Maler, Lehrer, Komiker
7. Oktober 2025
Maler, Lehrer, Komiker
Markus Löschel: Ein Mann mit vielen Talente, die sich ergänzen
Vor etwa 35 Jahren saß er auf dem selben Stuhl wie seine Schüler heute. „Aus einem völlig unmotivierten jungen Burschen wie mich, kann später immer noch etwas werden", sagt der gebürtige Schillingsfürster Markus Löschel.
Er ist Berufsschullehrer für künftige Maler an der Staatlichen Berufsschule Rothenburg/Dinkelsbühl. Auf seinem Lebensweg gab es viele Stationen, die wie sich herausstellen sollte, heute ein Gesamtbild ergeben. Sein erster Weg nach der Mittleren Reife, die er mit möglichst geringem Lernaufwand bestanden hatte, führte ihn in eine Ausbildung zum Bürokaufmann in ein Rothenburger Autohaus.
Seine anschließende Wehrpflichtzeit empfand er als sehr hilfreich im Hinblick auf Wertevermittlung. „Hier werden einem die Flügel ein wenig gestutzt, was Disziplin, Gehorsam und Respekt angeht", so der 59-Jährige, der sich entweder für Wehrpflicht oder ein soziales Jahr für junge Männer ausspricht.
Eine Zivilangestellte bei der Bundeswehr fragte ihn etwas verwundert, warum er denn nicht den Malerberuf lernt und anschließend die Firma seines Vaters übernehmen würde. Gesagt getan, Markus Löschel folgte der Idee und begab sich nach seiner Maler-Ausbildung an die Meisterschule Würzburg. Ein ehemaliger Ausbildungspädagoge fragte den Jungmalermeister, ob er sich vorstellen könnte, ein paar Stunden Unterricht in der Berufsschule zu geben. Angestellt in der Malerfirma seines Vaters, nutzte Markus Löschel die Gelegenheit und unterrichtete drei Stunden pro Woche in der Staatlichen Berufsschule Rothenburg/Dinkelsbühl. Aus drei Schulstunden wurden sechs pro Woche. „Mein Vater musste in dieser Zeit auf mich verzichten," so Löschel.
Neue Wege eröffnen sich
„Mein Vater hat mich dennoch ermutigt, die Unterrichtsstunden zu übernehmen", sagt Löschel dankbar. Er erweiterte seine Ausbildung um den Fachlehrer im Malerberuf. Das macht er heute noch gerne. „Ich bin für meine Schüler ein lebendes Beispiel dafür, wie aus einem unmotivierten Schüler ein zielstrebiger Mann werden kann", sagt der zweifache Familienvater mit einem leichten Grinsen. „Ich war nie sehr redselig vor vielen Menschen. Die Zeit als Lehrer hat mich im Freien Sprechen herausgefordert und geschult", bestätigt er. Eine Fertigkeit, die in Zukunft noch von Bedeutung werden sollte.
Denn der damalige Regisseur der Frankemer Stupfl-Faschingsabteilung Peter Bromberger holte Markus Löschel ins Faschings-Team. Das war im Jahr 1994. Seine Frau Sabine war zu dieser Zeit bereits Teil der Theatergruppe des TSV Schillingsfürst. „Im selben Jahr fand ich mich mit meiner Frau Sabine als ,Sepp und Traudel' bei einem Theaterstück kaum sichtbar unter einer Bettdecke auf der Bühne wieder", erzählt Löschel lachend. Er hatte sie immer wieder unter der Decke gezwickt, die sich dadurch ständig bewegte. Das Publikum kam aus dem Lachen nicht mehr heraus.
Bis ins Jahr 2000 war das Ehepaar Löschel ein fester Bestandteil des alljährlichen Schillingsfürster Frankemer-Stupflfaschings. „Man muss sich auch selbst auf den Arm nehmen können und mit authentischem Witz auftreten, um gut beim Publikum anzukommen", verrät Markus Löschel einen Geheimtipp.
Für den heutigen Regisseur des „Frankemer Stupfl" darf der Spaß allerdings nie unter die Gürtellinie gehen. Auch Tod und Krankheit gehören für ihn nicht auf die Bühne. Bis ins Jahr 2000, als Markus Löschel Vater wurde, fand er in Ralf Albig einen neuen Partner auf der Bühne. Aus „Sepp und Traudel" wurde von da an „Mäx und Ranger" als neues Spaß-Duett. Im Jahr 2003 hat die Familie Putscher als Faschingstexter und Liedschreiber aufgehört. Gemeinsam mit seiner Frau Sabine und Christoph Maul im Boot bildete Markus Löschel ein neues Team für Text und Lieder des Stupfl-Faschings. So ging es fünf Jahre lang zu.
Seit 2008 ist Löschel alleiniger Texter und hat heute ein Liedrepertoire von rund 3 000 selbstgeschriebenen Stücken, untermalt mit bekannten Melodien. Immer am 1. November laufen die ersten Instrumentalproben mit ein oder zwei Strophen plus Refrain. Markus Löschel gehen die Ideen nie aus. „Ich arbeite gerade an einer neuen Hymne zum Abschluss des Stupflfaschings", gibt er preis.
Nebenbei erwähnt rief Markus Löschel im Jahr 2016 zur Zeit der beginnenden Flüchtlingswelle in Deutschland das Schillingsfürster „Derblecken" ins Leben, angelehnt an das Politiker-Derblecken auf dem Nockherberg. Der Erlös dient immer einem guten Zweck. „Christoph Maul war mit von der Partie und startete von da an richtig durch, was seine Comedy-Karriere angeht," erzählt Löschel.
Fasching, Jenisch und mehr
„Frankemer" ist übrigens der Spitzname der Schillingsfürster und „Stupfer" ist ein jenisches Wort für Igel. Einst wurden die Schillingsfürster als „Igelfresser" deklariert. Igel-Rezepte waren in den Wintermonaten eine Delikatesse in der Fürstenstadt.
„Mein Großvater konnte noch ein Igel-Gericht zubereiten", so Löschel. Mit sechs oder sieben Jahren fragte er seinen Opa: „Do hobbi dann ah an Ichl gessen?", was der Großvater nickend bejahen konnte. Der Igel ist heute eine Art Logo der Stadt Schillingsfürst.
Die Jenische Sprache ist ein Derivat der Sondersprache Rotwelsch, die von Randgruppen und Fahrenden verwendet wurde. Speziell das Schillingsfürster Jenisch stammt von zugezogenen Bürgern, die Fürst-Karl-Albrecht I. zu Hohenlohe-Waldenburg-Schillingsfürst im Jahre 1758 in seine Stadt rief, um die Bevölkerung zu vergrößern. Handwerker, Künstler und Fabrikanten kamen und gingen wieder. Es kamen und blieben Volksgruppen, wie Kleingewerbler, Schausteller oder fahrende Händler, die laut des Fürsten als einzige Bedingung dem katholischen Glauben angehören mussten. Diese brachten die jenische Sprache mit, die bis in die 50er-Jahre hier und da noch zu hören war. Sie gilt als Geheim- und Gaunersprache und ist historisches Erbe der Stadt. Denn die „Jenischen" stahlen, was nicht niet- und nagelfest war.
Dieser Kultursprache wollte Markus Löschel auf den Grund gehen und fand in Johannes Munique (Realschullehrer a. D.) einen adäquaten Interessenspartner zum Erforschen der Sprache als Teil der Schillingsfürster Geschichte. Gemeinsam eröffneten sie ein Jenisch-Museum beim Ludwig-Doerfler-Museum, um der Schillingsfürster Geschichte Rechnung zu tragen. Zwei Bücher zum Thema mit Karikaturen von Robert Hellenschmidt sind entstanden. Auch ein Wörterbuch der jenischen Sprache ist erschienen.
„Ich habe vom bayerischen Rundfunk Aufnahmen erhalten, bei denen noch die jenische Sprache zu hören ist", so Löschel. Johannes Munique hat mich zudem während meines Theologiestudiums unterstützt. Die Idee zum Studium kam durch den Lehrermangel im Fach Religion in der Berufsschule auf. Seine Erfahrungen mit Farbe und Pinsel nutzt Löschel ehrenamtlich im weitesten Sinne, um Restaurierungen in der Waldkapelle und der Kreuzigungsgruppe am ehemaligen Krankenhaus in Schillingsfürst zu tätigen. „Was gefragt ist, mache ich", so Löschel und ist heute mit all seinen Lebensstationen sehr zufrieden. „Es ergibt alles zusammen einen Sinn", sagt er zufrieden. ul