Auf großer Fahrt Aug01


Auf großer Fahrt

Hans-Karl Frei: Geschäftsmann, Wanderer und „Seefahrer“

Man denkt, man kennt die Menschen, aber meist kennt man nur einen kleinen Ausschnitt. Hans-Karl Frei zum Beispiel: Der Konditor, Unternehmer, vielleicht noch der Handballer oder in jüngster Zeit der Wanderführer kommen da ins Gedächtnis. Was aber ist mit dem Segler Frei? Den kennen nur die wenigsten. Hans-Karl Frei könnte, wenn er wollte, morgen in See stechen und die Welt umsegeln. Das Rüstzeug dazu hat er sich in den letzten knapp 40 Jahren erarbeitet.
Wie kommt nun ein Rothenburger, sozialisiert durch das knietiefe Wasser der Tauber mit keinerlei Schiffen, zum Segeln? Erstmal gar nicht. Mit Wind und Wasser hatte Hans-Karl Frei nichts am Hut.
Frei, Jahrgang 1947, ist in der Galgengasse aufgewachsen. Sein Elternhaus wurde von den Bomben im Krieg zerstört. „Als Kind habe ich in den Ruinen gespielt“, erinnert er sich. Im Eckhaus in der Galgengasse, wo später das Café mit Konditorei war, betrieb schon sein Großvater eine Bäckerei. Er hat das Haus nach der Zerstörung wieder aufgebaut und auch sein Vater entschied sich für das Bäckerhandwerk. Hans-Karl Frei hat die Tradition leicht verändert und nicht Bäcker, sondern Konditor in Ansbach gelernt.
Nach dem Wehrdienst bei der Bundeswehr führte es ihn nach Bad Reichenhall ins bekannte Café Dreher am Kurpark. Er war als Konditor tätig, der Chef der Pralinenproduktion und er hat dort seine Frau Monika kennengelernt.

ROTOUR: Monika und Hans-Karl Frei im Café in der Galgengasse

Monika und Hans-Karl Frei in ihrem Café. 40 Jahre lang haben sie Torten, Pralinen und andere Leckereien in der Galgengasse verkauft. Foto: am

Erfolg im eigenen Betrieb
Zu Beginn der 70er Jahre ist das Paar nach Rothenburg zurückgekommen. Frei hat zwei Saisons lang im Baumeisterhaus gearbeitet, die beiden haben geheiratet und sich entschlossen, die Bäckerei der Familie, die nach dem Tod des Vaters 1956 verpachtet wurde, zu übernehmen.
Sie haben umgebaut, Laden und Café eingerichtet, und 1973 ihr Geschäft eröffnet. Mit gerade mal 25 Jahren und ohne familiäre Unterstützung. „Wir haben das ganz alleine gestemmt“, so das Ehepaar.
Über 40 Jahre lang führten sie das Café Frei in der Galgengasse. Immer wieder haben sie um- und angebaut: die Backstube erweitert, das angrenzende Haus zugekauft, teils unterkellert, Fremdenzimmer, Ferienwohnung und Frühstücksraum eingerichtet. Torten, Pralinen, selbst gemachtes Eis, Florentiner – das Café Frei legte Wert auf ein besonderes Sortiment. „Wir hatten da viel in Reichenhall gelernt“, erinnert sich Frei.
Hans-Karl und Monika Frei haben drei Kinder, aber letztendlich wollte keines davon das Geschäft übernehmen. Eine 7-Tage-Woche, wenig Zeit und viel Verantwortung, dafür muss man leben. Also haben sie 2014 alles verkauft und genießen nun die gewonnene Zeit – und zwar mit vielfältigen Beschäftigungen.
Einmal die Woche sind sie auf ihrer Yacht am Altmühlsee. Die Dehlya 25, mit 7,60 m Länge eines der größten Segelschiffe am Altmühlsee, liegt jederzeit startbereit. Wenn sie möchten, können sie sogar darauf übernachten. „Der Altmühlsee ist mir heute groß genug“, antwortet Hans-Karl Frei auf die Frage, ob es den Segler nicht in ferne Gewässer zieht.
Seine Leidenschaft für die schnittige Fahrt im Wind begann Anfang der 80er Jahre. Das Geschäft ließ ihm keine Zeit mehr für den Sport. Als junger Mann hat er beim TV Rothenburg (und auch in Bad Reichenhall) begeistert Handball gespielt.

Rennen in der Jolle
Nun war er auf der Suche nach einem sportlichen Ausgleich, den er bei freier Zeiteinteilung, unter der Woche und auch allein machen konnte. „Da habe ich 1981 eine Anzeige vom Yacht-Club Ansbach für die Ausbildung zum Segelschein gesehen“, erzählt er. Und damit ging es los. Er hat den Segelschein „Binnenfahrt für Yachten unter Segel und Motor“, dann den Sportbootführerschein und 1987 den BR-Schein für Küstenfahrt bis 12 Seemeilen gemacht. „Natürlich habe ich ein Boot gebraucht“, sagt Frei schmunzelnd.
Seine erste sportliche Jolle, ein Korsar mit etwa 5 m Länge, lag am Dennenloher See. „Wir haben dort Regatten mit bis zu 40 Booten ausgetragen“, erinnert sich der Segler. Später zog er sein Boot an den Altmühlsee um. Mit der Zeit wurden die Segelboote immer größer, auch wenn zwischenzeitlich ein Sturmschaden mal „etwas die Luft rausnahm“. Frei hat sich in seiner Leidenschaft nicht beirren lassen.
„1988 wollte ich es dann wissen“, erzählt er. Beherrscht er mit seinen Kenntnissen eine zwölf Meter lange Segelyacht? Frei charterte als Skipper ein Boot und ging mit einer handvoll anderer Männer auf den ersten Segeltörn. Das war ein voller Erfolg und seitdem war er jedes Jahr als Skipper unterwegs.
Zu Kroatien hat er eine besondere Verbindung: Dort führte schon die Hochzeitsreise hin und die Familie fährt seit Jahrzehnten (auch in Krisenzeiten inmitten eines Militärkonvois) nach Kroatien in den Urlaub. Mit dem Segelboot hat er „von oben bis unten“ alles abgegrast.
Außerdem führten ihn die insgesamt 30 Segeltörns als Skipper nach Griechenland, in die Türkei, nach Italien, Korsika, Sardinien, Elba oder Malta. „Das waren stets reine Männerrunden“, erzählt Hans-Karl Frei. Sein Bruder, Rothenburger Freunde oder Segelkollegen kamen in den Genuss der perfekt vorbereiteten Tour. Frei hat die Reise geplant, die Seekarten organisiert, die Yacht vor Ort gechartert. Mit etwa acht Knoten legte das Segelschiff rund 35 Seemeilen am Tag zurück.
An Bord hat die Gruppe gewohnt und gefrühstückt. Zum Essen ging es in die Hafenstädte. Hans-Karl Frei hat viele schöne Erinnerungen an die Touren. Im vergangenen Juni hat er als 30. Tour seinen allerersten Segeltörn mit drei Freunden nochmals in umgekehrter Richtung unternommen.

ROTOUR: Hans-Karl Frei auf großer Fahrt ns-Karl Frei auf großer Fahrt

Skipper Hans-Karl Frei: Die Inselwelt Kroatiens kennt er wie seine Westentasche. Foto: Privat

Navigieren wie ein Profi
„Ein gewisser Ehrgeiz ist schon da“, sagt Hans-Karl Frei. Dass er ein guter Segler ist, war klar, aber er wollte in seinem Hobby alle Möglichkeiten ausschöpfen. Also hat er bereits 1991 den BK-Schein große Küstenfahrt bis 30 Seemeilen gemacht und im Jahr 2000 noch den Sporthochsee-Schifferschein für weltweite Fahrt darauf gepackt. Mehr geht nicht im sportlichen Segeln.
Jeder der Scheine war gekoppelt an Erfahrungen und bedurfte einer langwierigen Ausbildung. Zum Beispiel benötigte Frei zur Zulassung für den Sporthochsee-Schifferschein den Nachweis von 2 000 gefahrenen Seemeilen und ist einmal die Woche zum Unterricht nach Schweinfurt gefahren.
Alle seine Segelscheine hat er noch in seiner aktiven beruflichen Zeit gemacht. „Wenn nicht viel los war, habe ich im Büro schnell in die Bücher geschaut“, erinnert er sich. Auch seine Frau und sein Sohn, der eine Zeit lang im Betrieb war, haben ihm den Rücken frei gehalten, damit er lernen konnte.
Die Astronavigation mit Sextant (er hat einen eigenen) beherrscht er daher ebenso wie die Navigation mit Karte. Auch wenn die heutigen Yachten alle mit moderner Technik ausgestattet sind, „navigiere ich jeden Törn mit der Karte mit“, so Frei.
Seit fünf Jahren genießt Hans-Karl Frei nun seinen Ruhestand. Neben regelmäßigen Törns mit der Yacht am Altmühlsee wird es ihm und seiner Frau aber auch an Land nicht langweilig. „Auf dem Sofa sitzen, das ist nicht meins“, sagt Frei, der seit etwa 30 Jahren auch politisch engagiert ist. Einige Jahre war er in der Vorstandschaft des Kreisverbands Ansbach der Freien Wähler aktiv und ist nach wie vor Mitglied der FRV Rothenburg.
Im Jahr 2015 hat ihn Franz Metschl angesprochen, ob er sich nicht bei den Mittwochswanderern, die Metschl 25 Jahre leitete, engagieren möchte. Frei hat die Aufgabe mit Unterstützung von fünf Wanderführern, die sich die wöchentlichen Wanderungen aufteilen, übernommen. Immer am ersten Mittwoch im Monat führt er die Gruppe selbst. Außerdem organisiert er die jährlichen Tagesausflüge und Feierlichkeiten.

Kenner der heimischen Natur
Ebenfalls seit 2015 hat er die Leitung der „Ruhelosen Rentner“, der Seniorenwandergruppe des Deutschen Alpenvereins, übernommen und ist außerdem in die Frühjahrswanderwochen in Rothenburg eingebunden. Die Region rund um Rothenburg kennt er wie seine Westentaschen. Für den Fränkischen Albverein ist er seit 2016 als Wegemeister tätig, ebenso seit 2017 für den Schwäbischen Albverein als Wegwart. Er markiert Wanderwege, schneidet den Überwuchs aus und kontrolliert die Wege im Bereich Rothenburg.
Bleibt doch mal Zeit für einen ruhigen Nachmittag, dann sitzt er mit seiner Frau Monika gerne im Rosen-bewachsenen Garten rund um ihr Haus in Rothenburg und lehnt sich mal zurück. Und siehe da: Um den Hals trägt er eine goldene Kette mit Delfin-Anhänger. 
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