Basel Alkhtib bei „Anra“ Nov09


Basel Alkhtib bei „Anra“

Integration gelungen, müsste es für Basel Alkhtib heißen. Im August 2015 kam der 23-jährige Syrer nach Rothenburg. In seiner Heimat studierte er zuerst drei Jahre Fashion Design, danach englische Literatur. In Deutschland hat er von Beginn an als Übersetzer für andere Flüchtlinge geholfen. Gleich nach seiner Ankunft in Rothenburg erledigte er in der Kleiderkammer des AK-Asyl Schneiderarbeiten.
Anett Perner, Inhaberin von „Anra-Mode“, ist dort auf den sympathischen und gut ausgebildeten Mann aufmerksam geworden, und hat ihn für ein vierwöchiges Praktikum in ihr Unternehmen geholt. Die Unternehmerin war begeistert und heute ist Basel Alkhtib als Teilzeitkraft fest angestellt. Vormittags besucht er den Inte-
grationskurs, nachmittags näht und entwirft er bei „Anra“. Seine Modelle waren bereits auf einer Modenschau zu sehen, nun soll es eine Kollektion mit Abendkleidern von ihm geben.
Sein Deutsch wird immer besser, im Team des Unternehmens ist er voll integriert und von der Chefin wird er als eine Art Ziehsohn aufgenommen. Er lebt mittlerweile in einer eigenen Wohnung in Rothenburg.
Aber auch wenn er sich wohl fühlt und dankbar für die Chance ist, bleibt in ihm eine Zerissenheit. Basel Alkhtib wollte Syrien, seine Heimat und seine Familie eigentlich nicht verlassen. Sein Vater starb im Bombenhagel und er hätte beim syrischen Militär kämpfen müssen. Also ist er über den Seeweg auf einem kleinen Boot mit 42 Personen geflohen. „Das war sehr gefährlich“, erzählt er. Von der Türkei kam er über Griechenland und Mazedonien nach Passau. „Ich war sieben Tage unterwegs, ohne Schlaf und Essen“, erzählt er. Familie und Freunde haben das Geld für die Flucht zusammengelegt. Diese tiefe familiäre Verbundenheit fehlt ihm.
Noch ist sein Asylstatus nicht geklärt. Außerdem enstpricht sein Abschlusszeugnis, auch wenn es ein internationales Dokument ist, nicht den Anforderungen in Deutschland. „Ich habe ihm empfohlen noch eine Ausbildung in Deutschland zu machen und sich mehr Wissen anzueignen“, erklärt Anett Perner. Basel Alkhtib empfindet es momentan noch schwierig, das völlig neue Leben in Deutschland in die richtigen Bahnen zu leiten. „Anett ist dabei mein Schlüssel zu Deutschland“, sagt er. Seine „little mama“, wie er sie nennt. Betrachtet man die Fakten, ist er integriert: er hat Arbeit, spricht Deutsch, hat Freunde und eine eigene Wohnung. Nur seine Seele sei noch nicht recht angekommen, meint er. am