Spiritualität im Sonnenschein – Den Schreiter-Fenstern in der Franziskanerkirche gebührt Weltruhm. Eine neue Publikation entsteht. Nov10


Spiritualität im Sonnenschein – Den Schreiter-Fenstern in der Franziskanerkirche gebührt Weltruhm. Eine neue Publikation entsteht.

Mitten in der Herrngasse liegt die Franziskanerkirche. Sie ist das ganze Jahr über geöffnet und gerade auch Touristen nutzen den freien Zutritt. Man schlendert durch das Langhaus, geht zum Ostchor. Das Licht ist einmalig, die Stille umfängt einen. Die Franziskanerkirche soll bewusst ein Ort der Stille sein – und die kunstvollen Fenster im Ostchor vervollkommnen dieses Anliegen.
Neben vielem „Alten“ wie einem Grab aus dem Jahr 1285, dem Lettner aus dem 14. Jahrhundert oder dem Riemenschneideraltar mit einer Franziskusabbildung sind die Fenster ein Wink der Moderne und haben einen berühmten Erschaffer: Den Glaskünstler Johannes Schreiter. Die Kirchenfenster von Schreiter findet man in imposanten Bauwerken wie dem Ulmer Münster, dem Mainzer Dom, dem Dom von Augsburg und unzähligen anderen Kirchenhäusern.

Ein Fenster aus der Nordseite: Schön zu sehen sind die Bleiruten, ein markantes Element.   Fotos: Pfitzinger

Ein Fenster aus der Nordseite: Schön zu sehen sind die Bleiruten, ein markantes Element.
Fotos: Pfitzinger


In den 1990er Jahren kam über Pfarrer Herbert Dersch, heute Leiter des Wildbads, ein erster Kontakt zu Johannes Schreiter zustande und die fünf Fenster im Ostchor wurden realisiert. Johannes Schreiter (geboren 1930) lebt in Langen bei Frankfurt und war fast 25 Jahre Professor an der Staatlichen Hochschule für bildende Künste in Frankfurt. Er gilt als einer der bedeutendsten zeitgenössischen Gestalter von sakralen Glasfenstern. Eines seiner markantesten Kennzeichen sind die Bleiruten, die er nicht mehr nur als technische Notwendigkeit sondern als gestalterisches Element einsetzt. Sie sind Brüche und Linienführung gleichzeitig.
Johannes Schreiter hat schon in den Fenstern im Ostchor den Sonnengesang von Franz von Assisi als Basis seiner Gestaltung genommen. Dem zentralen Sonnenfenster in der Mitte stehen rechts zwei Fenster mit den Themen Wasser und Erde und links zu den Themen Wind und Feuer zur Seite. Alle fünf Fenster durchzieht an der Basis ein weißer Balken, der Altar. „Darauf stehen nicht die Apostel, wie viele vermuten“, erklärt der Rothenburger Dekan Hans-Gerhard Gross, „sondern die gelben Glaselemente symbolisieren die zum Gebet erhobenen Hände.“
Seit zwei Jahren sind auch die Fenster auf der Nordseite mit Schreitermotiven verglast, die das Thema Sonnengesang weiterführen (das Titelbild von ROTOUR ist ein Ausschnitt von einem Fenster auf der Nordseite). Schreiter hat das stilbildende Element der vielen „Kästchen“, die den Chor der Gläubigen symbolisiert, weiter geführt. Die neue Gestaltung wird dabei von einer etwas intensiveren Farbigkeit geprägt.
Um die außergewöhnlichen Fenster in der Franziskanerkirche zu verwirklichen, bedurfte es vieler helfender Hände. „Die Fenster wurden durch Spenden finanziert“, erklärt Dekan Gross. Sowohl die Landeskirche, der Verein Ausstellungshaus für christliche Kunst, als auch der Gästeführerverein Rothenburg, andere lokale Institutionen und Privatspenden haben die Kunst in der Kirche erst möglich gemacht.
Momentan entsteht eine knapp 50-seitige Broschüre zu den Fenstern in der Franziskanerkirche, die voraussichtlich ab Dezember in der
Kirche ausliegen soll. Die Texte stammen von Prof.
Dr. Theo Sundermeier, einem langjährigen Weggefährten von Johannes Schreiter. Die stimmungsvollen Fotos hat der Rothenburger Fotograf Willi Pfitzinger aufgenommen. am