Ursprung der Fremdenlegion Jun01


Ursprung der Fremdenlegion

Schloss Schillingsfürst, die Wiege der Spezialeinheit, birgt ein Museum

Kaum zu glauben aber, wahr, die Französische Fremdenlegion hat ihren Ursprung in Bartenstein und Schillingsfürst. Die lebende Legende der Französischen Fremdenlegion (Légion étrangère), die aus dem ehemals französischen Adel entstanden ist und sich zur Zeit der Französischen Revolution nach Hohenlohe verflüchtigt hat, ist heute bewiesen.

Siegberth Holter (li.) und Johannes Munique (re.) haben das weltweit einzige Museum der Französischen Fremdenlegion außerhalb Frankreichs ins Leben gerufen. Foto: ul

Siegberth Holter (li.) und Johannes Munique (re.) haben das weltweit einzige Museum der Französischen Fremdenlegion außerhalb Frankreichs ins Leben gerufen. Foto: ul


Zeugnisse aus der Zeit lassen sich in zwei Räumen des Fürstenhauses im Museum der Französischen Fremdenlegion zu Schloss Schillingsfürst finden. Es ist das weltweit einzige Museum der Fremdenlegion neben Frankreichs Hauptmuseum in der Aubagne bei Marseille. Im Jahre 1789 waren die Folgen der Französischen Revolution überall zu spüren – auch in Hohenlohe. Fürst Ludwig-Leopold gewährte seinen Standesgenossen nur zu gerne Asyl in seinen Herrschaftshäusern Bartenstein und Schillingsfürst. Eine Neubelebung der höfischen Kultur mit Opern und Theatern, Jagdgemeinschaften und gesellschaftlichen Festen waren die Folge.

Zur Unterstützung der französischen Gegenrevolution wurde aus französischen Emigranten und angeworbenen Söldner, die nach dem Grafen Mirabeau benannte „Légion Mirabeau“ aufgestellt. Auf Vorschlag des Prinzen Conde wurde diese Legion zum Hohenlohe‘schen Truppenkorps erklärt und 1792 wurden aufgrund der Initiative der Linien Bartenstein und Schillingsfürst noch zwei weitere Regimenter aufgestellt.

Das Truppenkorps zog nach Schillingsfürst und Bartenstein, wo je ein Jägerregiment mit einer Stärke von jeweils 2 000 Mann angeworben wurde. Aus den Resten dieses Regiments ging 1831 die berühmt gewordene französische Fremdenlegion hervor. Als Kaserne diente ein Gebäude des herrschaftlichen Gutshofs, in dem sich das heutige Schloss-Cafe´ befindet.

Bei einem Schillingsfürster Stammtisch im Jahr 2012 stellte Siegberth Holter, der schon immer ein Faible für Geschichte hatte, den Zusammenhang der Französischen Fremdenlegion zum Quartier des Schlosses zu Schillingsfürst her, um diese Tatsache an die Öffentlichkeit zu bringen. Gemeinsam mit dem ehemaligen Realschullehrer Johannes Munique entstand die Idee, eine Tafel mit den Ursprüngen der Legion an der Außenwand des Schlosscafés anzubringen.

Dazu musste natürlich die Historie der Fremdenlegion recherchiert werden. Siegberth Holter stieß dabei auf verschiedene Amicalen (Legionärsgemeinschaften) im deutschsprachigen Raum u.a. auch auf den ehemaligen Präsidenten der Amicale in Stuttgart Hans Arndt Fehrmann. Er stellte den Kontakt zu Dr. Dr. Soulas de Russel, Professor für Geschichte an der Universität Tübingen her. Gemeinsam wurde den Tatsachen entsprechend eine Gedenktafel zu der Gründung des „Régiment Hohenlohe“ als Vorgänger der französischen Fremdenlegion am Gemäuer des Schlosscafé zu Schloss Schillingsfürst angebracht.

Entstehung des Museums

Bei der Einweihung der Tafel waren auch Abordnungen verschiedener Amicale anwesend, die ihrerseits erstaunt waren, vor der „Wiege der Französischen Fremdenlegion“ zu stehen. Auf Anfrage eines ehemaligen deutschen Legionärs erklärte sich Schlossherr Constantin zu Hohenlohe-Schillingsfürst bereit, Räume für Originalgegenstände von aufgelösten Amicalen im Schloss aufzubewahren.

Unter der Regie von Siegberth Holter und Johannes Munique wurde daraus ein Museum, das im Jahre 2015 auf 120 Quadratmetern eröffnet wurde. In der Folgezeit haben die ehemaligen Fremdenlegionäre unter der Leitung der Amicale, die verschiedenen Utensilien ihrer Ausrüstung wie Uniformen, Waffen, Orden, Fahnen usw. nach Schillingsfürst gebracht. Die Ausstellungsgegenstände sind Eigentum des französischen Staates.

Nach der ersten Einrichtung durch Johannes Munique wurde vieles durch die Legionärsgemeinschaften umgestellt und verändert. So lässt sich auch erklären, warum die Gründungsurkunde der Légion étrangère nicht mehr im Museum zu finden ist. „Wir haben alle Regimentsorden, die in der Fremdenlegion vergeben werden können, zur Ansicht“, sagt Johannes Munique, der das Museum mit Tafeln der Historie ausgestattet und die Exponate an seinen Platz gebracht hat.

Eine lebensgroße Figur mit der Originaluniform des deutschen Legionärs Heinrich Bauer, der die höchste Auszeichnung der Fremdenlegion, das Ritterkreuz der Ehrenlegion erhalten hat, ist nur eines von vielen wertvollen Stücken. Bauer war einer der wenigen Überlebenden der Schlacht um Dien Bien Phu (Mai 1954) mit der die französische Kolonialherrschaft in Indonesien endete. Mit dem Ritterkreuz der Ehrenlegion wurden seit der Gründung Franzosen und Nichtfranzosen ausgezeichnet.

Unter den ersten Deutschen, die in die Ehrenlegion aufgenommen wurden, war Johann Wolfgang von Goethe, dem Napoléon 1808 die Insignien eines Ritters der Ehrenlegion persönlich anheftete.

Das weiße „Kepi Blanc“, das zusammen mit Offiziers- und Generals-Kappen in einer Vitrine ausgestellt ist, gilt als das Markenzeichen eines nach der harten Grundausbildung in die Legion aufgenommenen Soldaten. Das und noch viel mehr hat das Museum zu erzählen.

Die französische Fremdenlegion gilt als eine lebende Legende, die heute eine Elitetruppe im Kampf gegen Islamisten und Massenmörder ist. Seit der Einweihung der Gedenktafel gibt es einmal im Jahr ein Präsidententreffen der Amicale, abwechselnd in der Aubagne und auf Schloss Schillingsfürst. Das Treffen findet in diesem Jahr Ende Juni statt.

Wer sich für das ganze Interieur des Museums interessiert, kann sich unter der Telefonnummer.: 09869 201 (Schlossverwaltung) um eine Führung bemühen. Das Museum ist Dienstag bis Sonntag von 10.30 bis 16 Uhr geöffnet. ul