Musikerin mit Leib und Seele Okt01


Musikerin mit Leib und Seele

Carmen Hofacker: Sängerin, Songwriterin und MiniMusikanten-Erfinderin

Carmen Hofacker alias „Carmen Underwater“ beim Konzert in Blaubeuren. Foto: Michael C. Thumm

Carmen Hofacker alias „Carmen Underwater“ beim Konzert in Blaubeuren. Foto: Michael C. Thumm

„Ich habe schon als Kind gewusst, dass ich Musikerin, im speziellen Sängerin, werden will“, sagt Carmen Hofacker. Wir treffen uns in ihrem Elternhaus in Diebach. Im Dachgeschoss hat sie Räume für ihre MiniMusikanten eingerichtet, das neueste Projekt der Künstlerin.

Mit Blick auf Felder und Wiesen ist sie hier aufgewachsen. Mitten auf dem Land. Lehrer für Stimmbildung, Harmonielehrer, Songwriting gab es nicht. Trotzdem wollte und ist sie Sängerin geworden. Lange Jahre waren ihr Erkennungszeichen die leuchtend roten Haare. Mittlerweile setzte sie auf Natürlichkeit, trägt einen lockeren Zopf und ist Mutter eines 6-jährigen Jungen.

Start der Solokarriere
Die Höhen und Tiefen des Musikbusiness hat sie in den letzten über 20 Jahren durchschritten. Ärmel hochkrempeln und wieder was los machen, das hat sie in ihre DNA eingesogen. So einfach lässt sich Carmen Hofacker nicht unterkriegen. Auch nicht von dem coronaindizierten, faktischen Arbeitsverbot für Künstler in den letzten eineinhalb Jahren.

Nach der Schule hat Carmen Hofacker eine Ausbildung bei Sport Erhard gemacht und ist zeitgleich mit ihrer ersten Band „Reminder“, einer Coverband, aufgetreten. „Ich habe gut verdient und Geld gespart“,erzählt sie. Mit 23 Jahren ging sie dann nach Berlin an eine private Schule zur musikalischen Ausbildung. Danach folgten sechs Jahre klassische Gesangsausbildung bei privaten Lehrern. „Nebenher habe ich halbtags im Büro gejobbt“, erzählt sie.

Außerdem hatte sie ab 2003 auch ihre Band „Swim“, ein Akustik-Rock-Duo. Hier konnte sie ihre Kreativität ausleben, denn mit „Swim“ spielte sie nur eigene Stücke, selbst getextet und komponiert. Zwei Alben sind in dieser Zeit entstanden. Es lief ganz gut bis der Gitarrist erkrankte und nicht mehr auftreten konnte. Eine schwierige Zeit, die eine Neuorientierung forderte.

„Ich habe dann den Weg Richtung Solo eingeschlagen“, so Carmen Hofacker. Das sei anfangs auch eine ganz nüchterne Entscheidung gewesen, fügt sie an. Kleinkunstveranstalter haben ein enges Budget und bei Soloauftritten ist der Verdienst einfach besser. Dies war die Geburtsstunde von „Carmen Underwater“. „So konnte ich von der Musik leben“, sagt die Künstlerin.

Mit „Carmen Underwater“ lässt die Musikerin ihren sanften, ruhigen Part erklingen. Und das kam und kommt an. Sie erhielt den „Listen to Berlin Award“ und den Jury-Preis beim Berlin Song Contest. Auftritte in ganz Deutschland und auch in ihrer Heimat, beispielsweise bei Kultur Korn oder im Wildbad in Rothenburg, folgten.

Ihre Songs haben stets ein zentrales Thema, das bewegt, oder erzählen Geschichten aus der Tiefe des Menschseins. Die Impulse zu den Liedern kommen dabei in ganz normalen Alltagssituationen. „Ich tippe die Idee dann schnell ins Handy oder singe die Melodie ein“, erklärt Carmen Hofacker den Schaffensprozess.

Ohne Disziplin geht es nicht
Und dann folgt harte Arbeit. „Man braucht Disziplin um ein Lied zu schreiben“, weiß sie. Manchmal fließt es, manchmal beißt sie sich die Zähne aus. Am einen Song arbeitet sie ein Jahr, der andere entsteht in einer Nacht. „Das Klavier ist dabei stets mein Instrument“, so die Musikerin.

Es lief gut. Auch privat. 2015 kam ihr Sohn Enno auf die Welt und gemeinsam mit Partner Daniel Rieth, den viele über seine Initiative „Träumen & Machen“ kennen, orientierte sich die junge Familie wieder Richtung Heimat – mit Abstechern in die weite Welt.

Die Songs von „Carmen Underwater“ gehen um die Welt: Die Musikerin bei einem Konzert in Neuseeland. Foto: Privat

Die Songs von „Carmen Underwater“ gehen um die Welt: Die Musikerin bei einem Konzert in Neuseeland. Foto: Privat

Im Jahr 2017 verabschiedeten sie sich für eine Tour durch Europa und im Anschluss durch Australien und Neuseeland. Mit dem Wohnmobil erkundeten sie die Welt und Carmen Hofacker gab an den verrücktesten Orten Konzerte.

„Beim Konzert am Strand in Usedom erlebten wir ein spektakuläres Naturschauspiel“, erinnert sie sich. Ihr Auftritt wurde von einem kompletten Regenbogen überspannt. In Frankreich spielte sie bei einer riesigen Gartenparty, in England auf dem Geburtstag einer 75-jährigen Urlaubsbekanntschaft, in Down Under in Cafés und in Wohnzimmern. „Ich habe etwa 100 Konzerte gegeben“, so die Sängerin.

Anspruch an Qualität
Zurück in Deutschland erweckte sie im Jahr 2018 die MiniMusikanten zum Leben. Carmen Hofacker hat in Berlin bei „Little Musikmakers“ die Ausbildung zur musikalischen Früherziehung gemacht, die parallel in englisch und deutsch stattfindet.

Da die vorhandenen Arbeitsmaterialien aber nicht ihrem Qualitätsanspruch entsprachen, hat sie mit den MiniMusikanten das Format auf ein eigenes Level gehoben. Das Angebot richtet sich an Kinder im Alter von ein bis vier Jahren und ihre Eltern. Ab Oktober startet nun auch ein Kurs für Fünf- bis Siebenjährige ohne Eltern und ein Singkreis für Erwachsene (einmal im Monat).

Carmen Hofacker schreibt alle Lieder selbst, dreht Videos dazu, und entwickelt das pädagogische Konzept. Auf spielerische Art begeistert sie die Jüngsten für Musik und für eine neue Sprache. Die Gruppen sind altersgemischt: Babys sowie Kleinkinder sind zusammen in einem Kurs und singen, tanzen und musizieren. Der Unterricht findet in Diebach statt. Infos zum musikalischen Früherziehungsangebot gibt es im Internet unter www.minimusikanten.com.

Warten auf bessere Zeiten
Die Kunstfigur „Carmen Underwater“ befindet sich momentan in einer Ruhephase. Eigentlich war für 2020 ein neues Album geplant. „Das war finanziell nicht möglich“, so die Sängerin. Corona hat sie, wie viele in der Branche, hart getroffen. „In diesem Jahr hätte ich zwei Auftritte gehabt und auch die wurden abgesagt“, erzählt sie. Die Verdienstmöglichkeiten gehen gegen Null. Durch große Musikplattformen kommt auch beim Herunterladen von Songs so gut wie kein Geld bei den Künstlern an. Als Auftragsarbeit für Petra Jäger-Sarke haben Carmen Hofacker und der Produzent Stefan Henning den Song „Wahre Helden“ geschrieben, der diese Thematik am Beispiel der Bühnenarbeiter aufgreift.

„Viele Musiker können aktuell nicht in ihrem Beruf arbeiten“, so Carmen Hofacker. Und das obwohl sie studiert und Jahrzehnte lang nichts anderes gemacht haben. „Man sagt den Leuten, jetzt mach’ halt mal was anderes“, sagt sie. Das ist aber keine Erfüllung. „Ich bleibe Musikerin“, da ist sie sich sicher. am