Frische Ideen fürs Museum Jan08


Frische Ideen fürs Museum

Museumsleiterin Inga Benedix ist von der historischen Klosterküche begeistert. Foto: am

Museumsleiterin Inga Benedix ist von der historischen Klosterküche begeistert. Foto: am

Inga Benedix ist die neue Leiterin des RothenburgMuseums

Nach knapp zwei Jahren Vakanz hat das RothenburgMuseum wieder eine Leitung: Inga Benedix ist seit Oktober 2023 für das Museum zuständig. „Das ist eine wunderbare Aufgabe“, sagt sie begeistert. Schritt für Schritt will sie das Museum weiter öffnen, sowohl für die Einheimischen wie auch für internationale Gäste. Mit 27 Jahren ist die Übernahme der Leitung eines Museums ein mutiger Schritt, aber Inga Benedix kennt ihre Stärken.

Inga Benedix stammt aus Kassel. Dass ihre Leidenschaft der Historie gehört, war klar. Nach dem Abitur wollte sie sich aber etwas Bedenkzeit geben, beim Einschlagen ihres Lebenswegs. „Ich habe damals ein freiwilliges soziales Jahr auf Gran Canaria gemacht“, erzählt sie.

Sie war im Kindergarten der deutschen Schule eingesetzt und möchte diese Erfahrungen nicht missen. Eigenständigkeit zu entwickeln, eine andere Kultur zu erleben und mal „über den Tellerrand hinauszuschauen“, das kann sie jedem jungen Menschen nur empfehlen.

In dieser gut genutzten Auszeit hat sich dann auch ihr weiterer Werdegang gestaltet. Aus dem ursprünglichen Wunsch, Geschichte zu studieren, wurde der Studiengang Museologie und materielle Kultur.

Inga Benedix hat an der Universität Würzburg studiert und im Anschluss an den Bachelor Abschluss noch ihren Master im Bereich Sammlungen, Provenienz und kulturelles Erbe absolviert.

Lehre und Forschung

Nach Abschluss des Studiums war sie ein Jahr als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Professur für Museologie tätig. Neben ihrer Lehrtätigkeit betrieb sie im Rahmen eines Projekts, das zwischen 2019 und 2022 vom Deutschen Zentrum für Kulturgutverluste finanziert wurde, auch Provenienzforschung. Dabei geht es um die Ermittlung der Herkunft eines Werkes, mitunter in Hinblick an die Aneignung von Kunstgütern während des NS-Regimes.

Inga Benedix hat das Gemälde „Geizhals und Tod“ (um 1700 von einem deutschen Meister in Öl auf Kupfer gemalt) aus der Sammlung des Martin von Wagner Museums der Universität Würzburg untersucht und die Würzburger Freimaurerloge als rechtmäßigen Eigentümer bestätigt.

Ihre Untersuchung war im Rahmen des Projekts die zweite Restitution (neben dem Renaissance-Altärchen). „Es geht dabei immer auch um das Auffinden einer fairen und gerechten Lösung“, so Benedix. „Geizhals und Tod“ ging zurück an die Freimaurerloge, das Altärchen blieb als Leihgabe im Museum.

Von links: Prof. Dr. Guido Fackler, Leitung der Professur für Museologie, Inga Benedix und Damian Dombrowski, Direktor der Neueren Abteilung des Martin von Wagner Museums, vor der Dauerleihgabe des Renaissance- Altärchens. Foto: Christina Lozina/Uni Würzburg

Von links: Prof. Dr. Guido Fackler, Leitung der Professur für Museologie, Inga Benedix und Damian Dombrowski, Direktor der Neueren Abteilung des Martin von Wagner Museums, vor der Dauerleihgabe des Renaissance-
Altärchens. Foto: Christina Lozina/Uni Würzburg


Von Würzburg zog Inga Benedix weiter nach München. Am renommierten Lenbachhaus war sie ein Jahr in der Provenienzforschung und im Sammlungsarchiv tätig.
Über eine Ausschreibung erfuhr sie dann von der Stelle in Rothenburg. „Ich dachte, ich probier‘s mal“, erzählt sie mit einem Lächeln – und es hat geklappt. Mittlerweile arbeitet sie sich mit Elan ein und erkundet die Stadt.

„Rothenburg hat etwas Besonderes“, ist sie sich sicher. „Ich habe mich auch gefreut, dass ich wieder zurück nach Franken komme“, fügt sie an. Mit den Menschen hier kann sie gut und die fränkische Mentalität hat sie schon in Würzburg lieben gelernt.

Im RothenburgMuseum will sie nun all ihr Wissen und ihre Erfahrungen einbringen. Schon während ihrer Studienzeit hat sie mehrere Praktika unter anderem im Hessischen Landesmuseum Kassel, in der Grimmwelt Kassel oder in der Staatsgalerie Stuttgart gemacht. „Außerdem war ich immer viel in Museen unterwegs“, erzählt sie.

Die Stärken schätzen

Beeindruckt ist sie von der engen Verzahnung des RothenburgMuseums mit der Stadtgeschichte. Das Museum ist im ehemaligen Dominikanerinnenkloster beheimatet. Eine der ältesten Klosterküchen aus dem Jahr 1260 ist hier noch erhalten. Inga Benedix ist begeistert. „Man steht mitten drin in der Geschichte. Darauf kann man stolz sein“, erklärt sie.

Schritt für Schritt möchte sie das Museum weiter öffnen. Eng verzahnt mit der Universität und im Kontakt mit Studierenden ist sie nah dran an den aktuellen Kernthemen in der Museumslandschaft. Eine gewisse Interaktivität und moderne Technik, bei der Besucher selbst Hand anlegen können, wäre in der Zukunft schön.

Das RothenburgMuseum (im Januar und Februar täglich von 13 bis 16 Uhr geöffnet) hat neben seiner Dauerausstellung zur Geschichte der Stadt auch in diesem Jahr wieder viele Veranstaltungen und Sonderausstellungen geplant.

Inga Benedix stellt in diesem Kontext vor allem die Interimsleitung von Tourismusdirektor Dr. Jörg Christöphler mitsamt seinem Team heraus, die in der Vakanz zwölf Ausstellungen und weitere Formate wie „Kultur im Klosterhof“ (unter der Regie von Franziska Krause) entwickelt und realisiert haben. Auch mit dem ehemaligen Leiter des Museums, Dr. Hellmuth Möhring, hat Inga Benedix guten Kontakt. „Dr. Möhring erstellt als neuen Teil der Dauerpräsentationen aktuell eine Ausstellung zu Elise Mahler“, so Benedix. Auch das diesjährige Jubiläum zur Verleihung der Reichsstadtprivilegien vor 750 Jahren spiegelt sich im Museum wider.

Die Gemeinsamkeit in der Entwicklung von Ideen und Projekten wie auch der Teamgeist im täglichen Betrieb liegen Inga Benedix am Herzen. „Das Museumsteam ist so toll und mit Herzblut dabei“, erzählt sie und fügt an: „Ohne sie würde es nicht laufen.“ am