Ein Leben für das Autohaus Mrz09


Ein Leben für das Autohaus

Familie Model hat eine hundertjährige Erfahrung in der Automobilbranche

Vater Otto, Sohn Bernd und Enkel Philipp teilen die Leidenschaft für Automobiltechnologie (v.re.). Foto: Privat

Vater Otto, Sohn Bernd und Enkel Philipp teilen die Leidenschaft für Automobiltechnologie (v.re.). Foto: Privat

Die Brüder Friedrich und Otto Model sind auf einem Bauernhof in Wiesenbach-Blaufelden groß geworden. Das Motorrad erfunden haben sie nicht, aber beide hatten ein Faible für Zweiräder. Im Jahr 1922 gründeten die beiden Zeitzeugen der NSU-Ära ein Unternehmen mit einer Tankstelle, Service-Werkstatt und Verkauf von NSU-Motorrädern direkt am elterlichen Hof. Kurze Zeit darauf startete Otto Model als alleiniger Geschäftsführer weiter durch.

Das war fast ein halbes Jahrhundert nachdem die Firma NSU (Kürzel für Neckarsulm) im Jahre 1873 in Riedlingen gegründet und 1880 nach Neckarsulm verlegt wurde. Der ursprüngliche Hersteller von Strickmaschinen war ein „Trendsetter“ und spezialisierte sich 1886 auf Fahrräder.

Als wäre es der Familie Model in die Wiege gelegt worden, hatte die Familie stets eine Nase für die neuesten Trends der Mobilität und entwickelte daraus neue innovative Ideen. Otto Model, der das Unternehmen 1958 von seinem Vater und Mitbegründer Otto übernahm, erweiterte fast zeitgleich das Service- und Verkaufsangebot um NSU-Automobile. Ein richtiger Schachzug, wie sich herausstellen sollte.

Blickt man heute auf die 100-jährige Firmengeschichte, so haben sich die Verkaufszahlen von Fahrzeugen um ein Vielfaches potenziert. Waren es im Jahre 1958 vier verkaufte Autos, wurden daraus im Folgejahr zwölf und heute sind es jährlich 600 verkaufte Automobile.

Aus der gemeinsamen Leidenschaft der drei „Model-Männer“ (Vater Otto, Sohn Bernd und Enkel Philipp Model) für neueste Technologien, Energieeffizienz und funktionaler Entwicklung in der Automobilbranche entstand eine besondere Sensibilität für Kundenwünsche. Kein Wunder, denn so lange die Familie denken kann, finden sich die Automobilliebhaber jeden Sonntag von 11 bis 12 Uhr zu einem „Männerstammtisch“ im Ausstellungsgebäude zusammen, fachsimpeln und „visionieren“ über die Zukunft.

Schnelles Wachstum

Wenn Leidenschaft zum Beruf wird, bleibt oft der wirtschaftliche Erfolg nicht aus. Denn 14 Jahre nach der Firmengründung ist aus der kleinen Werkstatt am Hof ein 4000 qm großer Neubau in der Brettheimerstraße 18 in Wiesenbach geworden. Bereits im Jahre 1974 wurden die Marken Audi und Volkswagen in das Verkaufs- und Serviceangebot mit aufgenommen. Das neue Firmengelände wuchs um einen 800 qm großen Verkaufsraum. Anfang der 2000-er Jahre entschieden sich die Hersteller der Marke Audi und VW für eine Reduzierung des Händlernetzes (von 1 800 auf 300 im Jahr 2004).

Die Tankstelle mit Werkstatt in Wiesenbach im Jahr 1922. Foto: Privat

Die Tankstelle mit Werkstatt in Wiesenbach im Jahr 1922. Foto: Privat

Audi sollte künftig verstärkt als Premiummarke auftreten. In diesem Zuge entstand in Crailsheim ein neuer Audi Standort mit einem Hangar (Großraumhalle), der die derzeitigen drei Händler unter einem Dach vereinen sollte.

Das Autohaus Model allein erhielt den Händlervertrag für das Gebiet Crailsheim, Dinkelsbühl und Blaufelden. Im Jahre 2004 kooperierte Model mit der Firma Schneider. 2007 wurde aus Expansionsgründen der befreundete Norbert Nölscher mit aufgenommen und das Nachbargrundstück (heute Seat) für eine Aufnahme weiterer Konzernmarken erworben.

Da die Autohersteller ihr Netz nochmals deutlich verringern wollten, hat die Firma Model im Jahr 2015 mit Thomas und Stefan Härterich von der Koch Gruppe zwei weitere Gesellschafter aufgenommen, um die Gebiete Schwäbisch Hall und Crailsheim faktisch zusammenzulegen. Die Familie Härterich hat die operative Führung übernommen. Heute teilen sich Norbert Nölscher und Bernd Model den Besitz in Crailsheim und sind Mitgesellschafter. Norbert Nölscher führt seinen Betrieb in Rothenburg/Lohr, Bernd Model in Wiesenbach. Die drei Betriebe arbeiten eng zusammen und profitieren von Austausch, Synergien und „Know-how“.

Umorientierung

Das Gespür der Familie Model für die richtige Geschäftsrichtung bewirkte eine Rückbesinnung auf den ursprünglichen Firmensitz in Wiesenbach. Zurück am Gründungsort (2016) spezialisierte sich das Autohaus auf die Vermittlung von Neuwagen und auf den Verkauf von Jahreswagen. Wieder die Nase im Wind, erkannten die „Modelmänner“ die Zeichen der Zeit und ergänzten die Fachkompetenz um die E-Mobilität.

„Wir befinden uns in einer seit 50 Jahren nicht mehr da gewesenen Revolution in der Automobilbranche“, so Geschäftsführer Bernd Model, der die Firma seit 1995 von seinem Vater Otto übernommen hat. Ob es sich um die Präsenz im Internetportal handelt, um neue energieeffizientere Technologien oder um den Umgang mit dem Kunden, alles nimmt nach Meinung der Familie eine starke Wendung.

Auf E-Autos hat sich die Firma sehr früh werkstatt- und servicetechnisch eingestellt. Die „Model-Fachleute“ gehen bei Elektromobilien um eine Einsparung von insgesamt einem Drittel der laufenden Kosten aus.

Apropos Fachleute, das Autohaus Model verfügt über 25 Spezialisten in den Bereichen Klimatechnik, Bremssysteme, Karosserie und Motorentechnologie verschiedenster Art, die sich mit Eifer den ständig neuen Herausforderungen stellen. Denn: „Alles, was wir können, machen wir gerne und was wir gerne machen, empfinden wir nicht als Arbeit“, ist der Motor ihres Schaffens.

Im Autohaus Model wird der Kunde nie in einer telefonischen Warteschleife mit elektronischer Stimme begrüßt, denn der direkte Kundenkontakt ist das „A und O“ der Firma. Ob Seniorchef Otto, Bernd Model als Geschäftsführer oder Enkel Philipp, jeder schaut leidenschaftlich gerne auf die Bedürfnisse des Kunden, als wären es die Eigenen. „Viele Stammkunden kommen in der dritten Generation, seit über 60 Jahren zu uns ins Haus“, erzählt der Oldtimersammler Otto Model, der ca. 20 dieser Schätze in einer separaten Halle beherbergt und regelmäßig „ausführt“.

Der 87-Jährige ist immer noch voll im Bilde, was die neuesten Automobiltechnologien angeht und kümmert sich bis heute um Amtsgänge oder um Auslieferungsfahrten der Fahrzeuge. „Wir bieten jedem an, das Fahrzeug auch nach ein paar Wochen umzutauschen, sollte es nicht das Passende sein“, so Bernd Model. Denn die Automobilliebhaber sind eben nur zufrieden, wenn der Kunde hat, was er sich wünscht.

Von weit her

Nach 40-jährigem Händlerdenken, 50 Jahren Standorttreue und 100-jährigem Bestehen wissen die Models, was der Kunde braucht.

Wenn man auf den jeweiligen Fahrertyp (sportlich oder gediegen) abgestimmte Fahrzeuge auch im Internet zu bieten hat, dann kommt ein Kunde auch einmal aus Düsseldorf oder gar aus dem Ausland. Einer Übergabe an einem Feiertag steht dabei im Hause Model nichts entgegen. Bodenständigkeit mit Fachkompetenz und ein weitgefächertes Angebot bis hin zur gehobenen Automobilklasse ist eben das Markenzeichen des Familienunternehmens.

Die Firma macht aus Kunden Autoliebhaber der „Marke Model“. „Als reiner Jahres- und Gebrauchtwagenhändler von Volkswagen und Audi sind wir eben nicht so sehr gebunden, wie ein Vertragshändler.“, so Bernd Model, der in diesem Jahr seinen Sohn Philipp in vierter Generation mit in die Geschäftsführung aufgenommen hat. Die Models hoffen auf leidenschaftlichen Familiennachwuchs und somit auf weiter wachsende Fachkompetenz. ul