Neues Leben in der Altstadt
30. Mai 2025
Neues Leben in der Altstadt
Sylvia und Thomas Lederer haben zwei Häuser in der Hofbronnengasse saniert
Viele würde gerne in der Rothenburger Altstadt leben, aber zeitgemäßer Wohnraum ist dort knapp. Ein historisches Ambiente mit modernen Bädern, keine kleinen Zimmerchen, sondern loftartige Frische, vielleicht sogar einen Balkon oder Garten stellt man sich da vor. Könnte etwas viel verlangt sein, mag mancher denken. Aber dass genau das möglich ist, zeigen Sylvia und Thomas Lederer mit den beiden Häusern Hofbronnengasse 11 und 13. Die Denkmalschutzmedaille des Bezirks Mittelfranken, die ihnen dafür im März verliehen wurde, unterstreicht dies.
Erfolgreiche Zimmerei
Sylvia und Thomas Lederer haben das Projekt als Privatpersonen umgesetzt. „Das war zwei Jahre lang unser Hobby nach Feierabend“, erzählt Sylvia Lederer. Mit ihrem Engagement wollen sie der zunehmenden Flächenversiegelung sowie der Verwaisung der Ortskerne aktiv entgegenwirken.
Im Jahr 2007 hat das Ehepaar die Zimmerei TL in Flachslanden gegründet. Thomas Lederer war frischgebackener Zimmerermeister und Restaurator im Zimmererhandwerk. Sylvia Lederer ist Bilanzbuchhalterin. „Das ergänzt sich prima“, so das Ehepaar.
Die beiden packen mit an und mittlerweile hat das Unternehmen 34 Mitarbeiter. „Seit etwa zehn Jahren sind wir ausschließlich im Denkmalschutz aktiv“, erzählt Thomas Lederer. Tragwerksertüchtigungen und Restaurierung bauhistorischer Einbauten sind nur einige der Schwerpunkte. Den Dachstuhl der Lorenz-Kirche in Nürnberg hat die Firma restauriert, ebenso die Spitze des Rothenburger Rathausturms. Die Lederers konnten bei ihrem privaten Projekt Hofbronnengasse daher auf die Expertise und die Kontakte des Unternehmens zurückgreifen.
Im Jahr 2021 haben sie das Häuserensemble gekauft. „In manche denkmalgeschützte Häuser gehst du rein, aber dann passiert nichts. Hier war das anders“, erinnert sich Sylvia Lederer und ihr Mann fügt an: „Das Layout der Häuser ist nach wie vor super und wir haben noch viel mehr herausgeholt.“
Hürden überwinden
Seit Januar 2024 ist das Projekt abgeschlossen und die Wohnungen sind alle vermietet. Die beiden können nun durchschnaufen. Aber das war nicht immer so. Die Ursprungsplanung sah eine teilweise gewerbliche Nutzung vor. Ein Wiener Kaffeehaus über zwei Etagen sollte in den Räumen des bis 2014 bestehenden Puppenmuseums in der Hofbronnengasse 13 entstehen. Die baulichen Vorbereitungen waren schon weit fortgeschritten, als sich im Sommer 2023 abzeichnete, dass der gewerbliche Partner das Projekt nicht umsetzen kann.
„Wir mussten dann alles noch mal über den Haufen schmeißen“, so Thomas Lederer. Das bedeutete erneut Genehmigungsverfahren durchlaufen, Bautechnik und Brandschutz anpassen.
Wie bereits in der Hofbronnengasse 11 geplant, wurden nun auch in der Hausnummer 13 Wohnungen realisiert. Insgesamt sind elf neue Wohnungen entstanden: Acht davon – mit einer Größe zwischen 24 und 118 m2 – befinden sich in der Hofbronnengasse 11. Drei ganz besondere Wohnungen mit 150, 156 und 160 m2 Wohnfläche gibt es im Haus Nr. 13, das durch die vorherige gewerbliche Nutzung die Möglichkeit zur loftartigen Ausgestaltung bot. Thomas und Sylvia Lederer haben hier keine Kosten gescheut und moderne und sehr stylische Küchen wie auch Echtholzparkett eingebaut.
Jede der insgesamt elf Wohnungen hat ihre individuelle Note. Diese herauszuarbeiten lag dem Ehepaar am Herzen. Als erfahrene Sanierer wissen sie die Lebensgeschichte eines Hauses zu schätzen: Alte Stuckdecken um 1750 und historische Türen mit eisernen Beschlägen wurden restauriert. Wenn nötig, haben sie Rückbauten vorgenommen, Wohnräume neu abgetrennt, alle Rohrleitungen und die Heizungsanlagen erneuert sowie das Dach als zusätzlichen Wohnraum ausgebaut.
Aufgrund von Brandschutzauflagen musste an das Rückgebäude der Hofbronnengasse 11 ein Rettungsturm angebaut werden. Die massive Stahlkonstruktion hat als Nebeneffekt drei Balkone ermöglicht – der oberste mit Sicht auf den Rathausturm und bis hinüber zum Hochzeitswald.
Insgesamt 3 800 m2 Fassade wurden aufbereitet und neu gefasst und auch die zwei Hinterhöfe, der größere mit Gartenteich, wurden wieder neu gestaltet. Das Ehepaar Lederer hat rund 2,2 Millionen Euro in das Projekt investiert – und da ist die Eigenleistung noch nicht berücksichtigt.
„Wir haben 1000 m2 Boden selbst verlegt und alle Bäder eigenhändig gefliest“, erinnert sich Thomas Lederer. Sylvia Lederer weiß noch, wie sie den kompletten Bodenbelag im Treppenhaus entfernt und alles neu gestrichen haben. „Wir haben 2007 unsere Firma TL-Zimmerei in Flachslanden von Grund auf neu gegründet und daher schon immer selbst mit angepackt“, so die Unternehmer.
Zum Ende der Arbeiten in der Hofbronnengasse haben Sylvia und Thomas Lederer dann schon ein weiteres Projekt gestartet, mit dem sie im Oktober 2024 von der Sparkassenstiftung mit dem Förderpreis für historische Bauvorhaben (2. Platz) ausgezeichnet wurden: die Sanierung des Wohnhauses Krebengäßchen 6 und 8 in Rothenburg.
Gemeinsam mit Arthur und Irina Reim, einem befreundeten Ehepaar, haben sie die Firma LR Bauwerke gegründet. Das Konzept beruht auch hier auf der Reaktivierung von denkmalgeschützten Objekten. Allerdings dürfen diese zum Abriss freigegeben sein, denn die Unternehmen generieren mit ihrem Engagement so eine mehrfache Win-win-Situation: Ein Gebäude, das sonst abgerissen werden würde, wird erhalten. Es entsteht hochwertiger Wohnraum in der Altstadt und ein Investor kann mit diesem Projekt Einkommensteuer sparen.
Im zum Abriss freigegebenen Ensemble im Krebengäßchen sind drei Wohnungen entstanden, eine davon mit eigenem Stellplatz und E-Ladestation. „Diese Häuser geben etwas her“,
kommentiert Sylvia Lederer und zeigt Fotos von einer Wohnung, die einen direkten und stimmungsvoll beleuchteten Zugang zum Gewölbekeller hat, der bei den Sanierungsarbeiten freigelegt wurde und jetzt als Weinkeller genutzt wird.
„Auf beide Auszeichnungen sind wir sehr stolz“, so Thomas Lederer. Mittlerweile hat sich herumgesprochen, dass das Ehepaar in der Reaktivierung historischer Gebäude einen zukunftsfähigen Weg beschreitet. „Wir werden angerufen, um Häuser anzuschauen“, so Sylvia Lederer. Aber wenn die beiden ein neues Projekt anpacken, dann muss es eines ganz gewiss haben: Das besondere Etwas.
