Schnitt für Schnitt

2. August 2022

Schnitt für Schnitt

Achim Pochert schafft Holzkunst mit der Motorsäge und gibt Kurse

Ein überdimensionaler Bischof, ein riesiger Hüne, ein Weltrekord-Bär, eine Themenbank für den Garten oder kleinere Skulpturen – die Liste seiner Kunstwerke ist lang. Wenn Achim Pochert aus Niedersteinach sein bildhauerisches Geschick an starken Eichenstämmen beweist, gibt die Motorsäge den Ton an. Maschinenbautechniker ist er ursprünglich von Beruf. So richtig glücklich war er nie in seinem Job. Deshalb entschied er sich vor über 20 Jahren, als stolzer Besitzer der Motorradpension „s’Lichthaus” in Rosenfeld-Leidringen seinen Gästen auf geführten Motorrad-Touren die schönsten Ecken der Umgebung zu zeigen, um sie anschließend mit gutem Essen zu verwöhnen. Eines Tages quartierten sich Teilnehmer eines Blockhauskurses in seiner Herberge ein. „Ich lernte den Umgang mit der Motorsäge kennen und habe mir so manche Technik abgeguckt“, erzählt er. Mittlerweile ist er ein Bildhauer der Holzkunst.

Alleine ist er mit dieser Leidenschaft nicht. Seine Frau, eine Rechtsanwältin und die gemeinsame Freundin Ludmilla Ens treten zu dritt bei sogenannten „Schnitz-Shows“ auf. Oft sind es Motivwünsche, die das Trio auf Firmenevents oder auf Märkten für seine Zuschauer gestaltet. Auch Aufträge von hölzernen Skulpturen jeder Größenordnung, Gartenbänke oder auch Schnitzkurse hat Achim Pochert unter dem Label „Kunst am Holz“ zu bieten. Einen gewissen Namen hat sich Joachim Pochert in der Motorsägenkunst bereits gemacht. Im Jahr 2017 schnitzte er mit einem siebzehn-köpfigen Team einen Weltrekord-Bären mit einem Gewicht von dreizehn Tonnen auf dem Gelände von Schloss Guteneck in der Oberpfalz. Knapp 10 Meter ragt das Ungetüm aus Holz in den Himmel über dem gotischen Anwesen. Aber damit nicht genug. Ein Steinzeitmensch am Lonesee entstand ein Jahr später aus einem 17 Tonnen schweren Holzblock mit sechs Metern Höhe durch vierzehn internationale Kettensägen-Künstler. Die gigantische Skulptur ist heute das Wahrzeichen des Sees und erinnert an die Lonetaler Eiszeitgeschichte mit ihren zahlreichen Höhlen und spektakulären Funden in der Schwäbischen Alb. „Am Abend saßen wir beisammen und stellten fest, dass sechs von zehn Schnitzkünstler bei mir gelernt haben“, erzählt Pochert mit einem kleinen Lächeln im Gesicht.

Natürlich gehören solche Aktionen nicht zum Tagesgeschäft des Bildhauers. Privataufträge und Motorsägenkurse gehören eher zum täglichen Leben. Eine Bischofsfigur war ein solcher Privatauftrag zu Ehren der Jacobspilger in Veitshöchheim und wurde nach Fertigstellung sogar von einem Bischof geweiht.

Selbst Hand anlegen

Im September und Oktober startet Joachim Pochert zwei weitere Motorsägen-Workshops in Niedersteinach bei Creglingen. Da ist es dann auch nicht mehr so heiß. Aber es wird auch bei Regenwetter geschnitzt. „Es ist ein besonderes Erlebnis für jeden“, weiß der Schnitzkünstler und betont dabei die besonderen Fertigkeiten von Frauen auf diesem Gebiet. Nach seiner nun langjährigen Erfahrung erreichen die Damen mit ihrer besonders aufmerksamen Art viel in kurzer Zeit. Ludmilla Ens hat deshalb schon reine Frauenkurse gegeben.

Meist sind die Teilnehmer Gutscheinbesitzer oder Wiederholungstäter. Mundpropaganda ist hier das Zauberwort. Anfangs haben die Teilnehmer Respekt vor der sogenannten „Carvingsäge“. Wobei es zwei seiner Art gibt. Die Hobbysäge ist eher klobig wobei die Semihobby-Motorsäge ein ergonomisches Werkzeug ist. Beides verleiht Joachim Pochert zusammen mit einer Schnittschutzhose, Schutzbrille, Ohrschutz und Handschuhe. Nur Sicherheitsschuhe sollte jeder Hobbykünstler selbst mitbringen. Ist die Ausrüstung komplett, gehts ans Eingemachte. Ein fester Stand und die richtige Technik, den Motor der Säge zu starten ist besonders wichtig. Beim Anwerfen, sollte der Arm, der die Säge hält, gestreckt sein. Als ehemaliger Volleyballtrainer weiß er um die Wichtigkeit der richtigen Technik, egal ob beim Sport oder beim Kunstsägen.

Während des Schnitzens sollte der Laufbereich mit dem Fuß immer freigehalten werden. Ziel ist es, die Motorsäge zu führen wie einen Bleistift beim Zeichnen. „Das kann jedermann und jedefrau lernen“, ist sich der Künstler sicher. Behutsamer aber respektvoller Umgang mit dem Werkzeug ist dabei das A und O. Deshalb beinhaltet die anfängliche Einführung mit der Motorsäge auch wichtige Tipps zur Unfallverhütung. „Ich gebe jetzt seit 20 Jahren Kurse und noch nie hat es eine Verletzung gegeben“, spricht er potenziellen Teilnehmern Mut zum Kunstsägen zu.

Die Freude am fertigen Objekt bleibt auch bei niemandem aus. Soll es eine Eule oder ein Adler werden? Die Entscheidung überlässt Pochert jedem selbst. Beide Motive eigenen sich hervorragend, um die Grundtechniken der Motorsägenschnitzkunst zu erlernen. Verwendet wird hauptsächlich frisches Eichenholz. Pro Teilnehmer stellt der Holzkünstler einen Teil eines Stammes zur Verfügung. Ist die Einführung abgeschlossen, beginnt Joachim Pochert seinen Teilnehmern vorzuschnitzen, sie versuchen es ihm gleichzutun. Dabei greift er nur unterstützend ein, denn es soll ein ganz individuelles Kunstwerk werden. Immer wieder stellt Pochert fest, wie sich der optische Charakter eines Jeden in seinem Werk widerspiegel. Es ist eben ein Sinnbild des Künstlers selbst. Egal ob es eher abstrakt und ungenau oder filigran gefertigt wurde.

Ein eigenes Kursthema ist das Gesichter schnitzen. Besonders bei diesem Motiv spiegelt sich nicht selten das Antlitz des Künstlers wider. „Es ist eben das, was man im täglichen Leben am meisten betrachtet, das eigene Aussehen eben“, sagt der Profischnitzer. Nicht selten sind die Teilnehmenden selbst erstaunt über das Ergebnis ihrer Kreativität und ihrer ganz eigenen Stilrichtung. In Fortgeschrittenen-Kursen können solche und ganz eigene Skulpturen oder Gartengegenstände entstehen. So ein Tageskurs beginnt jeweils um 9.30 Uhr und endet gegen 12.45 Uhr. Das ist nicht wirklich lange für ein solch besonderes Kunstwerk. Für eine Vesperpause für den hungrigen Schnitzer sorgt Joachim Pochert selbst. Erfahrung hat er ja genug in der kulinarischen Versorgung seiner Gäste als ehemaliger Pensionsinhaber.

Wer sich selbst einmal als Motorsägenschnitzkünstler versuchen will, kann sich online unter: www.kunstamholz.de oder unter der Telefonnummer: 07933-700838 informieren.
ul

Achim Pochert schnitzt seit 20 Jahren Skulpturen und Accessoires für den Garten. Foto: ul
Mitten in der Natur lassen die Motorsägenkünstler der Kreativität freien Lauf. Foto: Privat

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