Vernetzen und helfen
2. Juli 2025
Vernetzen und helfen
Die Selbsthilfekontaktstelle „Kiss“: Ein versierter Ansprechpartner
„Selbsthilfe ist ein eher stilles Angebot“, sagt Margit Kaufmann, Leiterin der Selbsthilfekontaktstelle „Kiss“ in Ansbach. Sie erlebt immer wieder, dass Menschen, die anderen Betroffenen helfen, viel Herzblut, Empathie und Engagement investieren. Das gehört gewürdigt.
„Kiss Ansbach“ ist eine von sechs Selbsthilfekontaktstellen in Mittelfranken und zuständig für die Stadt Ansbach und den Landkreis. Somit auch für Rothenburg. Der gemeinnützige Verein „Kiss Mittelfranken e.V.“ wird von der Arbeitsgemeinschaft der Krankenkassen sowie aus Zuschüssen von Städten und Landkreisen finanziert. „Insgesamt betreuen wir von „Kiss Ansbach“ 115 Selbsthilfegruppen“, erzählt Margit Kaufmann. 14 davon sind in Rothenburg angesiedelt.
Hilfe bei Neugründung
Neben der Unterstützung laufender Gruppen bei Problemen und Fragen steht Margit Kaufmann auch beratend beim Aufbau neuer Selbsthilfegruppen zur Seite. „Ich komme zu Beratungen vor Ort und bin auch während der Gründungsphase immer wieder präsent“, so die Sozialpädagogin. Sie hilft bei der Raumsuche, bei der Vernetzung mit Betroffenen oder auch bei der Pressearbeit. „Ich unterstütze aber nur so viel wie nötig“, ist ihr wichtig.
Margit Kaufmann weiß, wie enorm die Leistung der Ehrenamtlichen in den Selbsthilfegruppen ist. „Die Menschen kümmern und sorgen sich umeinander“, so ihre Erfahrung. Nach einer Diagnose beim Arzt folgt oftmals das Gefühl der Hilflosigkeit. Der Selbsthilfegedanke‚ ich bin nicht alleine mit meinem Thema, kann nun auffangen.
Egal ob Betroffene oder Angehörige – im geschützten Raum der Selbsthilfegruppe treffen sie auf Menschen mit ähnlichen Erlebnissen. „In den unterschiedlichen Gruppen sind sehr erfahrene Menschen engagiert“, so Margit Kaufmann.
Wichtig ist aber abzugrenzen, dass Selbsthilfegruppen kein medizinisches oder psychologisches Angebot ersetzen. „Betroffene helfen anderen Betroffenen, die Gruppe ist nicht professionell angeleitet und es darf kein finanzielles Interesse geben“, so die Ansbacher Kiss-Leiterin.
Bei Margit Kaufmann laufen die Fäden zusammen. Menschen mit einer seltenen Krankheit rufen an und hoffen auf die Vermittlung einer passenden Selbsthilfegruppe. Manche Betroffene wollen dagegen ganz bewusst mit einer Gruppenneugründung aktiv werden.
„Vor einiger Zeit erreichten mich mehrere Anfragen für Selbsthilfe bei Depressionen“, erzählt Kaufmann. Die bestehenden Gruppen waren voll und da sich die Anfragen häuften, wurde eine Selbsthilfegruppe „Depressionen Ü 60“ neu gegründet.
Der Sozialpädagogin fällt auf, das aktuell das Thema Einsamkeit immer mehr an Bedeutung gewinnt. „Und nicht nur bei Älteren, ganz im Gegenteil“, gibt sie zu bedenken. Daher gab es mehrere Gruppenneugründungen wie beispielsweise „Walk & Talk“ in Rothenburg.
Online-Angebot
Manche Erkrankungen machen eine Teilnahme vor Ort schwierig und daher gibt es auch Online-Angebote. Ganz neu ist die Selbsthilfegruppe „Sepsis“, die Cornelia Sichermann aus Heilsbronn, selbst eine Betroffene, gegründet hat. Die Gruppe ist im Juni im Online-Format gestartet. „Wir stellen dafür eine datenschutzkonforme Plattform zur Verfügung“, sagt Margit Kaufmann.
Gruppen entstehen und vergehen auch wieder, da sie ein freies und zwangloses Angebot sind, das auf Erfahrungsaustausch beruht. Einmal im Jahr treffen die Gruppen bei einem Regionaltreffen zusammen. Finanzielle Unterstützung (bei Telefonkosten, Raummiete, Flyern u.ä.) können Selbsthilfegruppen über den „runden Tisch Mittelfranken“ erhalten. Die Selbsthilfegruppenförderung wird von den Kiss-Mitarbeiterinnen in Nürnberg betreut. am
Kiss Ansbach, Tel: 0981-9722480, ansbach@kiss-mfr.de