Wald als Daseinsvorsorge
10. Juli 2025
Wald als Daseinsvorsorge
Forstbetriebsleiter Florian Vogel macht den Wald fit für die Zukunft
Der Wald hat es schwer. „Wir sind an der Klimawandelfront in Bayern“, sagt Florian Vogel, Leiter des Staatsforstbetriebs Rothenburg. Extreme Trockenheit und schwere Böden, die aufreißen und die Wurzeln schädigen, machen den heimischen Bäumen das Leben schwer. Die Eiche hält sich dabei noch relativ gut, muss aber bewusst gefördert werden.
Der Rothenburger Forstbetrieb ist ein zukunftsträchtiger Arbeitgeber. Rund 50 Angestellte – Forstingenieure, Mitarbeiter im Büro, Forstwirtschaftsmeister und Forstwirte – kümmern sich um die Zukunft von 20 300 ha Waldfläche. Das Gebiet reicht von der baden-württembergischen Grenze bis ins Fürther Stadtgebiet und vom Steigerwald bis an den Hesselberg.
Beruf mitten in der Natur
Aktuell sind neun junge Männer in der Ausbildung zum Forstwirt. Die Arbeit im Freien und dass der Job sinnstiftend ist, ist ihnen wichtig. Nach der Ausbildung ist eine Übernahme so gut wie sicher. „Wir brauchen dringend Personal in der Waldarbeiterschaft“, so der Forstbetriebsleiter.
Florian Vogel schaut im Forstrevier Nordenberg beim Azubiteam vorbei. Unter der Leitung von Ausbildungsmeister Hartmut Klosch und Ausbildungstrainer Franz Wenk kümmern sie sich gerade um eine Gruppe von „jungen“ Eichen. Etwa 20 Jahre stehen die Bäume schon an dieser Stelle. Bei der Arbeit im Wald ist das noch kein Alter. „Wir müssen in Generationen denken“, ist Florian Vogel wichtig. Heute lebt die Forstwirtschaft von den Entscheidungen der vorhergehenden Generation. Was jetzt bewirkt wird, können die Nachkommen in 50 oder mehr Jahren nutzen.
In regelmäßigen Abständen werden daher die Rahmenbedingungen für jene jungen Eichen optimiert, denn sie sollen eine Zukunft haben. Nur wenige Meter entfernt stehen abgestorbene Fichten, welche die klimatischen Veränderungen nicht überstanden haben.
Verändertes Klima
Florian Vogel hat Diagramme mitgebracht, die basierend auf wissenschaftlichen Auswertungen die klimatischen Veränderungen aufzeigen. Seit 2018 gibt es regelmäßig Hitzewellen und 2024 war das weltweit heißeste Jahr. „An extremen Hitzetagen klettert die Temperatur in der Krone einer Buche auf gut 60 Grad“, erklärt Vogel.
Im Forstbetrieb Rothenburg waren seit 2018 etwa 67 Prozent der Fällungen zwangsbedingt, da die Bäume wegen Trockenheit, Stürmen oder dem Borkenkäfer abgestorben waren. Fichten, Kiefern oder Buchen finden nicht mehr die passenden Lebensbedingungen.
Florian Vogel und sein Team wollen den Wald für die Zukunft fit machen und pflanzen daher bewusst klimaresistente Baumarten. Auf aktuell 4,5 ha Versuchsflächen, die um weitere 4 ha ausgebaut werden, wachsen die Rumänische oder Südtiroler Tanne, die Französische Buche oder die Flaumeiche.
Florian Vogel ist dabei auch wichtig, dass neue Baumarten möglichst kompatibel sind mit dem heimischen Ökosystem. Jede Pflanze, jeder Baum ist Lebensraum für eine Vielzahl an Kleinsttieren. Diese Biodiversität gilt es ebenfalls zu erhalten.
„Wir versuchen dauerwaldartige Strukturen aufzubauen“, erklärt der Leiter des Forstbetriebs. Im Nordenberger Forst sind schon von einiger Entfernung cremefarbene Hüllen und Drahtgeflechte zu erkennen. Hier wachsen Eichen und Tannen. Etwa sechs bis sieben Jahre bleiben sie in diesen Hüllen gegen den Wildverbiss geschützt. Im Wald daneben haben die Mitarbeiter kleine Tannenpflanzen direkt unter große Bäume gesetzt. So kann von der Basis aus Erneuerung geschehen.
Der Wald ist multifunktional: Er ist Holzproduzent, Wasserspeicher, Bodenschutz und Erholungsraum. „Sich um den Wald nachhaltig zu kümmern ist echte Daseinsvorsorge“, sagt Florian Vogel.
Florian Vogel hält in Kooperation mit dem Bund Naturschutz (Ortsgruppe Rothenburg) am 16. Juli, um 19 Uhr, im Biergarten „Unter den Linden“ den Vortrag: „Wer denkt eigentlich noch an den Klimawandel – unser Wald, Teil der Lösung oder Betroffener der Klimakrise“. Eintritt frei.
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