Ein Ort der Stille

10. November 2025

Ein Ort der Stille

Kirchenöffner sorgen dafür, dass die Franziskanerkirche zugänglich ist

Viele gehen nur einmal kurz durch den Kirchenraum, aber andere bleiben sitzen und tauchen in ihre Gedanken ein. Die Franziskanerkirche in der Herrngasse ist eines der ältesten Gotteshäuser in Rothenburg. Jeden Tag von 14 bis 16 Uhr öffnet sie ihre Türen. Mitten im städtischen Trubel ist sie bewusst ein Ort der Stille.

Möglich ist das nur durch den ehrenamtlichen Einsatz von Kirchenöffnern. Nachdem die letzte Mesnerin ausschied und die Kirche mehr aufs Geld schauen muss, ist vor rund zehn Jahren das Konzept der Kirchenöffner entstanden.

Aktuell gibt es zwölf aktive und acht passive Kirchenöffner. Pfarrer Dr. Oliver Gußmann plant und koordiniert deren Einsätze. Hans Emmert und Matthias Wagner sind zwei der dienstältesten Kirchenöffner und seit Anbeginn dabei.

Interessantes Publikum

Hans Emmert hat schon als Junge im Kindergottesdienst die Franziskanerkirche erlebt. Er kennt jeden Winkel, ist versiert in der historischen Geschichte. Als Kirchenöffner schätzt er unter anderem das interessante Publikum. „Vor einigen Jahren war der Nuntius von Papst Franziskus hier zu Besuch. Wir hatten ein sehr interessantes Gespräch", so Emmert.

Matthias Wagner wohnt gleich gegenüber der Kirche. Sie gehört einfach zu seinem Leben dazu. In seiner Freizeit übernimmt der Fachkrankenpfleger gerne die Öffnungsdienste. Es liegt ihm dabei am Herzen, die Fragen der Menschen aus dem Blick des Einheimischen und mit korrekten Informationen zu beantworten.

„Es obliegt jedem einzelnen Kirchenöffner, ob er mit den Besuchern ins Gespräch kommen will oder nur Aufsicht führt", so Pfarrer Gußmann. Spezielle Führungen gibt es in der Franziskanerkirche ganz bewusst nicht.

Annemarie Zimmer ist vor einigen Jahren nach Rothenburg gezogen. Sie war schon von einem früheren Besuch der Franzikanerkirche fasziniert. Im Gemeindebrief hat sie von den Kirchenöffnern gelesen und übt nun seit zwei Jahren das Ehrenamt aus. „Hier findet man Ruhe", weiß sie. Dabei hat sie bemerkt, dass das nicht immer nur ein Wunsch von älteren Menschen ist. „Wenn im August das Taubertal-Festival stattfindet, dann kommen junge Leute, um vor dem großen Trubel hier nochmal zu entspannen", so die Kirchenöffnerin.

Im Chorraum der Kirche gibt es den Franziskusaltar von Riemenschneider. Früher stand hier der um einiges größere „Wiblinger Altar" von Riemenschneider, der im 19. Jahrhundert veräußert wurde und heute in Einzelteilen in Museen zu finden ist. Annemarie Zimmer erzählt von Gästen aus Neuseeland, den USA oder Kanada, die auf den Spuren Riemenschneiders reisen und die Franziskanerkirche bewusst besuchen. Diese Gespräche mit den Menschen bezeichnet sie als Sternstunden.

Fragen beantworten

Den Kirchenöffnern steht in der Sakristei ein kleines Archiv mit Infomaterial und Büchern über die Franziskanerkirche zur Verfügung. „Sollte ich mal eine Frage der Besucher nicht beantworten können, lese ich mich danach ein", so Zimmer.

Das neueste Mitglied im Reigen der Kirchenöffner ist Reinhard Steckhan. Seit einigen Monaten übt der Rentner das Ehrenamt aus und hat in den Sommer- und Herbstmonaten erlebt, dass gut 300 bis 400 Gäste in den zwei täglichen Öffnungsstunden die Kirche besuchten.

In der Franziskanerkirche finden aktuell keine regelmäßigen Gottesdienste, aber Hochzeiten und Taufen, statt. An zwei Adventssamstagen gibt es jeweils um 15 Uhr eine musikalische Andacht. (am 6. Dezember mit dem Ensemble „Flauto Dolce" und am 20. Dezember mit Festspielgruppe „Loser Haufen").

Außerdem können Besucher am 7., 14. und 21. Dezember um 17 Uhr unter dem Motto „Goldschätzchen" in der Franziskanerkirche bei Kerzenschein zur Ruhe finden. Dazu werden ungewöhnliche Geschichten erzählt, es erklingt adventliche Musik und eine Überraschung ist auch geplant. am

Die Kirchenöffner (von links) Hans Emmert, Reinhard Steckhan, Annemarie Zimmer und Matthias Wagner mit Pfarrer Dr. Oliver Gußmann (Mitte) in der Franziskanerkirche. Foto: am
Der Franziskusaltar stammt von Riemenschneider. Das steinerne Taufbecken davor ist eines der ältesten Rothenburgs. Foto: am

Weitere interessante Beiträge

über Rothenburg ob der Tauber & Umgebung

Ausgabe

Zusätzliche ROTOUR-Beiträge und weitere spannende Informationen finden Sie hier:

Zusätzliche ROTOUR-Beiträge und weitere spannende Informationen finden Sie hier:

Hinterlassen Sie ein Kommentar