist der Markt ziemlich leergefegt“, sagt Holstein.
Die Bässe oder die jeweiligen Hersteller findet er zu 90 Prozent über das Internet. Wie die Instrumente letztendlich klingen, das weiß der Musiker erst, wenn er sie dann in Händen hat. „Ein gewisses Risiko, das man aber über Foren und Berichte von Musikern schon abschätzen kann“, so Peter Holstein.
Stundenlang saß er teilweise vor dem Computer, hat das Internet durchforstet, Berichte gelesen und recherchiert, was das Instrument wert sein könnte. „Und wenn es interessant ist, dann wird es geschossen“, erzählt er.
Sein „Lieblingsinstrument“ ist ein Bass der französischen Firma Vigier. „Ein sehr, sehr seltenes Stück, das ich ausnahmsweise mal im Laden bekommen habe“, so der Bassist. Stolz zeigt er den Carbonhals: „Sehr stimmstabil“, lobt er den knurrenden Sound.
Neben der „Vigier“ liegt eine Bassgitarre mit blauen Pinselstrichen auf dem Korpus: „Die stammt von der Firma Bogart, der Body ist aus Kunststoff gegossen, gebaut Anfang der 90er Jahre“, erklärt der Sammler und fügt lachend an: „Und sie passt prima zu meinen Batik­shirts.“
Die Raritätensammlung geht weiter mit einer Bassgitarre aus Amerika, von der Manufaktur Bales­trieri, die nach den individuellen Wünschen von Peter Holstein eigens für ihn gebaut wurde. „Die gibt es nur dieses eine Mal“, sagt er und dreht den Bass einmal um sich selbst.
Seine Sammlung folgt keiner speziellen Richtung – außer dem eigenen Geschmack und vielleicht einer Vorliebe für Vintage-Bässe. Ins Auge sticht daher ein pinkfarbener Bass. Ende der 80er Jahre hat Randy Jackson, der Bassist von „Journey“, gemeinsam mit der amerikanischen Firma Peavey den pinkfarbenen Bass als sogenanntes „Custom-Teil“ entwi­ckelt. Ganz klar, dass so was in die Sammlung gehört.
Ein ganz edles Stück:  Der Shark-Bass von Andreas Guitars.

Ein ganz edles Stück:
Der Shark-Bass von Andreas Guitars.


Eine Kopie als Rarität
Zu jedem Instrument hat Peter Holstein die passende Story: Ein „Zufallstreffer aus Ebay“ hat ihm eine besondere Kopie in die Hände gespielt. Die deutsche Manufaktur Marleaux im Harz stellt
in Handarbeit außergewöhnliche Bassgitarren her. Sein neuestes Modell hat der Hersteller einst ein Jahr später auf einer großen Musikmesse als Kopie gesehen, hergestellt von der US-Firma „Jackson Guitars“. Das Instrument war natürlich sofort vom Markt – aber seit einigen Jahren steht eine dieser Bassgitarren im Haus von Peter Holstein.
Kurios mutet auch ein dunkelblauer Bass der Hamburger Edelbass-Schmiede „Frame“ an. Der „Headless“, ohne Kopfplatte, war in den 90er Jahren angesagt. „Manche meinen, der wäre hässlich, aber beim Spielen hat er den Vorteil, dass er nicht kopflastig ist“, so Peter Holstein.
Shark-Bass als ganzer Stolz
Bassgitarren, die auf dem Markt nicht mehr erhältlich sind, die individuell angefertigt werden oder die sich vom kommerziellen Trend optisch abheben, haben es dem Sammler angetan.
Darunter auch eine eierschalenfarbene Bassgitarre der Firma „Mal’n Gal“ mit kurzem Griffbrett (short scale). Die Form ist sehr speziell, die Farbe auch. Peter Holstein ist von dem Instrument begeistert. Auf der Homepage des Herstellers ist sogar ein Foto von „Peter from Germany“ mit Bassgitarre zu sehen.
Sein ganzer Stolz ist eine Bassgitarre des österreichischen Bassbauers Andreas Pichler. Ewa 400 Instrumente hat Pichler gebaut, darunter nur wenige, ganz exklusive Bässe. „Shark-Bass“ nennt sich das Instrument, die Form erinnert vage an einen Hai. Das Griffbrett ist aus Aluminium, das Holz edel geflammt. „Dieser Bass ist ultra, ultra selten“, erklärt Holstein und fügt an, „das war ein Haben-Muss-Teil.“ Im Moment ruht seine Sammelleidenschaft. „Ich bin glücklich mit dem, was ich habe“, sagt Holstein zufrieden. am

In der nächsten Ausgabe lesen Sie von einer Büchersammlung zum Thema Backen mit etwa 3100 Exemplaren.