Ein Geben und Nehmen Jan11


Ein Geben und Nehmen

Jan-Peter Scheurer liegen die jungen Musiker am Herzen

„Die Menschen mit der Musik zu berühren und ihnen Freude zu schenken“, das ist seine Mission. Jan-Peter Scheurer, ein waschechter Rothenburger, verbrachte seine unbeschwerte Kindheit in seinem Elternhaus mit Garten direkt am historischen Klingentor. In der Schule machte er gerne Stimmung mit seiner humorvollen Art. Eine Eigenschaft, die ihm später einmal von Nutzen sein würde. Neben ausgiebigen Sportaktivitäten begann er, wie so viele Kinder der Stadt, mit dem Flötenunterricht an der Städtischen Musikschule Rothenburg. Von Anfang an hatte er Freude am Spiel mit dem Instrument und am Klang der Musik. „Auf einer Veranstaltung sah ich eine Trompete an der Wand hängen. Ich nahm sie herunter und drückte ein wenig auf den Knöpfen herum“, erinnert er sich an die Geburtsstunde seiner Leidenschaft für das Blechblasinstrument.

Jan-Peter Scheurer, ein Mann mit Puste und Menschenverbundenheit. Hier im Vorgarten seines Elternhauses in der Klingentorbastei 1. Foto: ul

Jan-Peter Scheurer, ein Mann mit
Puste und Menschenverbundenheit.
Hier im Vorgarten seines Elternhauses in der Klingentorbastei 1. Foto: ul

Seitdem war es um ihn geschehen. Klassische Musik und die Trompete sollten fortan seine stetigen Wegbegleiter sein. Als Achtjähriger nahm er Trompetenunterricht und musste erst lernen, mit viel Luft und schwingenden Lippen einen Ton auf diesem blechernen Instrument herauszubringen. Irgendwann stellte sich die Frage, wo er sein musikalisches Talent einbringen könnte. Nach zwei Jahren intensiver Übung fand er sich im Rothenburger Stadt- und Jugendblasorchester wieder, das er seit 2013 bis heute mit Freude ehrenamtlich leitet und dirigiert. Das Nachwuchsorchester bildet künftige Mitglieder für das Jugendblasorchester aus. Bis ins Jahr 2021 hatte er auch diese Leitung unter sich. Aus beruflichen Gründen konnte er es guten Gewissens an den Rothenburger Musiklehrer Dirk Semmler abgeben.

Trompeter aus Leidenschaft
In der Jugendzeit spielte Scheurer über viele Jahre im Mittelfränkischen Auswahlorchester, im Nordbayerischen Jugendblasorchester und im Landesjugend-Jazzorchester Bayern. So konnte er schon vor der Aufnahme seines Trompetenstudiums an der Hochschule für Musik Würzburg reichlich Orchestererfahrung sammeln. Das routinierte Zusammenspiel verschiedenster Instrumente wurde ihm auf diese Weise gelehrt. Von wem Jan-Peter Scheurer seine Talente geerbt hat, bleibt wohl ein Geheimnis. Lediglich Vater Wolfgang Scheurer, Hals-Nasen-Ohrenarzt von Beruf, ist als 1. Vorsitzender des Rothenburger Stadt- und Jugendblasorchesters mit der Musik verbunden.

Schon bald wusste Scheurer, dass seine Zukunft nach dem Abitur in Richtung Musikstudium gehen würde. „Weil ich schon früh auch mit dem Klavierspiel begonnen hatte (Voraussetzung für das Studium), war ich bereits gut für die Aufnahmeprüfung an der Musikhochschule Würzburg gerüstet“, erzählt er.
Wie sich herausstellte, war es die richtige Entscheidung, denn schon als Student war er über zwei Jahre als Aushilfe im Orchester des Mainfrankentheaters (Parcival) Würzburg und des Landestheaters Coburg sowie als Bühnenmusiker an der Oper Frankfurt (Lohengrin und Othello) gefragt.

Der Weg zum Diplom-Musikpädagogen, Diplom-Musiker und Master of Music (künstlerisch) im Hauptfach Trompete war allerdings oft steinig und brachte ihn so manches Mal an die Grenzen seiner Kräfte. Nicht selten geriet er in Zweifel, auf dem richtigen beruflichen Weg zu sein. „Irgendwann ergeht es jedem Musikstudenten so“, ist eine seiner wichtigsten Erfahrungen. Musik zu studieren ist kein leichtes Spiel und ist teilweise harte Arbeit, die viel Durchhaltevermögen verlangt.

Früh übt sich: Jan-Peter Scheurer mit acht Jahren im Kinderzimmer. Mit 16 Jahren nahm er am Preisträgerkonzert von „Jugend musiziert“ in der Bad Windsheimer Kongresshalle teil. Foto: Privat

Früh übt sich: Jan-Peter Scheurer mit acht Jahren im Kinderzimmer. Mit 16 Jahren nahm er am Preisträgerkonzert von „Jugend musiziert“ in der Bad Windsheimer Kongresshalle teil. Foto: Privat

Besonders geprägt haben ihn in dieser Zeit Prof. Helmut Erb, Dominik Ring, Lehrbeauftragter der Musikhochschule Würzburg sowie Orchestermitglied an der Oper Frankfurt und nicht zu vergessen, Werner Heckmann, der ihm als Dozent für Orchester zur Seite stand. „Heckmann war ein sehr strenger Lehrer, der aber das Maximum aus jedem seiner Schüler herauszuholen vermochte“, wie der begeisterte Trompeter im Nachhinein weiß. Heute steht Jan-Peter Scheurer als hauptberuflicher Trompetenlehrer an der Städtischen Musikschule Schwäbisch-Hall und seit 2017 an der Musikschule Schwäbischer Wald-Limpurger Land e.V. auf der anderen Seite des Pults und arbeitet mit viel Herzblut am musikalischen, wie auch am persönlichen Wachstum seiner Schüler.

Junge Talente fördern
Sein Talent und viel Ausdauer hat der 35-Jährige selbst zu seiner Karriere beigetragen. Aber auch Menschen in seinem Umfeld haben noch ganz andere Kompetenzen an ihm entdeckt. An der Städtischen Musikschule Schwäbisch-Hall wurde er gefragt, ob er sich auch als Fachbereichsleiter für Blasinstrumente und als stellvertretender Schulleiter sehen würde. Er hat angenommen (seit März 2021) und die Praxis hat gezeigt, dass auch Organisationstalent in ihm steckt. „Es geht eben nur gemeinsam, junge Menschen auf ihre Gaben aufmerksam zu machen und sie zu fördern“, das ist seine Bestimmung, ist sich Scheurer sicher. Als Musikpädagoge gibt er das Gute an seine Schüler weiter, was ihm in seiner Ausbildung mitgegeben wurde. Seine Heimatverbundenheit und das Bedürfnis, junge Menschen in die Musikwelt zu entführen, lässt ihn immer wieder nach Rothenburg zurückkehren. Wenn auch nur am Wochenende. Denn in Schwäbisch-Hall ist nun mal sein berufliches Zuhause.

Er ist dankbar für die vielen Türen, die ihm von Kindesbeinen an in seiner Geburtsstadt geöffnet wurden. Die eindrücklichen Erlebnisse, die er als bekennender Christ, Musiker und Sänger im St.-Jakobs-Chor und bei großen Auftritten wie der Johannes-Passion von Johann Sebastian Bach in der St. Johannis Kirche erfahren durfte, haben bis heute einen besonderen Platz in seinem Leben eingenommen.

Seine ganz persönlichen, aber auch hauptberuflichen Leidenschaften sind und bleiben die künstlerische Arbeit, die kammermusikalische Tätigkeit und die pädagogische Förderung an den Musikschulen. Mit ein bisschen Humor versucht er die Leichtigkeit und die Freude an der Musik bei seinen Schülern zu erhalten. Nebenberuflich genießt der Musiker die Möglichkeit, als Dirigent ehrenamtlich aktiv zu sein. Mit Freude blickt er auf das 40-jährige Jubiläum des Jugendblasorchesters, das er als Dirigent begleiten wird.

ul