Menschen kennenlernen
11. Januar 2023
Menschen kennenlernen
Der English-Conversation-Club (ECC) trifft sich wieder mittwochs
Das Kaminfeuer brennt, ein Ständer mit Flaggen und der blaue Tischwimpel sind aufgestellt, das Glas Wein steht bereit: Es ist English-Conversation-Club-Zeit. Jeden Mittwoch um 19 Uhr treffen sich Menschen, die gerne Englisch sprechen und an den Gästen der Stadt interessiert sind, in der Altfränkischen Weinstube in Rothenburg.
Beinahe wäre die Tradition, die fast 40 Jahre alt ist, durch Corona abgebrochen. „Ich war der Meinung, es wäre schade, wenn es den ECC nicht mehr gäbe“, erzählt Silke Ebert. Mit Michaela Eder, die schon 25 Jahre zu den Treffen des Clubs kommt, hat sie die Institution wieder zum Leben erweckt. Nach Ostern 2022 fand das erste Treffen statt. Mittlerweile hat sich ein harter Kern etabliert und im Laufe des Jahres sind auch wieder englischsprachige Gäste dazu gekommen. Ein neues Gästebuch existiert mit ersten Einträgen.
Der English-Conversation-Club (ECC) wurde 1984 von Dieter Balb, dem langjährigen Chefredakteur des Fränkischen Anzeigers, gegründet. Von Anfang an sollte der ECC nicht mit Vereinsregularien belastet werden – und so ist es auch heute noch. „Wir haben weder Schriftführer noch Kassier“, so Michaela Eder. Zentrales Anliegen ist das lockere Zusammentreffen von Einheimischen und Gästen. Vor Corona war das Clubtreffen bekannt und beliebt. „Da waren schon mal 20 Gäste da“, erzählt Inge Hubl und fügt an, „Wir rutschen dann einfach zusammen.“
Die Rothenburg-Besucher erfahren von den Treffen entweder über Tipps von ihrem Hotel oder auch aus dem Reiseführer. Reiseautor Rick Steves, eine Institution bei amerikanischen Touristen, hat an einigen Treffen teilgenommen und bezeichnet sie als „Jackpot“, denn hier trifft man auf echte Rothenburger. Und so etwas sucht schließlich jeder im Urlaub. Aber es gibt natürlich auch Touristen, die in regelmäßigen Abständen nach Rothenburg und zum ECC kamen.
Besucher kommen ohne Anmeldung
„Wer genau an einem Abend kommt, wissen wir nie“, so Silke Ebert. Die Gespräche drehen sich dann oft über die Unterschiede oder es gibt Fragen zu den Örtlichkeiten. Viele Amerikaner, die einen deutschen Hintergrund haben, sind auch auf der Suche nach ihren Wurzeln in Deutschland. Vor Corona waren natürlich auch Briten, Kanadier und Australier fest vertreten beim ECC. Momentan kommt das bunte Clubleben erst langsam wieder in Schwung. „Das gibt uns auch die Möglichkeit, uns untereinander etwas besser kennenzulernen“, so Michaela Eder. Ist aber ein Gast dabei, dann wird nur noch Englisch gesprochen.
Von den langjährigen, zentralen Persönlichkeiten des ECC ist aus Altersgründen keiner mehr dabei. Robert Förster, mittlerweile 100 Jahre, war noch bis vor Corona aktiv. Hermann Nörr, die gute Seele des ECC, ist 2020 verstorben. Ihm zu Ehren ist neben den Flaggen und dem Wimpel noch eine dritte Figur auf den Clubtisch eingezogen: Ein Germane mit Helm und Schwert, denn sein Spitzname war „Herman, the German“. „Auch für Hermann wollen wir den Club am Leben halten“, sagt Silke Ebert. Einheimische wie auch Gäste sind beim ECC jederzeit willkommen.
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