Helfer mit Blaulicht-Gen
9. November 2022
Helfer mit Blaulicht-Gen
Die Freiwillige Feuerwehr wird zu vielfältigen Einsätzen gerufen
Jürgen Holstein kann sich kein schöneres „Hobby“ vorstellen. Seit 2006 ist er Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Rothenburg. Zu etwa 200 Einsätzen werden er und seine Leute im Jahr gerufen. Dazu kommen alle zwei Wochen Übungen, plus Sonderübungen. Alle 72 aktiven Feuerwehrleute machen das ehrenamtlich in ihrer Freizeit. „Da muss man schon ein ‚Blaulicht-Gen‘ haben“, stellt Holstein schmunzelnd fest.
In Deutschland gibt es rund 35 000 hauptberufliche Einsatzkräfte. Dieser Zahl stehen etwa eine Million ehrenamtliche Feuerwehrmänner und -frauen gegenüber. Laut Feuerwehrgesetz sind die Kommunen verpflichtet im Rahmen ihrer Möglichkeiten eine Wehr einzurichten. Autos, Technik, Ausstattung usw. werden von der Kommune gestellt. „Mit Leben erfüllt wird die Feuerwehr aber durch ehrenamtlich Freiwillige“, so Holstein.
Das Jahr 1854 wird als die offizielle Geburtsstunde der Rothenburger Feuerwehr angesehen. Die damaligen Einsatzkräfte kamen vorwiegend aus dem Bestand der Turnvereine, weiß der Kommandant. Mit der technischen Entwicklung haben sich über die Jahre auch die Aufgabengebiete einer Wehr verändert. Das Löschen eines Feuers mag zwar immer noch die Kernkompetenz der Feuerwehr sein, das Spektrum der Anforderungen ist aber längst breiter geworden.
Schlägt die Brandmeldeanlage in einem Hotel an, kommt die Feuerwehr. Bedarf es einer Türöffnung, beispielsweise wenn ein Hausnotruf ausgelöst wird, dann sorgen die Feuerwehrleute in Absprache mit Notarzt und Polizei für den Zutritt. Ebenso ein Einsatzgrund ist eine zu beseitigende Ölspur und diverse Brände. Dazu zählen Zimmer-, Scheunen- oder Containerbrände oder auch in Flammen stehende PKWs. „Wir werden auch gerufen, wenn das Essen anbrennt und der Nachbar die Rauchentwicklung bemerkt“, erzählt Holstein.
In Alarmbereitschaft
Und dann gibt es natürlich die schweren Fälle wie Gefahrguteinsätze, Großbrände oder Verkehrsunfälle. Das sei manchmal hart, so Holstein. Er zieht dann für seine Leute auch seelsorgerisch geschulte Fachberater hinzu, um das Erlebte aufzuarbeiten.
Üben, üben, üben ist daher die Devise der Feuerwehr, denn nur so wird man fit für den Einsatz. Jeder der 72 aktiven Feuerwehrleute, darunter sind auch fünf Frauen, haben einen Piepser. Je nach Alarmart, ob Vollalarm oder Kleingruppe, heißt es dann anrücken. „Es wird erwartet, dass jeder kommt“, so Jürgen Holstein.
Dann muss alles schnell gehen und jeder der ausgebildeten Einsatzkräfte weiß, was er zu tun hat. Fahrer, Maschinist, Atemschutzträger, Wassertrupp, Angriffstrupp, Schlauchtrupp – die Ausbildung ist vielfältig.
Dadurch, dass alle Rothenburger Feuerwehrkräfte ehrenamtlich im Einsatz sind, muss der Arbeitgeber mit im Boot sein. Das ist mitunter nicht ganz einfach, weiß der Kommandant. Ein Alarm kommt nie zur richtigen Zeit. Ob unter der Dusche, bei einem Fest oder beim Mittagessen. Ein Einsatz ist eben nicht planbar. Aber jeder ist froh, wenn die ersehnte Hilfe kommt.
Seit 2016 hat die Freiwillige Feuerwehr Rothenburg eine Jugendfeuerwehr, die von Jugendwart Daniel Schulz geleitet wird. Ab 12 Jahren können Jugendliche in das Ehrenamt hineinwachsen. Die Treffen finden 14-tägig für zwei Stunden statt. Dort bekommen die Jungen und Mädchen Einblicke in theoretisches wie auch praktisches Wissen. „Sie werden mit Übungskleidung und Helm eingekleidet“, erläutert Daniel Schulz. Mit 16 Jahren können die Jugendlichen den Grundlehrgang abschließen und dürfen dann bei gewissen Einsätzen schon mit der aktiven Wehr ausrücken.
Im Moment sind 16 Jugendliche, darunter vier Mädchen, in der Jugendfeuerwehr. Zwei bis drei davon treten jährlich in die aktive Wehr über. „Besser vorbereitet geht nicht“, so Holstein. Das Engagement bei der Feuerwehr ist ein wahres Ehrenamt und beruht auf der zuverlässigen Entscheidung des Einzelnen. Beim Aufnahmeritual hat ein Spruch Tradition: „Ein- und Austritt ist freiwillig, dazwischen ist die Pflicht.“ am
Nähere Infos erhältlich unter www.feuerwehr-rothenburg.de