Kunst als  Lebenselixir Okt01


Kunst als Lebenselixir

Gemeinsam stark für die Kunst: Harald Krasser (Dritter von rechts) und Stefanie Friedlein (Zweite von links) bei den letzten Vorbereitungen in der Ausstellung. Unterstützt wurden sie von Tourismusdirektor Dr. Jörg Christöphler, dem Restaurator Jürgen Holstein, der Künstlerbund-Vorsitzenden Carmen Hiller und Günter Braun, dem Ausstellungspraktiker des Museums (von rechts). Fotos: am

Gemeinsam stark für die Kunst: Harald Krasser (Dritter von rechts) und Stefanie Friedlein (Zweite von links) bei den letzten Vorbereitungen in der Ausstellung. Unterstützt wurden sie von Tourismusdirektor Dr. Jörg Christöphler, dem Restaurator Jürgen Holstein, der Künstlerbund-Vorsitzenden Carmen Hiller und Günter Braun, dem Ausstellungspraktiker des Museums (von rechts). Fotos: am

Gemälde von Heiner Krasser

In vielen Wohnzimmern Rothenburgs hängt ein echter Krasser. Sicherlich gut gerahmt und an exponierter Stelle. Heiner Krasser (1927 – 2005) war nicht nur freischaffender Künstler, sondern auch Vorsitzender des Rothenburger Künstlerbunds. Im Rahmen des 100-jährigen Jubiläums des Künstlerbunds Rothenburg ehrt ihn das RothenburgMuseum nun mit einer eigenen Ausstellung. Unter dem Titel „Heiner Krasser – Stillleben und Landschaften“ sind rund 40 Werke – darunter eben Stillleben und Landschaften in Öl, aber auch Kupferdrucke – bis zum 1. Mai 2024 im Sommerrefektorium des Museums zu sehen.

Krasser war einer, der seine Gemälde nach hohen Qualitätsanforderungen und selbstkritisch bewertet hat. Seine Landschaften haben Strahlkraft, seine Stillleben sind üppig, die Radierungen fein gearbeitet. Er war ein Vollblutkünstler, hat nach Reichsarbeitsdienst, Fronteinsatz und Kriegsgefangenschaft an der Akademie der Bildenden Künste Nürnberg studiert. Im Jahr 1952 trat er dem Künstlerbund bei und war ab 1972 für 20 Jahre der Vorsitzende.

Heiner Krasser ist aber auch ein Repräsentant der Zeit, als Ölgemälde und Radierungen in Rothenburg fast wie warme Semmeln über den kunstaffinen Ladentisch gingen. Davon können heutige Kulturschaffende nur noch träumen. Gleichwohl musste der Künstler von damals auch im Blick haben, was bei den Käufern ankam. Schließlich lebte man von diesen Einnahmen.
Sohn Harald Krasser und Enkeltochter Stefanie Friedlein haben für die Ausstellung den Nachlass von Heiner Krasser gesichtet. Ein etwa ein Meter hoher Stapel an bemalten Leinwänden hat nur auf diese Gelegenheit gewartet. Tourismusdirektor Dr. Jörg Christöphler und Jürgen Holstein, Kunsthistoriker und Restaurator, unterstützen bei der Auswahl. Das Besondere an den Leinwänden ist, dass der Künstler sie von beiden Seiten bemalt hat – mit unterschiedlichen Motiven und teils in entgegengesetzter Nutzung des Formats. „Das spiegelt den Schaffensprozess wider“, erklärt Christöphler.

Die Leinwände sind von beiden Seiten bemalt und hängen in der Ausstellung frei von der Decke.

Die Leinwände sind von beiden Seiten bemalt und hängen in der Ausstellung frei von der Decke.


Die Hängung in der Ausstellung zollt dieser Eigenheit einen besonderen Respekt: Beinahe schwebend sind die Leinwände an der Decke angebracht und können so von beiden Seiten betrachtet werden.

Urlaubsimpressionen in Öl

In einer Art Rauminstallation wird der künstlerische Schaffensprozess nachgestellt. „Mein Vater hat alle Landschaften direkt in der Natur gemalt“, erinnert sich Harald Krasser. Die Motive spiegeln die heimatliche Landschaft ebenso wider wie erste Urlaubseindrücke. In den 60er-Jahren ging es nach Italien, an die kroatische Küste, in die Berge. Das Fischerdorf Portofino hat daher ebenso seinen Weg in die Ausstellung gefunden wie das Bergpanorama des Berchtesgadener Lands.

Heiner Krasser gilt im Künstlerbund als ein Vertreter der dritten Generation. Im Jahr 1923 gegründet, haben die ersten Vereinsmitglieder mit ihren Werken Rothenburg berühmt gemacht. Die romantische Stimmung der Tauberstadt kam an. Die zweite Generation war in der Nachkriegszeit mit dem Wiederaufbau beschäftigt. Ab dem Jahr 1960, im Zuge des Wirtschaftswunders, rückten Kultur und Kunst in den Mittelpunkt. Mit seinen Stillleben und Landschaften traf Krasser den Nerv der Zeit. Radierungen wurden auch bei den Künstlern ob ihrer guten Reproduzierbarkeit beliebt. Die künstlerische Ausführung musste für Krasser aber bis ins Detail passen. „Gefiel ihm ein Bild nicht, war es unverkäuflich“, so Harald Krasser. Begleitet werden die Themen in der Ausstellung durch mehrere Texttafeln. Die Gemälde Krassers sind daher mehr als nur eine Werkschau. Sie spiegeln ein Stück Zeitgeschichte wider. am