Menschen begleiten
1. Mai 2022
Menschen begleiten
Manuel Raisch – ein Theologe, dem Christen und Nichtchristen wichtig sind
Es gibt einen in der Nähe, der macht, was ein Pfarrer so macht, aber ohne eine spezielle religiöse Ausrichtung. Als überkonfessioneller Redner, Autor, Theologe und Coach hat Manuel Raisch Anteil am Leben seiner Mitmenschen in Krisen- und Trauerzeiten aber auch an Freudentagen, wie dem schönsten Tag des Lebens eines künftigen Ehepaares.
Aufgewachsen ist er in der Nähe von Blaufelden in einer Familie, in der der christliche Glaube praktisch gelebt wird. „Mit 16 war ich eher rational eingestellt, brach aus dieser behüteten Welt aus und suchte mein Glück in der Punkszene“, gibt der Prediger und Redner zu. In dieser Zeit hat er das Leben eher durch die rationale Brille betrachtet und wandte sich Ende der 90er-Jahre erst einmal einer Ausbildung zum Gärtner zu.
Den christlichen Glauben trug er in seinem Kopf mit sich herum, aber nicht wirklich im Herzen. Bis zu dem Tag, an dem Menschen für ihn gebetet haben. Der Glaube wurde für den jungen Mann erfahrbar: „Es war als würde ich spüren, wie sehr Gott mich liebt und diese Gewissheit ist mir bis heute geblieben“, erzählt er.
Das mag seltsam klingen, aber seither hat er den stetigen Wunsch, anderen zur Seite zu stehen und wenn möglich, seinem Gegenüber die gleiche Lebensstabilität zu schenken, die auch ihm durch den christlichen Glauben zuteil wurde.
Ein Studium zwischen 2007 und 2011 an der Universität Columbia International University zum „Master of Arts“ und anschließend an der „New Covenant International University“ in Florida, zum „Master of Theology“ war nach diesem Erlebnis für Raisch die logische Konsequenz.
Arbeit am Mitmenschen
Während dieser Zeit startete Manuel Raisch Projekte wie Kneipengottesdienste in der Metall- und Punkszene – ein Milieu, das er selbst aus seiner Jugend kannte.
„Wenn die Leute nicht in die Kirche gehen, dann kommen wir zu ihnen“, dachte er sich.
Hierbei ist mit dem Begriff Kirche allerdings jeder Ort gemeint, an dem der Glaube, welcher Konfession auch immer, gelebt wird. Das war ein voller Erfolg und motivierte den angehenden Theologen auch nach dem Studium missionarisch, aber auch evangelisierend unterwegs zu sein.
„Im Jahr 2008 gründete ich den Predigt- und Seminardienst im In- und Ausland“, erzählt er. Seither erfreut sich dieser Dienst wachsender Beliebtheit mit internationaler Anerkennung und Flexibilität, die anscheinend überzeugt. Es folgten neben Missionstätigkeiten in Afrika 24 Jahre Berufserfahrung in ehrenamtlicher und hauptamtlicher Gemeindearbeit in der Landeskirche und in Freikirchen, beispielsweise als Jugendreferent in der LKG (evangelische Landeskirche) in Bayern.
Die Liste der Einsätze des „Wanderpredigers“ ist lang: Beratung in unterschiedlichen Bereichen durch Coaching, Supervision, Mentoring und Seelsorge, Dozententätigkeit für biblische, ethische, religiöse, interkulturelle Themen, Organisation und Projektmanagement von sozialen Veranstaltungen, Mitarbeit in der internationalen Mission und aktive Gestaltung von Hilfsprojekten und vieles mehr. Raisch übernahm nicht nur in kirchlichen Kreisen Verantwortung, sondern auch als Projektleiter in der freien Wirtschaft. Suchthilfe, Jugendarbeit, Eheberatung, Medienarbeit bei Radio und Fernsehen und Redner bei säkularen Veranstaltungen gehören ebenfalls zu seinem Erfahrungsschatz.
Lehren und Helfen rund um die Welt als Single war immer ok, aber mit Familie ging das nicht mehr. Denn im Jahr 2011 heiratete Manuel Raisch und ist heute Vater von zwei Kindern. Danach machte er sich als Prediger, Coach, Seelsorger, Theologe und auch als Gärtner selbstständig. Gerade in Coronazeiten war die Arbeit im Gartenbau immer ein willkommenes zweites Standbein, da alles andere nicht stattfinden durfte. Die Online-Dienste haben für den alleinigen Unterhalt nicht ausgereicht.
„Ob als Gärtner oder Theologe, ich liebe es, Zeit mit Nichtchristen oder auch Menschen aus anderen Glaubenskulturen zu verbringen“, sagt Raisch. Menschen römisch-katholischer, orthodoxer, protestantischer, islamischer, jüdischer, freichristlicher oder atheistischer Ausrichtung, das ist ihm egal. Alle Menschen sind Suchende und Manuel Raisch möchte ihnen helfen, sich miteinander zu vernetzen und gegenseitige Toleranz zu üben.
„Ehepaare mit islamischer und deutscher Herkunft landen oft bei mir in der Paarberatung“, sagt er. Dabei betrachtet der erfahrene Seelsorger und Lebensbegleiter (Coach) die Situation immer aus der Vogelperspektive und versucht, die jeweilige Position beider Parteien füreinander verständlich zu machen. Es ist eine Art Prozessbegleitung, die den Konflikt für beide Seiten erkennbar werden lässt und Wege aus der Misere eröffnet. Oft stellt Raisch fest, dass viele Konflikte durch das eigene „Kopfkino“ entstehen. Ein Beispiel: Der Nachbar ist in Gedanken versunken und grüßt nicht. Das eigene Empfinden könnte ein Gefühl der Ablehnung sein. Daraus entstehen oft abwehrende Reaktionen dem Nachbarn gegenüber, was wiederum Unverständnis erzeugt.
Aber auch Einzel- oder Gruppen-Supervision als berufliche Orientierung für Menschen mit Burn-out, Lebenskrisenberatung oder Mediation bei Streitigkeiten im Berufsleben sind seine Stärken. Helfen ist eben sein Steckenpferd.
Während der Flüchtlingswelle im Jahr 2015 setzte sich Raisch als Ersthelfer ein. In dieser Zeit konnte er seine überkonfessionellen interkulturellen Kenntnisse über die Gepflogenheiten verschiedenster Kulturen praktisch einsetzen. Er sorgte für zwischenmenschliches Verständnis, und machte anderen Flüchtlingen klar, warum man eine muslimische unverheiratete Frau nicht dazu auffordern sollte, einer Gruppe junger Männer etwas zum Essen zu bringen. Das wird nur mit Begleitung respektiert. Jede Kultur hat eben eine eigene Grundeinstellung, die es zu erkennen und zu berücksichtigen gilt. „Nur muss man sich der Unterschiedlichkeit bewusst werden und lernen, seinem Gegenüber wertschätzend entgegenzutreten“, so Raisch. Genau in diesem Bereich ist er Fachmann.
Auch in seinem Gärtnerbetrieb hat er Menschen aus anderen Ländern Arbeit gegeben. Eine seiner Mitarbeiterinnen ist in leitender Position und hat bei Kundeneinsätzen das Sagen. Auch in diesem Falle ist es dem Theologen wichtig, dass seine fremdländischen Mitarbeiter die führende Rolle einer Frau respektieren und sich der deutschen Kultur anpassen.
Autor für Glaubensfragen
Zum Thema „die Rolle der Frau“ veröffentlichte Raisch das Buch „Lioba, die Missionarin an Bonifatius Seite“. Es beleuchtet die Notwendigkeit von Frauen in der Missionsarbeit – ein Buch, das Kirchen- und Missionsgeschichte vereint. Es handelt von der angelsächsischen Äbtissin Lioba (ca. 710 bis 782), deren Leben und Werk untrennbar mit Bonifatius (ca. 672 bis 754), dem „Apostel der Deutschen“ verbunden ist. Die Entstehung des christlichen Abendlandes ist, laut Raisch ohne die angelsächsische Mission auf dem europäischen Kontinent und im Speziellen unter den Aposteln Bonifatius und der Benediktinerin Lioba nicht denkbar. Zuvor schrieb Manuel Raisch ein christliches Andachtsbuch für den alltäglichen Gebrauch. Um theologischen Fragen auf den Grund zu gehen, kann der Glaubensmann auch als Lehrender oder Referent eingeladen werden. Das können Themen wie die Offenbarung sein oder Fragen wie „Warum lässt Gott Leid zu“?, oder wenn es um die Diskussion über der Erwachsenen- und Geistes-Taufe geht.
Als Redner für Beerdigungen und Hochzeiten, vor allem für kirchenferne Personen aus anderen Religionen, die in Deutschland nicht so stark vertreten sind, findet Manuel Raisch die richtigen Worte. Seiner Meinung nach hat jeder Mensch, ob gläubig oder nicht gläubig, eines natürlichen oder suizidalen Todes gestorben, das Recht auf eine würdevolle Bestattung. Open Air-Hochzeiten oder solche in angemieteten Kirchen sind möglich, aber auch für Themenhochzeiten wie Motorradhochzeiten, Hippie-Hochzeiten ist der theologische Allrounder zu haben. Nicht selten traut Raisch Brautpaare im Rothenburger Hochzeitswald. Er ist ein Mann mit Herz und Verstand und ist mit viel Erfahrung und Fachkompetenz für alle Lebensfragen offen.ul