Was die Natur so bietet

3. Juli 2023

Was die Natur so bietet

Sonnenzauber, der etwas andere Hofladen

Eigentlich ist es ja „nur“ ein Hofladen. Aber weit gefehlt. Es ist mehr als das. Annett Wiegner lebt und arbeitet für ihren etwas anderen Hofladen, den Sonnenzauber in Rothenburg. Sie stammt aus dem Erzgebirge und wollte schon mit 16 Jahren die Welt erobern. So ließ sie sich in Rothenburg zur Hotelfachfrau im Hotel und Weingut Glocke ausbilden. Wie der Zufall es so wollte, lernte sie ihren Mann Rainer Wiegner im Hotel Glocke kennen und lieben. Gemeinsam bauten sie sich auf dem ehemaligen Hof seines Onkels in der Ansbacher Straße 137 ein neues Leben auf. Um sich im „höfischen Alltag“ mit Gemüsegarten und Haushalt besser zurechtzufinden, ließ sie sich zur Hauswirtschaftsmeisterin fortbilden. Mit Töchterchen Michaela ging sie in den Mutterschutz. Die quirlige junge Frau blieb während dessen nicht tatenlos. Neben der Hofstelle mit Scheune und Wohnhaus liegt ein Acker mit einem Blumenfeld. Hier wurden ursprünglich Kürbisse und Schnittblumen angebaut.

Nach der Bewilligung eines Nutzungsänderungsantrags der Hofstelle zu einem Hofladen öffneten sich ihr Tür und Tor für alle ihre Ideen. Mit dem grünen Daumen ihres Vaters und der Kreativität ihrer Mutter im Gepäck gestaltete sie Gestecke und Blumenarrangements und suchte nach Kürbis-Raritäten. Sie studierte Bücher und Fachzeitschriften und hat heute 40 Speisesorten und ca. zehn Zierkürbis-Sorten im Angebot. Dabei entdeckte sie die Sorte „Mandarin“, die hierzulande als Zierkürbis gehandelt wird, sich aber hervorragend als Speisekürbis eignet. Der flaschenförmige Kürbis „Kalebasse“ kann nach der Trocknung als Vase oder wie in Afrika üblich als Rassel zum Musizieren verwendet werden.

Nichts, was es nicht gibt

Dank ihrer hauswirtschaftlichen Kenntnisse kam ihr der Gedanke, Vorträge über alle ihre neuen Kürbis-Sorten mit Kochvorführungen zu halten. Deutschland macht es einem nicht leicht, denn dafür brauchte sie zusätzlich ein Studium als Ernährungsfachfrau. Gesagt, getan. Endlich konnte sie ihre Vorträge halten und wurde zudem Ausstellerin auf dem Auber Weihnachtsmarkt mit ihren adventlichen Arrangements. Heute gehört Annett Wiegner fast schon zum Inventar des Marktes.

Über viele Kontakte zu Kürbis-Sämereien und zu Pflanzenliebhabern kam sie auf die Idee, neben dem Kürbis als Herbstfrucht auch etwas für den Sommer anzubieten. Kräuter faszinierten sie als Hauswirtschaftsmeisterin und Ernährungsfachfrau besonders. Nach vielen Recherchen fand sie immer neue Raritäten und erhielt das Angebot, einen Stand auf dem Viehmarkt bei den Rothenburger Reichsstadttagen zu betreiben.

Ideenreichtum – was das Herz begehrt

Kräuterraritäten wie der afrikanische Zitronenbasilikum, dessen Blätter sich mit seinem fruchtigen Lemongras-Aroma für Fisch, Salat und Soßen eignen und in Ostafrika zur Moskito-Abwehr Verwendung finden, oder der „Chinesische Herzspann“ mit seinen purpurroten, lang haltenden Schnittblumen und seiner medizinischen Verwendung gegen Rücken- oder Frauenleiden, sind nur zwei von vielen Beispielen, die Annett Wiegner anbietet. Aber auch für den Gemüsegarten gibt es Besonderheiten wie den mehrjährigen Rucola als Pizzabelag oder für bunte Salatmischungen. Annett Wiegner bot auf Märkten in ganz Deutschland sommers wie winters ihre Besonderheiten an. „Bei meinen Vorträgen habe ich immer acht bis zehn verschiedene Kräuter im Gepäck. Kochvorführung inklusive“, erzählt sie. Dabei zeigt sie Kräuter mit Geschmacksrichtungen von fruchtig, nussig, süß, salzig oder scharf. Fünf bis acht Rezepte, wie Kräuterbällchen oder das mittlerweile sehr begehrte Basilikum-Dessert stehen zur Auswahl. „Es gibt nichts, was es nicht gibt“, ist das Motto der immer lernbereiten Geschäftsfrau. Auch medizinische Anwendungsgebiete erklärt sie gerne. Mittlerweile hält sie Vorträge zu Themen rund um Haus und Garten.

Planung und Beratung

Auf dem Verkaufsgelände unter freiem Himmel fühlt man sich wie zu Hause. Klassische Straßenlaternen spenden in dunkleren Jahreszeiten ein sanftes Licht. Überall finden sich nützliche und schöne Gegenstände, die das Ambiente so gemütlich erscheinen lassen. Annett Wiegner ist in ihrem Element, wenn ihre Kunden in Sachen Kräuter, Stauden, Dekoration und Kulinarischem immer wieder mit neuen Fragen zu ihr kommen. Zu den Gartenkräutern gibt sie nicht selten das passende Koch- oder Heilrezept in Kopie dazu.

Wenn jemand eine Gartenberatung benötigt, ist Annett Wiegner zu Hausbesuchen bereit. Soll es ein Kräuter- und Heilpflanzen-, ein Gemüse- oder einfach nur ein Erholungsgarten sein, ganz egal, die leidenschaftliche Gärtnerin findet die passende Lösung. Auch Pflanzen mit winterharten Kräutern kann sie ihren Kunden empfehlen.

„Wenn ausgefallene Pflanzen benötigt werden, egal ob für die Laufkundschaft im Hofladen oder für die Gartenplaner, dann treibe ich diese auf“, sagt sie. Sollten die Pflanzen doch keine Verwendung finden, erweitert sie eben das Angebot in ihrem Hofladen.
Ihre Wissensgrundlage bekam sie durch ihre Ausbildungen in der Gastronomie, als Hauswirtschaftsmeisterin und durch das Studium zur Ernährungsfachfrau, aber die Erfahrung und ihre Wissbegierde hat sie eigentlich zur Fachfrau gemacht.

Man muss sich Zeit nehmen, um alles auszukundschaften, was der Hofladen und vor allem seine Betreiberin zu bieten hat.
Ein kleines rotes Holzhäuschen mit einer hölzernen und einer im Shabby-Chic-Stil gehaltenen Sitzgarnitur davor laden zum Verweilen und Genießen ein. „Mein Vater ist im Tiefbau beschäftigt und hat durch seine Arbeit u.a. in Norddeutschland Bezugsquellen für Gartenmöbel oder nostalgische Gartenbeleuchtung für mich gefunden“, erzählt sie. Im Inneren der Laube befinden sich Dekorationsartikel, Kerzenständer, Gartenkörbe aus Metall und noch vieles mehr.

Die kreative Geschäftsfrau gestaltet aber nicht nur ihren Verkaufsraum, sie hat auch ein Händchen für Gestecke, Geschenke oder auch Arrangements für Geburtstage, Beerdigung oder Hochzeiten. Blühende Pflanzen der Saison und die passenden Accessoires hat sie in ihrem Hofladen vorrätig. „Ich habe kürzlich einen Kranz für eine Urnenbeisetzung gebunden“, sagt sie und geht weiter in den letzten Verkaufsraum im Keller des Wohnhauses. Hier finden sich Postkarten einer Kunstmalerin, nostalgische Übertöpfe und Selbstgemachtes. Gemüsefrüchte von nicht verkauften Pflanzen bietet sie auch noch an. Der Hofladen „Sonnenzauber“ ist eben ein wenig anders.
ul

Annett Wiegner liebt Gartenpflanzen und macht Schönes und Kulinarisches daraus. Foto: ul
Flaschenförmiger Kürbis „Kalebasse“. Foto: Privat
Stauden, Kräuter, Dekoartikel, aber auch Blumenarrangements machen den Hofladen zu einer Fundgrube für Gartenfreunde. Foto: Privat
Neben Marmelade, Likören und Schnäpsen gibt es viel zu entdecken. Foto: ul

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