Magische Nächte Nov09


Magische Nächte

Raunächte und ihre Traditionen

Ist das Weihnachtsfest gefeiert, beginnt eine ganz besondere Zeit, die Raunächte. Traditionell gelten die zwölf Tage und Nächte zwischen Weihnachten und dem Dreikönigstag als Raunächte. Die Nacht zum 25. Dezember ist in der Regel der Beginn, das Ende setzt die Nacht am 5. Januar. Viele Geschichten, Bräuche und Sagen ranken sich um diese Nächte.

Ludwig Schnurrer schreibt in seinem Aufsatz „Brauchtum zum Neuen Jahr in Rothenburg“ (in: Die Linde, 1977, S. 2 ff.), dass „nach vorchristlich-heidnischer Vorstellung beide Tage (Anmerkung: Weihnachtsfest und Neujahr) in den Kranz der Zwölf Heiligen oder Raunächte gehören. Diese Tage waren stärker als andere erfüllt von Geistern, Dämonen und allerhand Spuk, die es zu bannen, vertreiben oder unschädlich zu machen galt.“

In den ländlichen Gebieten pflegten die Bauern ihre Traditionen. Luise Wirsching aus Spielbach erinnert sich, dass in den Raunächten nicht gebacken und gewaschen wurde. „Man hat Vorsetz gemacht“, so Wirsching. Das bedeutet, die Bauern saßen zusammen, haben geredet, gesungen, Handarbeiten fertiggestellt. „Das war ein bisschen wie Urlaub für die Bauern“, erzählt Luise Wirsching. Außerdem hat sie jeden Tag aufgeschrieben, wie das Wetter in den Raunächten war. Jeder der zwölf Tage entspricht dabei einem Monat im kommenden Jahr. „Und das ist kein Hokuspokus, das hat gestimmt“, so Wirsching, „Daran konnte man sich halten.“

Eine lange Tradition hat auch das Räuchern in den Raunächten. Heike Meißner, ausgebildete Räucherpraktikerin, bietet am 8. Dezember, um 19 Uhr, im „Forum für Schönheit“ (Schweinsdorfer Straße 25b) einen Räucherabend zu den Raunächten an (Anmeldung unter www.mein-fengshui-meissner.de).

Vor dem Räuchern sollten aber einige Vorbereitungen getroffen werden wie z.B. geliehene Sachen zurückbringen oder Schulden begleichen. Die zwölf Raunächte werden manchmal aufgeteilt in die ersten sechs, die sich der Vergangenheit widmen, und die zweiten sechs, die in die Zukunft blicken. Dabei spiegeln sie die zwölft Monate im Jahresrhythmus wider.

Die Nacht zum 25. Dezember ist den Wurzeln gewidmet, die folgende der Spiritualität, dann geht es um die Herzebene, und das Bewusstsein, das soziale Umfeld sowie Abschied, Übergang oder den neuen Blick. Mit den Themen Segen, Tun, Werden und Vergehen sowie den Bogen schließen enden die zwölf Nächte. Diese Impulse sind der Ausgang für die eigene Reflexion.

Den eigenen Zugang finden

„Die Raunächte sind eine besondere Zeit, aber man sollte sich nicht mit strengen Vorgaben unter Stress bringen lassen“, so die Einstellung von Heike Meißner. Sie selbst nützt die Zeit, um sich bewusst zu machen, was war und was für Ziele erreicht werden wollen.

Das Räuchern unterstützt diesen Prozess. Hält man sich genau an die überlieferten Rituale, gibt es bestimmte Kräuter, die je nach Tag eingesetzt werden. Weihrauch, Myrrhe, Sandelholz, Wacholder gehören zum 25. und 26. Dezember. An Silvester werden Birkenblätter oder -schalen als Lichtbringer genutzt. Aber auch Kardamom, Lorbeer, Tannenharze oder Salbei eignen sich zum Räuchern in den Raunächten. Traditionell wurden in der Nacht der Wunder (4. auf 5. Januar) die Ställe mit heißen Pfannen, in denen Harze räucherten, für das neue Jahr gereinigt, und auch die Hüte und Kopfbedeckungen wurden geräuchert. Das sollte Klarheit und Konzentration bringen.

In der heutigen mitunter hektischen Zeit kann die Rückbesinnung auf alte Traditionen hilfreich sein. Das Räuchern in den Raunächten stellt somit eine kleine Auszeit dar und bildet einen Raum, der sowohl den wertschätzenden Rückblick als auch die Freude auf die Zukunft beinhalten kann. am