Unterhaltsame Infos Aug02


Unterhaltsame Infos

Die Rothenburger Gästeführer vermitteln ein Gefühl für die Stadt

Rothenburg ist eine faszinierende Stadt und in jeder Gasse, an jedem Platz gibt es Besonderes zu entdecken. Die Bedeutung der Sehenswürdigkeiten und deren historische Verwurzelung erschließt sich allerdings nur bei einer professionellen Führung. Die Rothenburger Gästeführer machen das mit Herzblut.

„Die Stadt soll hängen bleiben“, fasst Stadtführerin Claudia Brand ihr Kernanliegen zusammen. Gemeinsam mit Ina Elser, Tanja Benz, Elena Kandert und Daniel Weber bildet sie den Vorstand des Vereins Rothenburger Gästeführer. Im Jahr 2006 wurde der Verein gegründet und zählt aktuell 47 Mitglieder, sowohl aktive Gästeführer als auch passive Mitglieder.

„Alle unsere Gästeführer sind ausgebildet“, erläutert Daniel Weber. Der Verein setzt auf Qualität. Ein fundiertes Wissen und die Fähigkeit, dieses auch kurzweilig zu vermitteln, zeichnen die Rothenburger Führungen aus. Die Gäste sind schließlich im Urlaub oder zu Besuch und wollen eine gute Zeit in Rothenburg verbringen. Keine Aneinanderreihung von Jahreszahlen, sondern historische Infos, interessant und anhand von anschaulichen Geschichten vermittelt, sind das Erfolgsgeheimnis der Führungen.

Von rechts: Claudia Brand, Daniel Weber, Ina Elser und Elena Kandert bilden den Vorstand des Vereins Rothenburger Gästeführer. Dazu gehört auch Tanja Benz, die nicht auf dem Foto ist

Von rechts: Claudia Brand, Daniel Weber, Ina Elser und Elena Kandert bilden den Vorstand des Vereins Rothenburger Gästeführer. Dazu gehört auch Tanja Benz, die nicht auf dem Foto ist

In unregelmäßigen Abständen (je nach Bedarf) bildet der Verein nach den Grundlinien des Bundesverbands der Gästeführer in Deutschland e.V. (BVGD) die eigenen Führer aus. Mit einer schriftlichen und mündlichen Abschlussprüfung müssen sich diese qualifizieren und sind danach als selbstständige Stadtführer im Einsatz.

Bekanntes und Besonderes
„Unser Führungsprogramm muss sich nicht verstecken“, sagt Daniel Weber. Die Rothenburger Gästeführer bieten mehrmals am Tag öffentliche Führungen in Deutsch, Englisch und Spanisch an (siehe Kasten unten). Ganz unkompliziert sammelt man sich am Marktplatz rund um den jeweiligen Führer – und schon geht es los. „Jeder von uns hat unterschiedliche Vorlieben“, erklärt Elena Kandert. Die Hauptsehenswürdigkeiten wie ein Blick Richtung Plönlein, der Marktplatz, ein Gang vorbei an der St.-Jakobs-Kirche, diverse Gassen und der Burggarten gehören zu jeder Führung.

Die öffentlichen Stadtführungen starten alle am Marktplatz. Die Gästeführer sind an den weißen Schildern zu erkennen. Fotos: am

Die öffentlichen Stadtführungen starten alle am Marktplatz. Die Gästeführer sind an den weißen Schildern zu erkennen. Fotos: am

„Wir möchten die Gäste mit ihrem unterschiedlichen Wissensstand abholen und für die Stadt begeistern“, so Claudia Brand. Das erreicht sie mit so mancher unerwarteten Geschichte, die tief in das Leben einer mittelalterlichen Stadt eintaucht. Claudia Brand weist auf drei Stäbe unterschiedlicher Länge, die am Rothenburger Rathaus (neben dem Eingang zum Lichthof) angebracht sind. Könnte gut sein, dass sogar die Einheimischen hier achtlos vorbeigehen. „Das sind Maßeinheiten“, sagt Brand und bittet einen der Führungsteilnehmer, seinen Arm für die Darstellung der Maßeinheit Elle auszustrecken. Dass die Rothenburger Elle vielleicht kleiner oder größer war als die Nürnberger Elle, und warum das so war, erfahren die Gäste ebenfalls.

Weiter geht es zum Blindenstadtmodell, das die Gästeführer mit dem Spendenerlös vom jährlichen Weltgästeführertag anfertigen ließen. Und da die Gruppe schon vor der St.-Jakobs-Kirche steht, erklärt Brand nicht nur deren Bedeutung, sondern auch wie es zu der Reliquie kommt, die dort in den Heilig-Blut-Altar von Riemenschneider eingearbeitet ist. Über die Klostergasse geht es Richtung Burggarten, immer mit einem offenen Ohr für die Fragen der Gäste. „Die Zerstörung im Zweiten Weltkrieg ist fast immer ein Thema“, hat Elena Kandert erfahren. Gebiete rund um die Galgengasse wurden im März 1945 noch bombardiert. „Bei Interesse gehe ich mit der Gruppe auch mal Richtung Galgengasse“, sagt Daniel Weber. So kann jede Tour der Gästeführer ihren eigenen Charakter haben.

Ein Höhepunkt der Führung ist der Burggarten. Claudia Brand geht mit Absicht nicht durch das Burgtor, sondern am unteren Eingang in den Burggarten. Sie macht mit den Gästen einen Test. „Bitte immer nach rechts schauen, bis wir stehen bleiben“, sagt sie. Nach einigen Metern im Burggarten, auf Ansage der Gästeführerin, richten die Teilnehmer dann den Blick nach links und sind vom plötzlich auftauchenden Stadtpanorama begeistert.

Zu den täglichen Stadtführungen bieten die Gästeführer auch spezielle öffentliche Rundgänge an: Täglich um 18 Uhr führt der Henker durch die Stadt. Der Nachtwächter dreht um 20 Uhr (englisch) und 21.30 Uhr (deutsch) seine Runden. Auf Walburgas Zeitreise können sich Gäste von Donnerstag bis Samstag jeweils um 19 Uhr begeben. Die Rothenburger Gästeführer bieten auf Anfrage auch Führungen für geschlossene Gruppen und in acht weiteren Sprachen an.

Der Zauber Rothenburgs hat viele Facetten und so manche dürften selbst den Einheimischen nicht bekannt sein. Eine Stadtführung kann da für unterhaltsame Einblicke sorgen.

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Die Rothenburger Gästeführer bieten täglich um 11 und um 14 Uhr öffentliche Führungen (Dauer 90 min) in Deutsch an. Um 14 Uhr gibt es zusätzlich eine englische Führung. Jeden Mittwoch und Samstag gibt es um 14 Uhr eine spanische Führung. Treffpunkt ist am Marktplatz. Tickets gibt es direkt beim Gästeführer.