Rätsel enthüllt – Neue Erkenntnisse in Krailshäuser Kirche Jan08

Rätsel enthüllt – Neue Erkenntnisse in Krailshäuser Kirche...

Klein aber oho: Es gibt Neues aus der Martinskirche in Krailshausen, einem Weiler nördlich von Schrozberg. Zu verdanken ist das zwei engagierten Wissenschaftlerinnen: Rosemarie Wolf aus Kirchberg an der Jagst und Anja Lechner aus Satteldorf-Ellrichshausen nahmen die Kirche unter die Lupe. „Die Ergebnisse haben uns überrascht. Wir hatten keine Ahnung“, sagt der Schrozberger Pfarrer Leiberich. „Was für ein Geschenk für unsere Gemeinde!“ Eine wechselvolle Geschichte liegt hinter dem rund 1 000 Jahre alten Kirchlein, dessen Nordwand eine rätselhafte Malerei ziert. Jetzt ist ein wichtiger Teil gelöst. Bis dato war unklar, was die farbigen Bilder zeigen, die um 1 400 entstanden sein müssen. „Irgendeinen Bischof“ oder „den heiligen Christophorus“, lauteten Mutmaßungen. „Sankt Martin“, klärt Rosemarie Wolf auf. Eigentlich logisch, da es sich ja um eine Martinskirche handelt. Aber auf den ersten Blick ist der Heilige schwer zu erkennen, nicht nur, weil die Malerei stark beschädigt ist. Dargestellt ist hier nämlich nicht die berühmte Mantelteilung, als der Bischof von Tours einem frierenden Bettler die Hälfte seines Umhangs schenkte. Die Krailshäuser Wand zeigt eine weniger bekannte Legende: Sankt Martin wollte eine dem Teufel geweihte Fichte fällen. Die Bauern und Heiden widersetzten sich und stellten ihm ein Ultimatum: „Wenn du wirklich Vertrauen in deinen Gott hast, so wollen wir diesen Baum zum Fallen bringen, du aber fang ihn auf!“ Die Fichte neigte sich bereits gegen Martin. Doch sie fiel in die andere Richtung. Dieses Wunder soll die Bauern zum Glauben bekehrt haben. In diesem Kontext identifizierte Rosemarie Wolf den Martin. Sie hat noch mehr enthüllt: Direkt über einer Darstellung des heiligen Ägidius und der Muttergottes erkannte sie Pilger, deren Ziel möglicherweise die heilige Ottilie ist. „Es ist ungewöhnlich, dass ein Pilgerzug in so einer abgelegenen, vergessenen Kirche dargestellt ist“, informiert sie. „Das hat eine Bedeutung, die bisher nicht wissenschaftlich zu...

JAN/FEB Jan08

JAN/FEB

Kultur Editorial: Offenheit Die Rothenburger Schneeballen Neue Entdeckung in Krailshausen Erstes Festival zum Träumen Wissen rund um Hildegard von Bingen Fasching mit den Druden in Schopfloch Veranstaltungen Mittelaltermarkt in Kirchberg Musik in den Gassen Programm am Weltgästeführertag Ausgehtermine Rund um die Frankenhöhe Wohin im Hohenloher Land Wirtschaft Panoramafoto: Die Wandelbahn Mit dem Ballon über die Alpen Digitaler Zwilling von SG-Engineering Hakro macht Kleidung mit Werten Information Rundgang durch die Jahrhunderte A walk through centuries Sehenswert in der Umgebung Service Wohin ausgehen in Rothenburg? Sehenswürdigkeiten deutsch/englisch Übersicht der Anzeigen Impressum Auf zum Spieleabend in Insingen Gesellschaft Personalia: Günter Oberndörfer Westernreiter in Rothenburg Clemens Nähr pflegt die Frankenhöhe Schnappschuss: Biss in die Kugel Szenegeflüster: Kunst im Wechselraum Das Veranstaltungsportal Eventx wächst TITELBILD: Schneeball im pudrigen Wintersturm Foto:...

Besondere Spezialität – Traditionsgebäck: Schneeballen Jan08

Besondere Spezialität – Traditionsgebäck: Schneeballen...

Wer braucht schon Schnee im Winter, wenn er das ganze Jahr über Schneeballen hat? Rothenburg kann das von sich behaupten. Tausende von Schneeballen werden hier über das Jahr gebacken, denn das Rothenburger Gebäck hat immer Saison. Auch im Sommer. Die runden Kugeln sind die bekannteste Spezialität in der Tauberstadt – kommen aber eigentlich vom Land. Schneeballen waren schon immer etwas Besonderes. Der älteste Beleg dafür wird heuer 300 Jahre alt. Im Rothenburger Stadtarchiv liegt die Rechnung des Wildbadwirts Georg Simon Kern vom 8. September 1719. Unter den Müllern im Taubertal gab es immer wieder Streitigkeiten und daher begab sich der Rothenburger Rat 1719 auf eine zweitägige Mühlenvisitation. Zum Abschluss gab es beim Wildbadwirt ein herrschaftliches Essen mit gebratenen Hasen, Karpfen, Wein, Bier und einer Schüssel Schneeballen. Diese schlägt mit 32 Kreuzer zu Buche. Im Vergleich dazu: Die Karpfen kosteten nur 30 Kreuzer. Ein weiterer historischer Beleg findet sich im Haushaltsbuch „Der Hausvadder“, das im Dorfmuseum Weikersheim liegt. Dort ist ein Schneeballenrezept aus dem Jahr 1722 publiziert. Der Schneeballen hat also mindestens 300 Jahre auf dem Buckel, wahrscheinlich sogar mehr. Wissenschaftlich erforscht ist der Beginn der Schneeballenbäckerei nicht, sondern nur Erzählungen und Erinnerungen lassen Rückschlüsse zu, wie es einst begonnen hat. Rosemarie Blechschmidt aus Archshofen bei Creglingen ist mit dem Gebäck groß geworden. Zur Aussteuer hat sie ein Schneeballeneisen bekommen. Das war Tradition. Seit über 30 Jahren backt sie mittlerweiler Schneeballen auf Nachfrage. Gelernt hat sie es von ihrer Mutter. „Schneeballen wurden zu Konfirmationen und zu großen Festen gebacken“, erzählt sie. Üblich war das Aussenden eines Bündels um sich für die Geschenke zu bedanken. „Wie auf einem Tablett haben die Kinder damals noch Kuchen und Gebäck ausgetragen. Da durfte der Schneeballen nicht fehlen“, erinnert sie sich. Auf dem Kohleherd und in kleinen Töpfen haben die Frauen einst das Festgebäck hergestellt. „Das Fett hat geschäumt und das Backen war eine heikle Angelegenheit“, erzählt sie. Der gelungene Schneeballen war ein Aushängeschild für die Backfertigkeit der Hausfrau. Der Teig war einst sehr mächtig, mit viel Butter und Schmand. Rosemarie Blechschmidt hat das alte Rezept daher ein wenig angepasst. Auf etwa 50 Schneeballen kommen 30 Eigelb, zwei Eier, Mehl, Puderzucker, ein Becher Sahne und fast genauso viel Schnaps. Der Teig wird ausgewellt, gerädelt, in der offenen Hand locker gegriffen und dann geht es ab ins Schneeballeneisen. Je fünf Minuten wird der Mürbeteig im Fett gebacken, danach kühlen die Kugeln aus und werden mit Puderzucker bestäubt. Vom Land in die Stadt In Rothenburg verkauft die Bäckerei Striffler seit 1927 Schneeballen. Florian Striffler führt das Familienunternehmen mit Hauptgeschäft in der Unteren Schmiedgasse, mitten in der Altstadt, in der vierten Generation. „Mein Uropa hat mit dem Backen der Schneeballen begonnen“, erzählt er. Schneeballen wurden auf dem Land nur zu bestimmten Festen hergestellt. Als Fritz Stiffler vor über 90 Jahren begann, sie in der Bäckerei herzustellen, konnte man das Gebäck unabhängig von Festen auch in der Stadt kaufen. Florian Striffler hält sich, wie sein Opa und sein Vater, genau an das Rezept des Uropas. „Das Zwetschgenwasser ist ganz wichtig“, erklärt er. Von April bis Dezember ist im Geschäft in der Altstadt Schneeballenhochzeit. Täglich fünf bis sechs Stunden wird das mürbe Gebäck hergestellt. „Etwa 80 Prozent der Schneeballen kaufen Touristen“, ist die Erfahrung von Florian Striffler. Damit die Herstellung zügig voran geht, hat der Metallbauermeister Michael Kastner für die Rothenburger Bäcker spezielle Schneeballenkörbe entwickelt und fertigt diese aus Edelstahl. Bis zu zwölf Schneeballen können so in einem Arbeitsschritt gefertigt werden. Eine Besonderheit sind auch die kleinen Schneeballen, die es seit gut zehn Jahren gibt. Auch dafür stellt er in Handarbeit Körbe für die Bäcker her und ebenso einzelne Schneeballeneisen, die einen Durchmesser von 6 cm haben und die es nur bei ihm gibt. Das Angebot an Schneeballen ist mittlerweile groß. Alle Bäcker haben sie im Angebot und nicht immer gefällt den Einheimischen, was sie da im Fenster sehen. In den buntesten Farben leuchten die Kugeln mitunter. Roter Zuckerguss ziehrt...

Offenheit Jan08

Offenheit

Lieber Leser, sind Sie bereit für den Neustart ins Jahr 2019? Ein Jahreswechsel bietet immer die Chance, Altes hinter sich zu lassen und Neues anzugreifen. Mit etwas Offenheit lassen sich ausgetretene Pfade verlassen – und schon wird es wieder spannend. Zum ersten Mal findet in Rothenburg das Festival „Träumen und Machen“ (Seite 16) statt, das genau hierfür die besten Anregungen und Ansprechpartner bereit hält, und noch dazu kostenlos ist. Noch mehr Inspiration finden Sie auf Seite 60: Eher im Stillen wurde vor einigen Jahren die Firma SG-Engineering gegründet. Mittlerweile ist das Team kräftig angewachsen und gemeinsam mit zwei Partnern macht sich die Rothenburger Firma auf, den digitalen Zwilling, ein vielversprechendes Zukunftsprojekt, zu entwickeln. Offenheit muss aber nicht unbedingt mit bahnbrechenden Ideen zu tun haben, sondern kann sich auch aus Vergangenem speisen. Günter Oberndörfer spürt seit mehr als 40 Jahren prähistorischen Spuren in der Region nach. Sein Blick war stets offen für das Vergangene, aber auch für die Zukunft. Die einzigartige Sammlung geht nun in die Archäologische Staatssammlung nach München (Seite 90). Und wie Sie schon an unserem Titelbild sehen können, möchten wir ihnen mit Rotour auch einen ganz besonderen Ball zuspielen – den Rothenburger Schneeball. Lesen Sie ab Seite 5 was es mit den Kugeln auf sich hat. Und wenn Sie mögen, probieren sie welche. Ihre Offenheit könnte hier aber auf ganz besondere Herausforderungen stoßen. Ihre Andrea...