Grenzen
1. Oktober 2022
Grenzen
Wasserscheideweg
Die Luft weht kühl um die Nase und lässt den goldenen Herbst erahnen. Wer noch einmal mit Rucksack und Stab auf Wanderschaft gehen will, findet direkt vor der Haustür einen besonderen Pfad.
Der Wasserscheideweg von Ansbach nach Schnelldorf berührt auf 97 Kilometern immer wieder kleine Quellpunkte, an denen das Wasser entweder gen Norden in die Nordsee fließt oder sich einen Weg Richtung Süden in das Schwarze Meer bahnt – das ist die sogenannte Wasserscheide entlang der Frankenhöhe.
Der Wanderweg auf den Spuren dieses geologischen Naturphänomens ist Teil der Europäischen Hauptwasserscheide, die die Zuflüsse vom Atlantischen Ozean und Mittelmeer bzw. Schwarzem Meer voneinander trennt. Sie erstreckt sich von Gibraltar im Süden der Iberischen Halbinsel bis zum Polarmeer und verläuft in der Regel über die Kammlagen von Gebirgen.
Auf der Frankenhöhe
Der Wasserscheideweg durch die wunderschöne Landschaft der Frankenhöhe wurde mit seinen sehenswerten Höhenpunkten bereits drei Mal zum Qualitätswanderweg Deutschland zertifiziert.
Nicht nur eine lückenlose Beschilderung, sondern auch einen 35-prozentigen Anteil an Naturwegen, fernab von viel befahrenen Straßen, durch schmale Waldschneisen oder durch Wiesen begeistern Naturfreunde. Wären die wegweisenden Wandersymbole an den Bäumen nicht engmaschig angebracht, könnte man meinen, sich verirrt zu haben. So tief taucht man in die fast unberührte Natur ein. Der Pfad führt zu landschaftlichen und kulturellen Sehenswürdigkeiten mit kulinarischen Einkehrmöglichkeiten. Es läuft sich weich auf gut begehbaren Forstwegen im Wald, aber auch auf vielen naturbelassenen Pfaden quer durch fränkische Höhen und Täler.
Frankenhöhe in fünf Etappen
Die erste Route der fünf Etappen führt von der Residenzstadt Ansbach nach Colmberg (24 km). Der Startpunkt für den Europäischen Wasserscheideweg (EWW) ist eine Informationstafel in der Ansbacher Feldstraße. Sie führt hinaus über Feldwege und Wälder ins malerische Colmberg. Über dem Ort erhebt sich die 1000 Jahre alte Hohenzollernburg. Schon allein wegen der Aussicht lohnt sich ein Abstecher den kleinen aber feinen Berg hinauf. Oben angekommen, lädt die Aussicht zum Verweilen ein. Im Ort befindet sich außerdem das Informationszentrum zum Naturpark Frankenhöhe, ebenso wie die zentrale „TouristInformation“ für den gesamten Europäischen Wasserscheideweg.
Die zweite Etappe verläuft von Colmberg über einer Länge von 21 Kilometern weiter Richtung Wildbad in den kleinen fränkischen Ort Burgbernheim. Kurz vor dem Waldgasthof Wildbad liegt der Hirschteich, einer der Ursprünge der Altmühl. Das wenige Schritte entfernte Wildbad mit seiner idyllischen Lage im Wald, zählte einst zu den alten Mineralbädern Deutschlands, wo die Ansbacher Markgrafen Erholung fanden. Heute beherbergen die historischen Gebäude einen Gasthof – perfekt für eine kleine Rast.
Der Weg führt hinauf ins Gebiet der Hohen Steig. Ein wunderschöner Ausblick belohnt tapfere Wanderer für den steilen Weg bergauf. Dort fällt die Frankenhöhe in Richtung Norden mit einem Höhenunterschied von 150 Metern steil ab. Oberhalb von Marktbergel gibt der Wald die Sicht nach Norden frei. Von hier kann man über das obere Aischtal, den Steigerwald und bei entsprechendem Wetter sogar bis zu den Ausläufern der Rhön blicken.
Den Boden spüren
Die dritte Etappe vom Wildbad nach Neusitz fällt mit circa 15 Kilometern etwas kürzer aus. Besondere Highlights sind kurz vor Nordenberg das Waldschwimmbad sowie der nahegelegene Barfußpfad. Hier können Wanderer ihre Füße kühlen oder sinnliche Schritte über Mulch, Kies oder Sandböden machen. Wer Obernordenberg erreicht, befindet sich genau auf der Europäischen Wasserscheide und genießt einen schönen Blick bis nach Rothenburg ob der Tauber. Ein Stückchen weiter findet sich in Linden eine Infotafel über die Europäische Hauptwasserscheide. An diesem Punkt fließt das Wasser nach Westen über Tauber und Aisch in den Main sowie nach Norden über den Rhein in die Nordsee. Der Zulauf der Altmühl rinnt Richtung Süden zur Donau und gelangt dann nach mehreren Wochen ins Schwarze Meer.
Nach einer kurzen Rast in Neusitz geht es auf zur vierten Etappe, die über 19 Kilometern Länge weiter nach Schillingsfürst führt. Beim Golfplatz in Schönbronn führt der Weg hinauf auf den Kühberg, ein Naturschutzgebiet mit einer sehr schönen Aussicht. Im Ort sticht das im Jugendstil erbaute Hessingsche Hofgut als auffallendstes Gebäude heraus. Am Ziel in Schillingsfürst warten außerdem am Schlossberg beeindruckende Greifvögel auf neugierige Besucher. Der dortige Jagdfalkenhof ist eine Rarität in ganz Mittelfranken.
Auf der fünften und letzten Tour nach Schnelldorf können sich Wanderliebhaber auf einer Länge von 20 Kilometern noch ein letztes Mal so richtig verausgaben. Der Weg windet sich am Waldhang entlang, schroffe Steilabbrüche sorgen für den nötigen Nervenkitzel. Ein Abstecher zur St. Jakobskirche in Wildenholz bietet einen Blick auf besonders sehenswerte Fresken. Das überlebensgroße Bildnis an der Nordwand zeigt den Heiligen Christopherus, den Schutzpatron von Wanderern und Pilgern.
Bevor man in Schnelldorf in den Zug nach Hause springt, winkt ein Blick auf den idyllisch gelegenen Erlensee. Apropos nach Hause, aufgrund einer Großbaustelle an der Autobahn A 6 führt der Weg weiter an einen Wanderparkplatz an der Staatsstraße 2222. Dort gibt es die Möglichkeit ein Taxi zum Schnelldorfer Bahnhof zu nehmen (Taxi Raffelsberger). Alternativ kann man über den Wanderweg „Frankenhöheweg-Rotkreuz” zum Dombühler Bahnhof nach Schillingsfürst gelangen.
Der Wasserscheideweg kann auch als Singlewanderung oder Wandern ohne Gepäck über vier bis fünf Tage gebucht werden. Alle Informationen zum fränkischen Wasserscheideweg stehen online unter: www.romantisches-franken.de. ul