Geflieste Visionen Mrz09


Geflieste Visionen

Hendrik Hiller geht mit „Artefakt“ neue Wege im Fliesenlegerhandwerk

Ein handwerklicher Job ist ein toller Beruf. Hendrik Hiller ist Meister im Fliesenlegerhandwerk und hat 2020 seine eigene Firma „Artefakt Fliesen“ in Rothenburg gegründet. Er denkt seinen Job und sein Unternehmen mit frischen, zeitgemäßen und gerne auch ein wenig verrückten Ideen. Räume mit Fliesen zu gestalten ist für ihn wie Kunst. Auf seinem Schreibtisch am neuen Firmensitz in der Dr.-Bühler-Straße 17 liegen Musterplatten mit englischen Fliesen. Ein handgemachter Traum mit haptischer Note. Er erzählt von Aufträgen, wo er in einer alten Mühle Fliesen in Betonoptik in einer Größe von 1 x 1 Meter verlegt hat, oder zeigt Bilder eines Wohnzimmerbodens mit Feinsteinzeugfliesen in Rostoptik. „Wir können gleichzeitig mit den Fliesen auch eine Fußbodenheizung einplanen und verlegen“, so Hiller.

Hendrik Hiller geht mit besonderen Ideen ans Werk: In einer alten Scheune entsteht ein Veranstaltungsraum mit ganz individueller Note. Der geflieste Boden ist eines der zentralen Elemente. Foto: Privat

Hendrik Hiller geht mit besonderen Ideen ans Werk: In einer alten Scheune entsteht ein Veranstaltungsraum mit ganz individueller Note. Der geflieste Boden ist eines der zentralen Elemente. Foto: Privat


Ein Stichwort beflügelt
Was immer er realisiert, am Anfang steht stets die Vision oder der Wunsch der Kunden. Seine Philosophie geht sogar noch ein Stückchen weiter: Die gestalterischen Möglichkeiten mit Fliesen haben mittlerweile ein so breites Spektrum erreicht, dass der Laie dies gar nicht fassen kann. Ein Stichwort an den Profi setzt somit einen kreativen Prozess frei. Ob nun thematisch englischer Jugendstil mit den Fliesen einziehen soll, ob es hochmodern oder lieber natürlich aussehen soll oder einfach die Lieblingsfarbe in Szene gesetzt wird, Hendrik Hiller lässt diese Visionen zu gefliesten Realitäten werden. Dafür greift er auf ein Netzwerk von über 150 Fliesenherstellern in ganz Europa und darüber hinaus zurück.

Diese guten Kontakte sind eine Reminiszenz an die Familientradition. „Mein Großvater gründete 1968 das Familienunternehmen ‚Fliesen Jörke‘“, erzählt Hiller. Seine Eltern führten es weiter und er selbst hat hier seine Lehre, seinen Meister und weitere Ausbildungen gemacht. Im Jahr 2011 wurde er als Bundessieger der Fliesen-, Platten- und Mosaiklegergesellen ausgezeichnet; 2014 hat er seine Meisterprüfung abgelegt und 2016 mit einer Vollzeitausbildung an der Akademie für Unternehmensführung in Würzburg den Betriebswirt draufgesattelt. Dafür erhielt er den Meisterpreis der Bayerischen Staatsregierung.

Seit 2018 ist er Dozent an der Bayerischen Bauakademie in Feuchtwangen und wurde 2020 in den Meisterprüfungsausschuss der Handwerkskammer Mittelfranken berufen. „Das kam überraschend und war eine große Ehre für mich“, sagt er. An der Bauakademie unterrichtet er den Praxiskurs zur Vorbereitung auf den Meisterabschluss. Im Prüfungsausschuss bewertet er dann die Schüler. Er hat somit ein großes Netzwerk und ist nah dran an frischen Ideen und Neuerungen.

Um seine Ideen frei umsetzen zu können, beschloss er im Jahr 2020 vorerst eigene Wege zu gehen und gründete „Artefakt“. Im Laufe dieses Jahres wird nun das operative Geschäft des Familienunternehmens „Fliesen Jörke“ zu „Artefakt Fliesen“ übergehen. Seit Januar gibt es den eigenen Firmensitz in der Dr.-Bühler-Straße und die ersten drei Mitarbeiter, alle ausgebildete und erfahrene Fliesenleger. Hiller bietet bei „Artefakt“ Praktika an und will in Zukunft Lehrlinge ausbilden.

Hendrik Hiller liebt Herausforderungen. In der Welt der Fliesen hat er kreative Ideen. Foto: am

Hendrik Hiller liebt Herausforderungen. In der Welt der Fliesen hat er kreative Ideen. Foto: am


Die Aufträge des neuen Handwerksbetriebs kommen aus allen Sparten: privat, gewerblich, aus der Industrie. Hiller und seine Kollegen haben Backstuben gefliest, in Hotels gearbeitet, Altbauten saniert, schicke Bäder in historischen Gebäuden realisiert. Für jeden Wunsch, für jede Herausforderung wird die passende Lösung gesucht. Für Hendrik Hiller gibt es einen „Fliesenlegernotfall“: Wenn ein Bad barrierefrei umgebaut werden muss, dann drängt meist die Zeit. Das geht von der Anpassung der Duschecke bis hin zur kompletten Neugestaltung. „Es ist mir wichtig, dass wir da auch schnelle Hilfe anbieten“, so der Firmenchef.

Prinzipiell gibt es nichts, was der Fliesenleger nicht umsetzen kann. Fliesenarbeiten in und am Haus, Treppenläufe und Stufen, Badgestaltung und Altbausanierungen (mit Untergrundvorbereitung und Estrichverlegung) gehören zum Unternehmensportfolio. Bei „Artefakt“ kommt zur handwerklichen Perfektion die Affinität zum stimmigen und besonderen Design. Dafür brennt Hendrik Hiller. „Design ist großartig“, sagt er mit Nachdruck. Je verrückter, abgefahrener oder auch spezieller ein Kundenwunsch ist, desto lieber ist es ihm. Die Herausforderung ist sein Motor.

In seinem Unternehmen gehören daher neben Messebesuchen auch regelmäßige Schulungen und das Wissen um modernste Techniken zum Alltag. Soll zur Badrenovierung auch eine Fußbodenheizung installiert werden? Hiller hat ein besonderes Konzept. „Es genügen schon fünf Zentimeter Platz für den Gesamtaufbau von wasserführender Fußbodenheizung und neuen Fliesen“, erklärt der Fachmann. Auch zur klassischen zementären Verfugung hat er eine bessere Lösung: die Epoxidharzverfugung. Die ist pflegeleichter und säurebeständiger.

Aus dem Meer von Möglichkeiten der Fliesenwelt filtert er die ideale Lösung für den jeweiligen Kundenwunsch. Wichtig ist ihm der Kontakt auf Augenhöhe, mit dem Kunden und innerhalb seines Teams. „Ich pflege keinen autoritären, sondern einen kooperativen Führungsstil“, erklärt Hendrik Hiller. Die gemeinsame Arbeit soll Spaß machen. Das kommt dem Kunden und dem Handwerk als solchem zugute. „Und am Ende des Tages weiß man, was man gemacht hat“, sagt er.

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