Woher kommt das Salz in der Therme? Mai05


Woher kommt das Salz in der Therme?

Die Frankentherme in Bad Windsheim wird auch als das „Fränkische Tote Meer“ bezeichnet

Schwerelos auf dem Wasser liegen, ohne zu schwimmen, dabei Zeitung lesen oder einfach die Augen schließen und genießen – das geht nur im Toten Meer in Israel – oder?
Nicht ganz! Denn im Thermalbad in Bad Windsheim liegt ein 750 m² großer Salzsee, der zwar mit dem Toten Meer in Israel nicht ganz mithalten kann, doch dafür mit seiner Sole-Konzentration von 26,9 Prozent fast so hoch liegt wie im verwandten Gewässer in Israel mit rund 30 Prozent.

Der größte Salzbadesee Deutschlands.

Der größte Salzbadesee Deutschlands in Bad Windsheim. Foto: Privat

Drei Quellen entdeckt
Ende des 19. Jahrhunderts wurde vor den Toren der Stadt die erste Heilquelle entdeckt, deren Wasser Kochsalz, Bittersalz und Glaubersalz enthält. Die sogenannte Solimed-Quelle, die den Salzsee speist, ist eine hochprozentige, mit Mineralien angereicherte Sole, die bei Erkrankungen der Atemwege sowie bei Haut- und Gelenkproblemen gesundheitsfördernd wirkt. Ein Kurort wie Bad Windsheim hat nicht nur gute Luft zur Bedingung, sondern benötigt als Thermenkurort auch eine Heilquelle wie die fluoridhaltige Thermalsole-Quelle, die 200 Meter von der Franken-Therme entfernt liegt. Das Wasser der Thermalsole-Quelle wird direkt in die Schwimmbecken geleitet. Die hochprozentige, mit Mineralien angereicherte Sole ist heilend und gesundheitsfördernd. Das Heilwasser lindert Hautkrankheiten wie Neurodermitis und Schuppenflechte. Bei Magen-Darmerkrankungen wirkt eine Trinkkur mit dem Wasser aus dem Trinkbrunnen der St.-Anna-Quelle Wunder. Der Grund dafür ist der sehr reichhaltige Anteil an Calcium und Sulfat.

Millionen Jahre alt
Sogenannte Solestöcke sind Salzschichten, die vor circa 260 Millionen Jahren, zur Zeit des Trias, entstanden sind. Zu dieser Zeit gab es eine Trockenphase und das Festland sank unter den Meeresspiegel. Das Salz (Sole) ist ein Produkt ausgetrockneter Meere. Die unter der Therme in Bad Windsheim liegende Sole stammt aus rund 200 Metern Tiefe. Um die solehaltige Mischung zu erhalten, wird das Wasser, das aus Quellen in bis zu 1 250 Metern Tiefe stammt, wieder zurück in den Salzstock gepumpt, um das Salz aus dem Gestein auszuwaschen. Dann wird das Thermalwasser in den Salzsee zurückgeführt und auf 30 Grad erwärmt, damit die Schwimmer das prickelnde Erlebnis in angenehmer Wärme erleben können.

Damit der mit dem Deutschen Tourismuspreis dotierte Salzsee mit Thermalbädern, Sauna und Wellnessangeboten auch immer rund läuft, bedarf es einem extrem großen technischen Aufwand.

Hygiene und Sicherheit
Ob Solebecken oder Salzsee, jedes Becken hat seinen Anschluss an die hochtechnisierte und immer wieder optimierte Steuerungsanlage. Die ständige Messung der Wassertemperatur und des Chlorgehalts und das durchgehend laufende Filterverfahren sorgen für besondere Hygiene. Ein Vollvakuumsystem, das im Notfall eines Lecks sofort seine Zugänge schließt und das hochexplosive Chlorgas nicht frei entweichen lässt, ist ein besonderer Sicherheitseffekt.

„Die Chlorgasflaschen sind in einem separaten Raum mit dem gesamten System verbunden“, erklärt Oliver Fink, Prokurist und technischer Leiter des fünfköpfigen Sicherheitsteams. Das Herzstück der gesamten Anlage zeigt Fink in den Kellerräumen unterhalb der Therme. Die Mehrschichtfilter aus Sand und Aktivkohle binden große und kleine Mikroorganismen. „Ein Gramm pulverisierte Aktivkohle reinigt eine Beckenfläche von 10 800 m², das heißt eine Fläche in der Größe eines Fußballfeldes“, erklärt Fink die starke Reinigungskraft des Filters.

Das "Fränkische Tote Meer" in der Frankentherme in Bad Windsheim

Das Salzwasser gibt Auftrieb für Körper und Seele. Foto: ul

In kaum zweieinhalb Stunden wird das Thermalwasser eines Beckens gereinigt, der Chlorgehalt, der PH-Wert und die Temperatur gemessen und reguliert.

Besonders Stolz sind die Techniker der Bad Windsheimer Salztherme auf den sogenannten Flockungsfilter. Innerhalb von 30 Sekunden werden 99,9 Prozent aller Viren und Bakterien durch Anhaften an das zugeführte Flockungsmittel im Filter gebunden. Die Mikroorganismen haften wie Magnete an das Mittel an und werden anschließend ausgeleitet. Während sich der Thermengast im Salzsee entspannt oder in einem Thermenbecken der klassischen Musik lauscht, wird im Untergeschoss in Zeiten sehr aktiver und aggressiver Virenbelastung für Reinheit gesorgt. „Wir lassen uns Hygiene etwas kosten“, betont Fink. „Das heißt nicht das der wertvolle Mineralstoffgehalt verloren gehe, betont Fink deutlich. Nicht nur das Wasser sondern auch die Luft steht im Fokus der Sauberkeit. Alle drei bis vier Wochen werden die Luftfilter der gesamten Thermenanlage ausgetauscht – ein überdurchschnittlicher Turnus. „Ich erzähle das alles, damit der Thermengast weiß, wofür er das Eintrittsgeld bezahlt“, hebt er als langjähriger Mitarbeiter hervor.

Zu guter Letzt wird der Gast durch technische Störungen niemals gefährdet. Ein Zwischenspeicher stellt jederzeit einen perfekt temperiertes und sauberes Thermenwasser von 700 Kubikmeter bereit, sodass jedes Becken innerhalb kürzester Zeit abgelassen und neu befüllt werden kann. Zudem musste sich die Frankentherme niemals eines Legionellenproblems stellen. Eine sogenannte Kaskadentechnik für das Dusch- und Brauchwasser verhindert die Wasserverunreinigung.

Gute Aussichten
Damit der Kunde nicht meint, es wird „nur“ in die Technik investiert, steht das Haus mitten in den Baumaßnahmen für zwei neue Thermalbecken, davon eines im Außenbereich.
Der Eingang zum Salzsee bekommt einen neuen Eingang und ein „Weg der Sinne“ ganz auf das Thema Salz abgestimmt, soll das bisherige Angebot vom Salzsee, Thermenbecken innen und außen sowie Sauna- und Wellnesbereich ergänzen. Damit wird sich die Nutzfläche von bisher 19 000 qm auf gut 21 000 qm vergrößern und die Besucherzahlen von bisher 2300 täglich vervielfachen.

Natürlich werden Umkleideräume, Duschbereiche und Ruhezonen dem erweiterten Angebot angepasst. Nicht nur externe Besucher profitieren von der Frankentherme. Das Bad besitzt seit Jahren einen „Bademantelzugang“ vom angrenzenden Hotel Pyramide und dem Vital Hotel. Die Frankentherme im Kurort Bad Windsheim wird voraussichtlich im Dezember 2020 mit den Baumaßnahmen fertig sein. Die Gäste dürfen sich dann auf eine größere Oase für Gesundheit, Wellness und Sauna freuen.
ul