Körpersignale als Chance

1. August 2025

Körpersignale als Chance

Physiotherapie Huber sieht den gesamten Menschen

Joachim Huber hatte noch nie einen Buchladen von innen gesehen. Doch während seiner zwölfjährigen Verpflichtung bei der Bundeswehr als ausgebildeter Maschinenbauer und Hubschraubermechaniker schlenderte er einmal mit seiner Frau Heike durch die Stadt Celle und blieb vor einem Laden stehen. Im Schaufenster fiel ihm ein Qi Gong-Buch auf. Er kaufte es, las es und setzte die chinesische Bewegungskunst in die Tat um. Als begeisterter Fußballer und Handballtrainer war die körperliche Fitness immer ein Thema in seinem Leben. Da passt der ganzheitliche, körperliche Ansatz der Qi Gong-Technik wunderbar in sein Konzept. Als Sportübungsleiter bei der Bundeswehr integrierte er die aus der Traditonellen Chinesischen Medizin (TCM) stammenden Techniken in seinen Praxisalltag. „Da war mir klar, dass ich nach meiner Wehrpflicht Physiotherapeut werden wollte", erinnert er sich.

Nah am Menschen sein und für körperliches und seelisches Wohlbefinden sorgen. Das sollte seine Zukunft bestimmen. Nach dem Kauf eines zweiten Qi Gong Buches war es auch um seine Frau Heike geschehen, die heute ausgebildete Qi Gong Lehrerin ist.

Über das Berufsförderungsprogramm (BFD) der Bundeswehr zur Resozialisierung von Berufssoldaten in den Arbeitsmarkt absolvierte Joachim Huber eine Ausbildung zum Physiotherapeuten in der Privatschule für Physiotherapie in Bad Windsheim.

Das ist jetzt 24 Jahre her. Seit 2013 betreibt er als ganzheitlicher Physiotherapeut in der Schlegeleinsweth 12 in Rothenburg seine eigene Praxis. Zuvor arbeitete er als Physiotherapeut in der Rothenburger Klinik und zuletzt als Teamleiter in der Kilianiklinik in Bad Windsheim. „Ich wollte mich nur um den Menschen kümmern. Als Teamleiter hatte ich zu viel Bürokram zu bewältigen", begründet er seinen Weg in die Selbstständigkeit.

Mensch als Ganzes verstehen

Im Grunde ist der Beruf des Maschinenbaumeisters, den Joachim Huber innehat, gar nicht so weit von dem des Physiotherapeuten entfernt. Denn genau wie der menschliche Körper ist ein technisches Gerät ein in sich geschlossenes System, dessen Teile nur als Ganzes funktionieren.

Als ganzheitlicher Physiotherapeut ist Joachim Huber in seinem Element. Mit stetigen Fortbildungen wie der schulmedizinischen „Manuellen Therapie" oder der Zusatzausbildung zum Bobath-Therapeuten, eine Behandlungsmethode für Menschen mit neurologischen Erkrankungen und daraus folgenden Bewegungseinschränkungen, versteht der gebürtige Feuchtwanger den Menschen mehr und mehr als Ganzes. Nebenher baute Joachim Huber seine Kenntnisse mit dem Tuina-Diplom aus, das ihn dazu befähigt, verschiedene Techniken wie Akupressur, Massage und Mobilisation einzusetzen, um Blockaden im Energiefluss zu lösen und die Selbstheilungskräfte des Körpers zu aktivieren. Zusätzlich arbeitet er als APM-Therapeut, das ist eine Form von Akupunktur-Massage nach Penzel. Die Penzel-Methode dient der Schmerzlinderung und eignet sich besonders zur Behandlung von Störungen des Bewegungsapparates wie bei einem Schleudertrauma oder einer Sportverletzungen.

Diese und noch viele weitere Anwendungsmöglichkeiten kann der Patient in der ganzheitlichen Praxis Huber durch Eigenleistung zusätzlich zu den Kassenleistungen auf Rezept hinzubuchen. „Meiner Ansicht nach kann eine Weiterentwicklung in der Behandlung in Bezug auf Ganzheitlichkeit nur auf allen Ebenen stattfinden und somit Körper, Geist und Seele mit einbeziehen, welches die TCM seit Jahrtausenden praktiziert", so Joachim Huber. Deshalb wird der Patient mit seinem Anliegen immer aus ganzheitlicher Perspektive betrachtet.

Eine Mutter kam mit ihrer Tochter in die Praxis. Sie litt unter starken Kopfschmerzen, die kein Arzt ergründen konnte. Nach Hubers Therapie waren die Kopfschmerzen verschwunden. Das Mädchen betonte im Anschluss: „Da gehe ich nicht mehr hin, der kann ja Gedanken lesen".

Genau darum geht es, um Gedanken, Gefühle und alltägliche Belastungen. Ein körperlicher Schmerz hat laut Hubers umfassendem Erkenntnisstand oft mit dem Alltagsleben und den damit verbundenen Emotionen zu tun. In der Traditionellen Chinesischen Medizin werden körperliche Schmerzen oft in Verbindung mit Emotionen betrachtet. Beispielsweise können unterdrückte Wut und Ärger zu Verspannungen, Kopfschmerzen oder Verdauungsproblemen führen, während unterdrückte Trauer zu einem Gefühl der Enge in der Brust oder zu Atemproblemen führen kann.

Aktive Mitarbeit des Patienten

Die TCM betrachtet den Menschen als Einheit von Körper, Geist und Seele. Daher ist es wichtig, sowohl körperliche als auch emotionale Aspekte bei der Behandlung von Schmerzen zu berücksichtigen. Eine TCM-Behandlung kann neben Akupunktur und Kräutertherapie auch Elemente der Gesprächsführung und Entspannungstechniken umfassen, um die emotionalen Ursachen von Schmerzen anzugehen.

Zudem werden körperliche Schmerzen immer in Verbindung mit den zugrundeliegenden Ungleichgewichten der Organe gesehen. Beispielsweise können Herzschmerzen oder Herzklopfen auf eine Überanstrengung des Herzens durch zu viel Stress oder Emotionen zurückzuführen sein. Herz-Kreislauf-Erkrankungen werden auch in der TCM mit Emotionen und dem Geist in Verbindung gebracht.

Ohne die Mithilfe des Patienten funktioniert der ganzheitliche Ansatz nicht. „Durch Fragen nach den Alltagsumständen und Belastungen des Patienten öffne ich nur eine Tür, um der Ursache des Problems auf den Grund zu gehen", erklärt Huber. Der Betroffene tut gut daran, seinen Lebenswandel offen und ehrlich zu betrachten. Dazu gibt Huber Übungen für den Alltag an die Hand, die beispielsweise „Grüblern" das Abschalten vor dem Zubettgehen und somit einen erholsamen Tiefschlaf ermöglichen. In der Schulmedizin werden Fachbereiche wie Herz, Lunge, Orthopädie oder Psychologie unterschieden. Die TCM-Methode berücksichtigt den ganzen Menschen und seine Umstände. TCM beinhaltet vier Säulen. Die Akkupunktur, Tunia-Massage, die Kräuterlehre, Qi Gong und die Ernährungslehre. Alles zusammen ermöglicht die Berücksichtigung des gesamten Systems des Menschen. Die Lösung des Problems muss für den Patienten leicht in den Alltag zu integrieren sein, ohne große zeitliche oder finanzielle Aufwendungen. Dazu gehört auch, dass man lernt, Lebenssituationen als gegeben zu akzeptieren und damit umzugehen. In der Praxis für ganzheitliche Physiotherapie Huber arbeiten insgesamt füng Therapeuten, die sich gegenseitig ergänzen. Jeder hat seine Herangehensweise. Jeder Patient hat somit auch die Möglichkeit, sich den für ihn am besten geeigneten Therapeuten herauszusuchen. Nicht jeder Hilfesuchende ist bereit, seine Emotionen und Alltagssorgen offen zu bearbeiten und benötigt eine rein strukturelle Behandlung. Das individuelle Bedürfnis des Patienten wird berücksichtigt.

Außerhalb der Praxis gibt das Ehepaar Huber auch Workshops zum Beispiel für Rückengerechtes Heben oder Weiterbildungen für Pflegedienste. Es geht darum, mit einfachsten Mitteln den Alltag zum Wohle der Gesundheit zu verändern und kleine hilfreiche Gewohnheiten zu integrieren und beizubehalten. ul

Das Team in der ganzheitlichen physiotherapeutischen Praxis Huber arbeitet wie eine gut funktionierende Familie. Foto: ul
Heike Huber ist Qi Gong Lehrerin und managt das Büro der Praxis ihres Mannes. Foto: ul

Weitere interessante Beiträge

über Rothenburg ob der Tauber & Umgebung

Ausgabe

Zusätzliche ROTOUR-Beiträge und weitere spannende Informationen finden Sie hier:

Zusätzliche ROTOUR-Beiträge und weitere spannende Informationen finden Sie hier:

Hinterlassen Sie ein Kommentar