Dirndl von der Weinprinzessin Nov10


Dirndl von der Weinprinzessin

Selina Wehr in ihrem Atelier in der Hautschenmühle in Tauberzell. Fotos: am

Selina Wehr in ihrem Atelier in der Hautschenmühle in Tauberzell. Fotos: am

Selina Wehr schneidert individuelle „Taubertal Dirndl“

Als Selina I. kennt man sie allerorts. Im Jahr 2018 wurde Selina Wehr zur Tauberzeller Weinprinzessin gewählt. Wenn sie auftrat, hatte sie stets ein schickes Dirndl an. „Das passt einfach immer“, sagt sie und fügt an: „Ich dachte mir dann damals, warum nähe ich mir nicht eines selbst.“

Gesagt, getan. Sie hat sich aber nicht nur eines, sondern acht genäht. Mittlerweile zieren die Weinprinzessinnen-Dirndl die Schneiderpuppen in ihrem Atelier. Ende September hat Selina Wehr in der Hautschenmühle 3 in Tauberzell bei Adelshofen ihre eigene Dirndlschneiderei eröffnet. „Taubertal Dirndl – handmade with Love“ steht an einem Schild am Scheunentor.

Zielstrebig zum Erfolg

Selina Wehr hat nach dem Abschluss an der Mittelschule in Rothenburg eine Ausbildung zur Änderungsschneiderin an der Modeschule in Nürnberg gemacht. Darauf sattelte sie noch die Ausbildung zur Modeschneiderin und zur staatlich geprüften Bekleidungstechnikerin.

Aktuell ist die 23-Jährige als Schneiderin in Vollzeit bei der Bundespolizei in Schweinfurt angestellt. „Mein Job macht mir richtig Spaß“, sagt sie und fügt an: „Aber ich wollte mich auch immer selbstständig machen.“ Ihre Leidenschaft zum Dirndl musste dazu einfach die Basis sein. Im Oktober 2020 hat sie ein Gewerbe angemeldet, im September 2021 war sie startklar. Sie hatte eine Kollektion und die passenden Räume.

Selina Wehr ist Tauberzellerin und nur einen Steinwurf von ihrem Elternhaus entfernt, wo sie lebt, befindet sich die Hautschenmühle. Sie hat die einstigen Büroräume der Firma (ehemals) PTS dann Teknor Apex angemietet.

Durch ein großes Scheunentor betritt man den Ausstellungsraum: Auf der einen Seite die Dirndlmodelle der Kollektion, auf der anderen Seite eine großzügige Umkleidekabine und Sitzgelegenheiten. Daran grenzen zwei Produktionsräume für Zuschnitt und Fertigung an. „Ich fühle mich hier richtig wohl“, so Selina Wehr.

Aktuell zeigt sie mit acht Dirndlvarianten (zusätzlich zu ihren eigenen Weinprinzessin-Dirndln auf den Schneiderpuppen), was möglich ist. Die Modelle von „Taubertal Dirndl“ haben sowohl traditionelle als auch moderne Elemente.

Das besondere Etwas: Selina Wehr gestaltet die Rücken ihrer Dirndl gerne mit einer besonderen Stoffapplikation, die sich in der Schürze widerspiegelt.

Das besondere Etwas: Selina Wehr gestaltet die Rücken ihrer Dirndl gerne mit einer besonderen Stoffapplikation, die sich in der Schürze widerspiegelt.

Dezent, aber modern

Selina Wehr gestaltet ihre Dirndl gerne mit Reißverschluss und V-Ausschnitt. Das gibt einen besonderen Look. Wer es traditioneller mag, der kann auch die klassische Knopfleiste auswählen. Und natürlich hat sie auch einen runden Ausschnitt im Programm. „Individuelle Wünsche sind kein Problem“, so die Schneiderin.

Unter das Dirndl kommen bei ihr schlichte Spitzenblusen. „Ich möchte, dass das Dirndl wirkt, nicht die Bluse“, so die Designerin. Ihr Markenzeichen ist bei allen Dirndl der spitz zulaufende Rücken. Mit Spitze oder Stoffelementen, die sich meist in der Schürze wiederholen, gestaltet sie eine besondere Rückansicht.

Die Schürzen, mal aus Stoff, mal aus Spitze, werden mit Schürzenbändern mit Picotkante aus Schweizer Herstellung gebunden. „Ich befestige die Schürze seitlich noch mit zwei Druck­knöpfen. Dann hält sie besser“, sagt die erfahrene Dirndlträgerin.

Mal hat der Ausschnitt eine Borte oder der Rock einen Blindstichsaum. Die Varianten bei der Gestaltung in Stoff und Ausführung sind beinahe unendlich. Alle Stoffe, und die Auswahl ist wahrlich riesig, kommen aus deutscher Produktion vom Chiemsee. „Das war mir besonders wichtig“, sagt sie.

Eine Anprobe genügt

Jedes Dirndl ist eine Spezialanfertigung. In Ihrem Atelier hängen dafür acht weiße Prototypen in den Größen 34 bis 48. „Ich benötige nur eine Anprobe“, so die erfahrene Schneiderin. An dem Prototyp steckt sie die Änderungen ab, überträgt diese auf den Schnitt und das fertige Dirndl sitzt dann perfekt. Etwa drei bis vier Wochen muss man von Anprobe bis Fertigung rechnen.

„Meine Dirndl kann man auch waschen“, merkt Selina Wehr an. Die Oberteile sind mit Baumwolle gefüttert. Also einfach das Dirndl in einen Wäschesack stecken und ab in die Waschmaschine. Dann hängend trocknen lassen und aufdämpfen. „Funktioniert super“, weiß sie aus eigener Erfahrung. am