Die singenden Regenten

1. Mai 2025

Die singenden Regenten

Der Bürgermeisterchor des Landkreises Ansbach tritt in Ohrenbach auf. Eine neue CD kommt im Herbst.

Wenn 63 Bürgermeister das „Lied des Lebens“ anstimmen, dann hat das Gehalt. Ob der eine nun von der CSU ist und der andere von der SPD, ist egal. „Wir sind völlig unpolitisch“, erklärt Klaus Miosga, der seit 2010 erster Vorsitzender des Bürgermeisterchors im Landkreis Ansbach ist. Im Vordergrund steht das gemeinsame Singen. „Das macht Spaß und hat etwas Befreiendes“, so Gabi Hofacker. Die Bürgermeisterin aus Diebach ist eine von vier Frauen, die seit 2023 im Chor mitsingen.

Gegründet wurde der Chor im Jahr 1989 bei einem Bürgermeisterausflug nach Südtirol. Die Stimmung war bestens und auf Anregung von Bürgermeister Ernst Pirner wurde ein Lied angestimmt. Das klang recht gut und so hatte die Idee eines Chors ihre Geburtsstunde. Rudi Ebert (Bürgermeister aus Insingen) übernahm die organisatorischen Aufgaben und Rudolf Schwemmbauer (Bürgermeister aus Geslau und später Landrat) die musikalische Leitung.

Im Jahr 2000 wurde der Chor formell als Verein eingetragen und Rudi Ebert war bis 2010 erster Vorsitzender. Der langjährige musikalische Leiter und Dirigent Rudolf Schwemmbauer († 2022) hat es unter anderem auch durch sein Amt als Landrat verstanden, den Chor bekannt zu machen.

„Nachwuchsprobleme gibt es bei uns nicht, denn alle sechs Jahre wird gewählt“, sagt Klaus Miosga mit Humor. Im Chor mitsingen darf, wer aktuell Bürgermeister ist oder war. Der Landkreis Ansbach umfasst 58 Kommunen und fast alle Bürgermeister sind entweder aktiv oder passiv beim Chor dabei. Dazu kommen die „Senioren“. „Unsere Bürgermeister a.D. brauchen wir auch“, so Miosga. Aktuell gibt es 63 aktive Sänger und 58 passive Mitglieder.

Frauen singen Tenorstimme

Gegründet als reiner Männerchor schlägt sich der gesellschaftliche Wandel auch hier nieder. Früher gab es kaum Frauen im Bürgermeisteramt. Mittlerweile hat der Chor zehn Frauen als Mitglieder. Vier davon singen seit Herbst 2023 im Chor mit, sechs sind passive Mitglieder.

„Die Frauen singen aber Männerstimmen (Tenor)“, erklärt Friedrich Wörrlein, der seit 1996 im Chor ist und diesen seit 2014 dirigiert. Das Repertoire des Bürgermeisterchors umfasst 122 Lieder. Dazu gehören Kirchenlieder, Trink- und Wanderlieder, Weihnachtslieder und auch Schlager.

Geprobt wird mindestens einmal im Monat an einem Samstagnachmittag. „Das ist der gemeinsame Nenner, denn die aktiven Bürgermeister müssen die Proben mit ihrem dichten Terminplan vereinbaren“, so Klaus Miosga. Er selbst erinnert sich noch an seinen ersten Probenbesuch, bei dem er sich nur informieren wollte. „Rudolf Schwemmbauer, damals Dirigent, sagte: ‚Miosga, du singst auch mit‘“, erzählt er. Die Mitglieder kommen teils mit Gesangserfahrung, teils ohne. „Ich habe nie davor gesungen“, sagt Hans Baier, Bürgermeister a.D. aus Steinsfeld.

Chorleiter und Dirigent Friedrich Wörrlein weiß dann schon, wie er das Beste aus seinen Sängern und Sängerinnen herausholt. Der erfahrene Chorleiter, der auch mehrere Instrumente spielt, hat die Regenten bei der Chorprobe gut im Griff. Alle sind konzentriert, die Passagen werden akribisch geübt, die einzelnen Stimmlagen bekommen individuelle Anweisungen. Schließlich will der Chor mit seinem Gesang auch etwas bewirken.

Die Bürgermeister haben bereits drei CDs veröffentlicht. Aktuell entsteht die vierte CD, die Ende April eingesungen wurde und im Herbst auf den Markt kommt. Die CDs sind in den Rathäusern oder über Schriftführer Franz Winter erhältlich (Mail: winter.duerrwangen@t-online.de).

Nur zweimal im Jahr gibt der Chor öffentliche Konzerte in Gemeinden. „Für diese Auftritte sind wir bis 2028 schon ausgebucht“, so Klaus Miosga. Mehr geht nicht, da die Bürgermeister in ihren Ämtern zahlreiche Termine wahrnehmen müssen. „Wir gehen daher auch nicht zu Vereinsjubiläen“, sagt Klaus Miosga. Aktuell geben die Regenten am 18. Mai in der Pfarrkirche in Ohrenbach ein Konzert.

Der Bürgermeisterchor tritt stets ehrenamtlich auf und spendet die Erlöse. „Mittlerweile sind über 216 000 Euro zusammengekommen“, so der erste Vorsitzende des Vereins. Auf der Webseite des Chors sind alle Spenden aufgelistet. Die Krankenhausfördervereine der Region, das Frauenhaus, der Hospizverein, der Geriatrie Förderkreis, der Verein Rauhreif und weitere wurden bedacht. „Die Kollegen schlagen die Einrichtungen vor“, erklärt Klaus Miosga. Im letzten Jahr hat der Bürgermeisterchor die Schlaganfallhelfer des Rotkreuz-Kreisverbands Ansbach unterstützt und eine Tischtennisplatte für psychisch kranke Kinder am Bezirksklinikum finanziert.

Die Bürgermeister tun so der Gesellschaft etwas Gutes – und sich selber auch. Bei Kaffee und Kuchen tauscht man sich in der Pause aus, lernt die Kollegen kennen oder bildet ein Netzwerk. „Und wir Frauen sind sehr gut aufgenommen worden“, fügt Gabi Hofacker an. am

Der Bürgermeisterchor gibt am 18. Mai, um 19 Uhr, in der St. Johanniskirche in Ohrenbach ein Konzert. Der Eintritt ist frei.

Die Mitglieder des Bürgermeisterchors geben zweimal im Jahr öffentliche Konzerte. Das Foto entstand in der Kirche in Weihenzell. Fotos: Privat
Chorleiter Friedrich Wörrlein arbeitet mit den Chormitgliedern an den einzelnen Passagen so lange, bis sie sitzen.

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