Lebendige Geschichte

1. Juni 2024

Lebendige Geschichte

Fränkisches Spitalmuseum in Aub

Spitäler waren einst nicht wegzudenken. Sie überzogen das Land flächendeckend und lagen meist nur eine Tagesreise voneinander entfernt. „Spitäler sind die Grundlage des Sozialwesens“, sagt Georg Pfeuffer, ehrenamtlicher Leiter des Fränkischen Spitalmuseums in Aub, das vor 20 Jahren eröffnet wurde. In Aub hat sich das komplette Spitalensemble wie kaum anderswo erhalten. Auf 1 500 m2 Ausstellungsfläche wird hier das Spitalwesen erklärt. „Das ist in Bayern einzigartig“, erklärt Johannes Wolf, einst Mitinitiator der Gründungsidee.

Den Aubern erging es wie vielen andern: Das um 1350 gegründete Spital hat rund 600 Jahre lang bestens funktioniert. Die Stiftung war reich, besaß Ländereien und war krisenfest aufgestellt. Pfründner konnten sich hier einkaufen und wurden versorgt. Vorwiegend Ältere, aber auch Waisen, Bedürftige oder Kranke lebten hier recht gut. Je nach Können und Vermögen brachten sie sich in den klosterähnlichen Alltag ein, der aus Gebet, Arbeit und Mahlzeit bestand. Im 18. Jahrhundert lebten 18 Personen im Auber Spital, im 19. Jahrhundert sogar 24. Dazu kamen Personal wie Krankenschwester, Köchin, Hausvater, Verwalter und Spitalpfarrer.

Nach dem Ersten Weltkrieg und der folgenden Inflation begann der Niedergang. Als 1968 der letzte Spitalpfarrer seinen Dienst beendete, verwaiste das Ensemble. „In den 70er Jahren ging das Spital in den Besitz der Stadt über“, erklärt Roman Mendt, Bürgermeister von Aub.

Als die Decke der Spitalkirche mit neugotischer Schablonenmalerei für baufällig erklärt wurde, wurden die Auber aktiv. „Die Verbindung der Menschen zu ihrer Kirche war groß“, erzählt Johannes Wolf. 1998 wurde ein Förderkreis gegründet, der innerhalb von wenigen Monaten 35 000 DM an Spenden sammelte. „Das war Bürgercourage“, stellt Georg Pfeuffer fest, denn die damaligen Stadtpolitiker waren gegen das Projekt und konnten nur durch die Expertise des Denkmalschutzes und jener Basisinitiative überzeugt werden. Tausende von Stunden ehrenamtlicher Leistung sind dann in die bauliche Sanierung der Kirche geflossen.

2004 wurde der erste Teil des Museums eröffnet: Die restaurierte Kirche mit den Rückräumen, die eine Besonderheit darstellen. Die Räume sind mit Fenstern mit dem Kirchenraum verbunden. Hier konnten Kranke und Pflegebedürftige vom Bett aus an den Gottesdiensten teilnehmen.

Ab 2010 wurde das Museum, das als überregionale Einrichtung anerkannt ist, um dem Mittelbau und die Scheune erweitert. Die museale Eröffnung dieser Teile fand 2016 statt. Kirche, Hauptbau und Barockscheune geben nun einen interessanten und didaktisch modern gestalteten Überblick über die Grundzüge und das Leben im Spital.

Im Hauptbau, angeschlossen an die Kirche, werden das alltägliche Leben und die baulichen Besonderheiten erklärt. Im Spitalkeller und der Spitalscheune geht es um die praktische und wirtschaftliche Versorgung. Mit haptischen Modellen oder an Hörstationen wird beispielsweise dargelegt, wie Nahrung haltbar gemacht wurde. Lernstationen oder eine Art Quiz-Spiel erklären die alten Maße. Über QR-Codes an den Exponaten können Besucher am Handy kurzweilige Informationen abrufen.

Grundlage für die museale Konzeption (die von Dr. Georg Menth und Dr. Wolfgang Reddich erarbeitet wurde) war das Archiv des Spitals, das Aufzeichnungen bis aus dem 16. Jahrhundert beherbergt. Den Aubern liegt ihr Museum am Herzen und seit 20 Jahren wird es ehrenamtlich betrieben. Zum Jubiläum gibt es Veranstaltungen auf der angeschlossenen Spitalbühne (siehe Kasten). am

Mit der Kirche ging alles los: Georg Pfeuffer (rechts) ist der Museumsleiter. Johannes Wolf (links) war Mitinitiator der Idee. Bürgermeister Roman Menth (Mitte) ist stolz auf das bürgerschaftliche Engagement in Aub, ohne dieses das Museum nicht existieren könnte. Foto: Privat
In der Küche sind historische Kochutensilien ausgestellt. Foto: am
Programm auf der Spitalbühne

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