Ein letztes Ziel Mai01


Ein letztes Ziel

Wünschewagen machts möglich

Plötzliche Diagnose Krebs, ein schwerer Autounfall oder andere lebensbedrohliche Krankheiten mit wenig Aussicht auf Heilung lassen im Menschen letzte Herzenswünsche wach werden. Noch einmal das Meer rauschen hören, bei einem letzten Konzert live dabei sein, einmal eine Papstaudienz erleben, noch einmal Berglandschaften sehen oder bei der Konfirmation der Enkelin dabei sein dürfen.

Der Arbeitersamariterbund (ASB) erfüllt Schwerkranken Herzenswünsche. Hier eine Fahrt des Wunschgastes Harald mit Birgit nach Usedom. Foto: Privat

Der Arbeitersamariterbund (ASB) erfüllt Schwerkranken Herzenswünsche. Hier eine Fahrt des Wunschgastes Harald mit Birgit nach Usedom. Foto: Privat

Diese und viele andere Träume konnte allein der ASB-Wünschewagen (einer von 21 Autos bundesweit) in Franken und der Oberpfalz erfüllen. Angehörige sind oft überfordert oder fühlen sich der medizinischen Verantwortung nicht gewachsen, ihre Lieben noch einmal an den Ort ihrer Träume zu bringen. Hier setzt der Wünschewagen des ASB mit seinen ehrenamtlichen Begleitern ein, der mit allen medizintechnischen Ausrüstungen ausgestattet ist. Das Wünschemobil macht den äußeren Anschein eines Krankenwagens, aber von der Bequemlichkeit und von der liebevollen Einrichtung im Inneren unterscheidet er sich doch sehr. Spezielle Stoßdämpfer, eine luftgefederte Liege, blaue Bettwäsche mit weißen Sternchen und ein Sternenhimmel an der Decke des Wünschewagens bringen den Kranken ins Träumen. Eine Musikanlage ermöglicht vertraute Klänge auf der Fahrt zum Wunschziel. Ein Rollstuhl und ein Rollbett sorgen dafür, dass der Kranke das Wünschemobil verlassen kann. Es wurde sogar schon einmal ein rollendes Pflegebett in die Kirche gefahren, damit der Wunschpatient eine Trauung miterleben durfte.

„Auf Wunsch kann auch das eigene Bettzeug inklusive Kuschelkissen mitgebracht werden“, erzählt Robert Griebl (li. im Bild), hauptberuflicher Rettungssanitäter mit Zusatzausbildung in psychosozialer Notfallversorgung. Dazu gibt es alles, was für einen sterbenskranken Menschen aus der Palliativmedizin im Notfall wichtig ist. Der große Wünschewagen-Teddy ist immer an Bord. In kleinen Vasen an den Fensterrahmen finden die Lieblingsblumen auf der Fahrt zum Ziel Platz. Selbst im Liegen kann man aus den großen kolorierten Fenstern die Landschaft genießen. Rausschauen geht, aber hineinsehen können Neugierige nicht.

Wünsche, die nichts kosten
Eine Wunscherfüllung kostet in etwa 900 bis 1 500 Euro. Aber was kostet so ein erfüllter letzter Wunsch für den Patienten? „Nichts“, sagt Robert Griebl, denn das Wünschemobil fährt rein auf Spendenbasis. Es gibt monatliche Beiträge, auf ASB-Veranstaltungen werden Gelder gesammelt, aber auch Firmen sponsern die Aktionen. Manche Wunschpatienten verfügen nach ihrem Tode eine Zuwendung in ihrem Testament, das ist ganz unterschiedlich.

Aber wie geht eine Anmeldung zu einer Wunschfahrt vor sich? Zuerst einmal muss eine Diagnose auf eine unheilbare Krankheit oder Altersschwäche mit einer nur noch kurzen Lebensdauer vorliegen. Vom behandelnden Arzt muss eine Transportbescheinigung ausgestellt werden und es sollte die Frage nach einer Reanimation im Notfall geklärt sein. Alle 70 ehrenamtlichen Begleiter haben eine fachspezifische Schulung, aber die meisten kommen hauptberuflich aus der Alten- oder Palliativpflege, aus dem Rettungsdienst oder sind psychologisch geschult. Im Wünsche-Team sind 18-jährige Schüler ebenso wie 70-jährige Rentner.

Liebevoll umsorgt geht’s auf die Reise. Foto: ul

Liebevoll umsorgt geht’s auf die Reise. Foto: ul

Angehörige dürfen einzeln mitfahren oder dem Wünschewagen im eigenen PKW folgen. Falls Kinder, Enkel oder Partner begleitend dabei sein wollen, kümmern sie sich in der Regel um Medikamentengaben und Hygienemaßnahmen, z.B. Wickeln des Kranken. „Wir achten bei allen Fahrten darauf, dass Frauen immer von einer weiblichen Person und Männer auch von einem Pfleger betreut werden“, fügt Robert Griebl noch hinzu. „Oft hält ein Patient bis zum Wunschort durch und verstirbt dann“, weiß die Crew aus Erfahrung. Schön, wenn ein Leben so enden darf.

Wer sich für eine Wunschfahrt interessiert, kann sich beim ASB-Regionalverband Bad Windsheim e. V. unter der Telefonnummer: 09841 66900 oder online unter: www.wuenschewagen-franken.de informieren.

ul