Entspannen mit Alpakas Nov09


Entspannen mit Alpakas

Johanna Fischer bringt mit höckerlosen Kamelen Freude ins Leben

Töchterchen Leni hilft auch oft im Alpaka-Stall. Foto: ul

Töchterchen Leni hilft auch oft im Alpaka-Stall. Foto: ul

Wenn man über Glücksbringer nachdenkt, kommt einem eher ein Schweinchen mit Kleeblatt in den Sinn. Aber Alpakas? Johanna Fischer aus Ulsenheim, studierte Chemikerin mit Karriere am Fraunhofer Institut in Würzburg, war auf der Suche nach ihrem ganz persönlichen Glück.

„Morgens an die Stempeluhr, die Maske auf und menschlich die Ellenbogen ausfahren, das kann nicht mein Leben sein“, dachte sich die 38-Jährige und entschied sich ein „Freiwilliges Soziales Jahr“ im Tierpark Sommerhausen zu absolvieren. Dort lernte sie in einem dreitägigen Seminar einiges über die Alpaka-Zucht und von der freundlichen und sehr neugierigen Art der Tiere und darüber, wie sie den Menschen Entspannung bringen können. „Es war ein echtes Aha-Erlebnis und ich befand mich auf dem richtigen Weg zu mir selbst“, erzählt die Wissenschaftlerin lächelnd. Tiere, Menschen und die Natur lagen ihr schon als Kind am Herzen.

Damals in Hellmitzheim lebend, kündigte sie kurzerhand ihren Job, pachtete eine Wiese und kontaktierte den Alpaka-Züchter, den sie aus Sommerhausen kannte.

Ein Business-Plan, einen sogenannten Sachkundenachweis, der für die Arbeit mit Alpakas berechtigt, und der stetige Austausch mit einem Gleichgesinnten gab ihr das nötige Werkzeug an die Hand, um ihre ersten vier „Jungs“, wie sie die Tiere liebevoll nennt, selbst auszubilden. Seit 2020 führt sie ihre eigene kleine „Glücks-Alpaka-Ranch“. Mit neun Alpakas und drei Lamas merkte die junge Frau, wie Menschen auf Spaziergängen „eins werden“ mit den flauschigen Wanderbegleitern. Im Frühling und in den Sommermonaten begrüßt Johanna Fischer ihre „Wandersleut“ mit einem Glas Secco und erzählt ihnen von der Herkunft und vom Wesen der aus den südamerikanischen Anden stammenden Tiere.

Geschichte der Alpakas

Die Domestizierung der Alpakas startete im Hochland circa 3 000 Jahre vor Christus. Die Hochlandvölker Perus und Boliviens erkannten den Wert der Tiere – nicht zuletzt wegen ihrer einzigartigen Wolle mit den umfassenden Eigenschaften. Alpakas sind hochintelligente Tiere, die aufgrund ihres sensiblen, zurückhaltenden Wesens und hoch ausgeprägten Sozialverhaltens für den Menschen eine Wohltat sein können. Das sagt schon einiges aus über die Wirkung einer Alpaka-Wanderung.

Gemeinsam entspannen ist auch im Winter die Devise mit den wolligen Vierbeinern. Foto: Privat

Gemeinsam entspannen ist auch im Winter die Devise mit den wolligen Vierbeinern. Foto: Privat

„Es ist unmöglich, mit ihnen zu gehen und gleichzeitig mit den Gedanken ganz woanders zu sein“, weiß Johanna Fischer. Sie zwingen den Menschen völlig in die Gegenwart einzutauchen. Sind die Wanderer vor dem Start gut über die Tiere informiert, geht es los in die Ulsenheimer Weinberge. Auf dem Weg laden kleine Winzerhütten zum Pausieren ein. Wenn die kalte Jahreszeit im November anbricht, gibt es unterwegs einen heißen Glühwein und wer möchte, kehrt beim örtlichen Winzer zu einer warmen Mahlzeit ein. Aber nur bei Wanderungen sollte es nicht bleiben. Auch kunsthandwerkliche Aktivitäten wie Makramee, eine aus dem Orient stammende Knüpftechnik, werden auf der Weide der Glücks-Alpakas ausgeführt. Kreativität in der Gegenwart der Tiere hat eine besonders entspannende Wirkung.

Während ihrer Schwangerschaft hat sich die Aussteigerin dem Yoga zugewandt. „Dabei lernte ich meine Lehrerin aus Kitzingen kennen, mit der ich seit diesem Jahr Yoga auf der Koppel anbiete, eine gute Idee“, wie sie findet. Auch hier helfen die sanftmütigen Kleinkamele abzuschalten und Stress zu reduzieren. Gerade Yoga mit seinen langsamen Bewegungen bietet sich an, um mit den Tieren in einen ruhigen Dialog zu treten. Alpakas machen vor, wie Entspannung geht – und interessieren sich nicht dafür, ob man es schafft, die Zehen zu fassen oder im Schulterstand umfällt. Eine andere Vision für die „Glücks-Alpaka-Ranch“ heißt „Workation“ (Work-Arbeiten und Vacation-Urlaub). Die räumliche Verlagerung des Arbeitsplatzes an einen schönen Ort hilft oftmals, den Kopf freizubekommen und durch den „Tapetenwechsel“ Energie für Geist und Körper zu sammeln, ein wesentlicher Faktor für die Gesundheit.

Für Johanna Fischer waren schon immer Tiere, Natur und Heilung ein Thema. Ihre Lieblinge hält sie mit natürlichen Mitteln gesund und verwendet so manches Kräutlein gegen verschiedene Krankheiten. Mensch, Tier und Gesundheit, das passt auch zur „tiergeschützten Therapie“ mit Alpakas. Für dieses Vorhaben steht sie in Kontakt mit psychotherapeutischen Kliniken. Übrigens lassen sich aus der Wolle Vierjahreszeiten-Bettdecken herstellen und viele andere hochwertige Produkte wie Alpaka-Seife. Beides kann man bei Johanna Fischer bekommen.

Ideen hat sie genug. Vielleicht wird einmal eine Produktvielfalt von den Ulsenheimer Glücks-Alpakas im Online-Shop erhältlich sein. ul