In der Welt der Künste

30. Mai 2025

In der Welt der Künste

Andrea Wunderlich ist mit gesellschaftlichem Engagement aufgewachsen

Sie ist eine echte Hamburger „Dirn“, geboren im Jahr 1963 und aufgewachsen im idyllischen Reinbek-Schleswig Holstein, nahe der großen Hafenstadt.

Seit 2012 lebt sie mit ihrer Familie in Dombühl und lässt hier wie auch in Norddeutschland ihrer Kreativität freien Lauf. Vor zehn Jahren hat sie gemeinsam mit Christine Krach das etwas andere Theater „Kanapee“ unter der Schirmherrschaft des Kulturvereins Aug & Ohr Leutershausen e. V. gegründet. „Ich bin mit dem gesellschaftlichen Engagement meiner Eltern aufgewachsen“, erzählt sie. Ihre Mutter hat kreative Gruppen in der Kirchengemeinde geleitet, war Schöffin bei Gericht und hat sich bei der Caritas eingesetzt. Ihr Vater war im Stadtrat der 30 000 Einwohner Gemeinde. Schon früh hat sich der Dienst am Menschen auf die kreative Tochter Andrea Wunderlich übertragen. So leitete sie, wie ihre Mutter, schon früh kirchliche Gruppen.

Mit 13 Jahren, als sie schon eine Weile Klavier- und Orgelunterricht genossen hatte, setzte sie sich heimlich an die Orgel der Ortskirche und spielte mit Leidenschaft Boogie Woogie-Lieder im Gotteshaus. Damit heimste sie sich ein Orgelverbot des Ortspfarrers ein.

Auf Opas Klavier durfte sie nach Herzenslust herum hämmern. Daher hatte sie nie Hemmungen, sich völlig frei an Musikinstrumenten auszuprobieren. Und überhaupt, ihre Familie war schon viele Generationen vor ihr musikalisch ambitioniert. Von den Großeltern über den Großonkel, der sein Musikstudium mit dem elterlichen Friseursalon tauschen musste, wurde sie musikalisch geprägt. Ob Cello, Flöte, Klavier oder Geige, mit diesen Instrumenten testete sie sich mit altem deutschen Liedgut völlig frei aus.

Musik ist ihr Leben

Nach ihrem Musikstudium unterhielt Andrea Wunderlich eine gut gehende Klavierschule für Sechs bis Fünfundvierzig-Jährige, aber auch für Schüler mit Behinderungen. Ihr Hochschulprofessor Dr. Wolfgang Hochstein, ein nicht ganz unbekannter Musikwissenschaftler, stand ihr immer mit Rat und Tat zur Seite.

Wie so oft erwarteten die Eltern ihrer Klavierschüler ein regelmäßiges Vorspiel. „Das gab es bei mir nicht. Aber wenn, dann habe ich völlig ,schräge Stücke‘ ausgewählt, deren Rhythmen keiner kannte, damit sich meine Schüler am Klavier frei entfalten konnten“, erzählt sie mit einem verschmitzten Lächeln.

„Musikunterricht und Aufführungen müssen den Schülern Freude machen, sonst wird es nix“, ist sie sich sicher. Zu Prof. Dr. Hochsteins Forschungsschwerpunkten gehören die Musik des 17. bis 19. Jahrhunderts, katholische Kirchenmusik und Kompositionen von Johann Adolf Hasse. Andrea Wunderlich gehörte über 20 Jahre dem von Hochstein geleiteten Chor der St. Barbara Kirchengemeinde in Geesthacht an.

In Geesthacht fand sie mit ihrem Mann und zwei Töchtern ein gemeinsames Zuhause. Der St. Barbara-Chor Geesthacht zählt zu den etablierten Konzertchören in Hamburg und Umgebung. Das umfangreiche Repertoire von früher Barockmusik bis zum 19. Jahrhundert ist auf CD und in zahlreichen Konzerten in den letzten Jahren dokumentiert.

Kein Wunder also, das Werke von Johann Adolf Hasse einen großen Anteil an Wunderlichs Chorerfahrung ausmacht. Im Jahre 1994 kam der St. Barbara-Chor im NDR-Studio 10 zusammen, um Rundfunkaufnahmen von J. Adolf Hasse zu machen. Völlig losgelöst von Anzug und Krawatte trat der Chor beim Open-Air-Konzert im Schlosspark von Wotersen oder auf Musikfestivals auf einem Gutshof mit dem Orchester Bratislava auf. Die Weihnachtskonzerte waren immer innerhalb von zwei Stunden ausverkauft.

Verwurzelt in ihrer Heimat konnte sich Andrea Wunderlich erst nach fünf Jahren nach dem beruflichen Wechsel ihres Mannes dazu entschließen, ihre Zelte im hohen Norden abzubrechen und mit Sack und Pack ins Frankenland umzuziehen.

Auf einem Grundstück in Dombühl mit Blick auf die Dorfkirche baute das Ehepaar Wunderlich ihr neues Haus. Ein Gotteshaus war bisher immer ein Teil ihres Lebens.

Das war im Jahr 2012, als die jüngste Tochter ihr Studium begann. Dann hieß es die Ärmel hochkrempeln. Gartenarbeit und in der Natur unterwegs sein, ist neben der Musik und dem Theater eine weitere Leidenschaft im Leben der kreativen Musikerin. Aber oho, der Boden rund um das neue Heim war schwerer Lehmboden. Mit Pickel und Hacke machte sich Andrea Wunderlich an die Gartengestaltung. Heute ist sie ganz zufrieden mit dem Ergebnis.

Aber wie kommt man als „Nordlicht“ in der neuen fränkischen Heimat zurecht? Einer der ersten Wege war in die Dombühler Kirche, um sich die hiesige Orgel anzuschauen. Schnell knüpfte sie Kontakt zur Organistin. Sie war gleichzeitig als Lehrerin ehrenamtlich an der Grundschule Dombühl – Weißenkirchberg tätig. Hier spielte Andrea Wunderlich Advents- und Weihnachtslieder. Im Jahr 2013 hat sie mit einer ehrenamtlichen Organistin das Adventssingen „Auf dem Weg zur Krippe“initiiert. Es begann mit dem Lied „Macht Hoch die Tür“, dann folgte ein argentinisches Lied, dann wurde ein deutscher Texte gelesen, anschließend folgte ein Musikstück von Arielle Ramires. Es wird mit Gemeinde gesungen, besinnliche Texte gelesen und „transferierte“ Orgelmusik aus aller Welt gespielt. Wie auch in Norddeutschland hat Andrea Wunderlich völlig neue Wege beschritten. Adventssingen dieser Art haben sich bis heute in der Dombühler Kirche etabliert.

Immer neue Projekte

Es muss bei der Musikkünstlerin eben immer etwas anders sein. In der Grundschule merkte sie, dass es nicht viele Kinder gab, denen zu Hause vorgelesen wurde. Andrea Wunderlich reagierte mit einem Angebot einer Lese-AG für die 2., 3. und 4. Klasse. Dazu gehörte, wie zu erwarten, auch Musik. Das Theaterprojekt „Die Sockensuchmaschine“, ein Stück mit Musik und Tanz für die 3. und 4. Grundschulklasse wurde ein weiteres Angebot. Bei Andrea Wunderlich hat jedes Kind einen Platz gefunden. Mit dem Stück „Die Sockenmaschine“ trat die Theater-AG der Grundschule Dombühl – Weißenkirchberg im Seniorendomizil „Elisenstift“ in Schillingsfürst auf.

Zusammen mit Eltern und Kindern wurden Kulissen gestaltet und die Kinder zu selbstbewussten, kleinen Stars herangezogen. „Da mir die plattdeutsche Sprache sehr am Herzen liegt, habe ich auch eine Plattdeutsch AG für die Klassen 3. und 4. Klasse in Geesthacht gegründet. Bei den Plattdeutsch-Tagen für Lehrkräfte habe ich den Dialekt pädagogisch vertieft und diese wunderbare Sprache mit den Kindern spielerisch und musikalisch ein Stück weit erobert“, erzählt sie.

Ihr Engagement der Lese-AG und Theater AG hat sie in Dombühl fortgeführt. Ein anderes Projekt war die deutsche Schlager-Playback-Aufführung „Der Sängerstreit der Heidehasen“ von James Krüss. Um den Kindern professionelles Theater zu veranschaulichen, unternahm Andrea Wunderlich Ausflüge in Kindertheatervorstellungen. Vor elf Jahren gründete Wunderlich gemeinsam mit anderen Dombühlern den Förderverein Freibad Dombühl e. V., um es zu einem Naturbad umbauen zu lassen. Die mittlerweile „berentete“ Musikakteurin träumt selbst noch davon, einmal das Spiel an der Harfe zu lernen. Man lernt eben nie aus.

Andrea Wunderlich sitzt an ihrer Heimorgel, ein Ort, an dem sie ganz sie selbst sein kann. Foto: ul
Gartenarbeit, Musik und Theater, das macht das quirlige Leben von der Musikerin Andrea Wunderlich reicher. Foto: ul
Andrea Wunderlich (Mitte mit Latzhose) mit dem Geesthachter St. Barbara-Chor beim Werftkonzert unter der Leitung von Prof. Dr. Wolfgang Hochstein. Foto: Privat
In der Grundschule führte Andrea Wunderlich Lese- und Kindertheater-AGs ein. Foto: Privat

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