Wasser des Lebens Sep01


Wasser des Lebens

Das Brunnenhausmuseum in Schillingsfürst birgt einen einzigartigen Schatz

Marianne Kamm erzählt ihren Besuchern leidenschaftlich gerne von der genialen Technik der Ochsentretanlage (1702) zur Wasserversorgung im Schillingsfürster Schloss. Fotos: ul

Marianne Kamm erzählt ihren Besuchern leidenschaftlich gerne von der genialen Technik der Ochsentretanlage (1702) zur Wasserversorgung im Schillingsfürster Schloss. Fotos: ul

Ganz leise hört man sie plätschern, die artesische Quelle (Wasser tritt selbstständig zutage) im Brunnenhaus, die 200 Jahre lang zur Wasserversorgung des Schillingsfürster Schlosses genutzt wurde. Das Brunnenhaus ließ Phillip Ernst I. zu Hohenlohe-Waldenburg-Schillingsfürst zu diesem Zweck errichten.
Seit 1967 existiert hier das sogenannte Brunnenhausmuseum mit seiner europaweit einzigartigen Ochsentretanlage. „Genau da wollen wir wieder hin. Weg von einem Heimatmuseum, hin zum eigentlichen Technikmuseum“, so Marianne Kamm, die ihren Gästen mit ungebrochener Begeisterung von der technischen Genialität der Wasserförderungsanlage erzählt.

Auf dem Bergrücken, genau 1,5 km vom Schloss der Fürsten zu Hohenlohe-Schillingsfürst entfernt, befindet sich diese einmalige Ochsentretanlage, die 1702 durch den Nürnberger Brunnen- und Röhrenmeister Martin Löhner (1636 – 1707) erbaut wurde. Damals wurde dem Meister seines Fachs eine Ausnahmegenehmigung erteilt, um außerhalb seiner Wirkungsstätte Nürnberg aktiv werden zu dürfen. Ochsen als Muskelkraftmotoren hielten das Pumpwerk in Gang, indem sie auf der schrägen Tretscheibe, einem Mühlstein ähnelnd, vorangingen.

Aus dem Hochbehälter des barocken Wasserturms floss das Wasser in unterirdischen Holzrohren, den sogenannten „Deicheln“ zum Schloss. Diese Pumpanlage ist eines der bedeutendsten technischen Kulturdenkmäler im deutschsprachigen Raum.

Ludwig Doerfler als Initiator

Im Jahre 1959 begann unter der Führung des Schillingsfürster Malers Ludwig Doerfler eine Initiative zum Erhalt des fürstlichen Brunnenhauses. Er unternahm eine groß angelegte Sammelaktion alter Möbel, landwirtschaftlicher und handwerklicher Geräte, um die zum historischen Brunnenhaus gehörige Brunnenwärterwohnung stilgerecht einzurichten. Das war die Grundlage zur Eröffnung eines Heimatmuseum unter der heutigen Leitung des Vereins „Tourismus und Heimatpflege Schillingsfürst e. V.“.

Brunnenhaus mit Turm.

Brunnenhaus mit Turm.

Aus Sicht des Vereins soll künftig die Ochsentretanlage Löhners als Herzstück des Museums im Vordergrund stehen. „Es gibt in so vielen kleinen Dörfern ein Heimatmuseen“, betont Marianne Kamm, die sich seit über 20 Jahren dem Museum widmet.

Zu diesem Zweck haben sich die Vereinsmitglieder mit der Kulturhistorikerin Michaela Eigmüller aus Welzheim zusammengetan, um eine neues Konzept zu erstellen. Denn die seltene Kombination einer artesischen Quelle, ein Brunnen in einer Senke unterhalb des Grundwasserspiegels, in dem Wasser unter Überdruck steht und die einzigartige Ochsentretanlage machen das Brunnenhaus zu einer eher technischen Besonderheit.

Das Brunnenwerk arbeitet nach den mechanischen Prinzipien einer schiefen Ebene und eines Hebels. Das Körpergewicht des Ochsen war die Antriebskraft, der im Wechsel mit seinen tierischen Kollegen jeweils zwei Stunden lang die Wasserpumpe zum Laufen brachte. Besonders freut sich der Verein auf das seit 20 Jahren stattfindende Mostfest am 2. Oktober, bei dem es traditionell gepressten Apfelsaft gibt und verschiedene Handwerkstechniken aus alter Zeit vorgeführt werden. Auch die Fertigung eines Deichels wird zur Schau gestellt. Bei einer Führung im Brunnenhausmuseum erfährt der Besucher alles, was es zu entdecken gibt. Erst in diesem Jahr konnte das Haus coronabedingt wieder öffnen: Sonntags von 13 bis 18 Uhr, außer jeden zweiten im Monat, lädt das Brunnenhaus zu Kaffee und hausgemachtem Kuchen ein.

Führungen in der Woche können unter der Telefonnummer: 09868-222 vereinbart werden. Weitere Informationen stehen online unter: www.brunnenhausmuseum.de. ul