Sommer, Sonne, Bender-Eis Jul01


Sommer, Sonne, Bender-Eis

Familie Bender in Sechselbach setzt auf Eiscreme als zweites Standbein

Nur mit Hilfe der Großeltern lässt sich Eisherstellung und Vermarktung neben der Milchwirtschaft umsetzen. Fotos: ul

Nur mit Hilfe der Großeltern lässt sich Eisherstellung und Vermarktung neben der Milchwirtschaft umsetzen. Fotos: ul

So langsam wird´s eng bei den Bauern im schönen Frankenland. Seit der Europäischen Gemeinschaft Mitte der 80er Jahre haben Landwirte in Deutschland nicht mehr viel zu lachen. Die extrem hohen EU-Auflagen (Cross-Compliance-Richtlinien) für Landwirte machen den Bauern bürokratisch gesehen mehr Arbeit und die Tierhaltung extrem kostspielig.

Die Familie Bender in Sechselbach betreibt ihren Milchviehbetrieb mit rund 70 Tieren in der dritten Generation. Siegfried Bender machte sich schon länger Gedanken über zusätzliche Einkünfte, um den Betrieb finanziell abzusichern. Viele Landwirt betreiben deshalb Hofläden, gehen mit ihren Produkten auf Bauernmärkte oder verdienen nebenberuflich hinzu. Anders geht es heute oft nicht mehr und das bei einem „rund um die Uhr“-Job von Sonntag bis Sonntag, 365 Tage im Jahr.

„Gerade jetzt, während der Pandemie nimmt die Nachfrage an Produkten ab Hof zu“, stellen Konrad und Petra Bender (Bild oben) fest. Vater Siegfried Bender schmökerte in einer Fachzeitschrift, als er auf die holländische Franchise-Firma „Ice Delite B.V.“ für die Produktion und Verkauf der eigenen Eiscreme ab Hof stieß. Siegfried und Sohn Konrad Bender waren sich einig – die neugegründete „Bender Eis GbR“ im Jahr 2004 sollte das zweite Standbein neben der Land- und Milchviehwirtschaft werden. Mit dem Ausbau von Räumen für die Eisproduktion und Kühlung wurden freistehende Nebengebäude genutzt. „Oben drüber haben wir dann gleich eine Altenteilerbwohnung für meine Eltern eingerichtet“, erzählt Sohn Konrad Bender.

Die Familie muss zusammenhalten
Allerdings ist ein derart arbeitsaufwendiges Unterfangen nur möglich, wenn die Generationen gemeinsam mit anpacken. Siegfried und Mutter Margrit kümmern sich um die Milchkühe. Die Bürokratie und der Ackerbau liegt in den Händen von Konrad Bender. Nebenberuflich ist er im Sommer sechs Tage pro Woche im Bereich Qualitätssicherung im Bereich Landwirtschaft unterwegs. Seine Frau Petra ist Mutter von drei Kindern, verarbeitet im Sommer Milch, Joghurt und Früchte zu Eis.

Sie bringt die erfrischende Leckerei auf Festen wie dem Johannitag in Triesdorf, auf dem Genießermarkt in Niederstetten, auf Bauernmärkten und vor allem auf Hochzeiten mit dem nostalgischen Eiswagen „an den Mann“. „Wir dachten uns, köstliche Eiscreme herstellen, genießen und mit gutem Gewissen verkaufen, macht uns Freude“, meint Petra Bender mit einem kleinen Lächeln im Gesicht.

Man muss bedenken, dass in vielen Eissorten aus dem Supermarkt Palmfett enthalten ist. Die Verwendung dieses Rohstoffes bewirkt die seit Jahrzehnten praktizierte Rodung von Regenwäldern. Auf diese Weise kann die Familie neben dem Eisverkauf auch noch zum Umweltschutz beitragen.

Das Konzept der Firma „Ice Delite B.V.“ beinhaltet die Bereitstellung der gesamten technischen Ausrüstung, bis zu 700 erhältlichen Rezepturen von Sahne-Eis und Sorbet-Eis inklusive Marketingmaterial und das Recht auf den eigenen geschützten Produktnamen wie „Bender-Eis“. Die holländischen Firma sorgt zudem für Gebietsschutz seiner Eisproduzenten. Auf diese Weise ist eine harte Konkurrenz unwahrscheinlich. Petra Bender taut abends in den Sommermonaten die frischen Tiefkühlfrüchte auf, um sie für den nächsten Tag zu Eis zu verarbeiten. „Unsere Zutaten sind frische Milch, Eigelb, Zucker, Sahne und Paste der jeweiligen Geschmacksrichtung“, erklärt die junge Frau.

Verschiedenste Eiskreationen ab Hof.

Verschiedenste Eiskreationen ab Hof.

Besondere Eiskreationen
Das Sorbet-Eis wird aus 35 Prozent Früchten, zum Teil aus hofeigener Ernte, Zucker und Wasser hergestellt. Mit dem Sorbet-Angebot müssen auch „Schlemmermäulchen“ mit Milch- oder Laktoseintoleranz nicht auf die kühlende Gaumenfreude verzichten. „Wir haben eine große Vielfalt vertrauter und außergewöhnlicher Eissorten, bei der wir uns nach der jeweiligen Saison, aber auch nach ganz persönlichen Vorlieben richten. In der entsprechenden Jahreszeit gibt es Eisspezialitäten wie: Erdbeer-Rhabarbereis, Holundereis, Lavendel- und Roseneis. Auf dem Creglinger Rosenfest ist das Bender-Eis oft zu finden. In der Adventszeit gibt es besondere Eiskreationen mit Zimt und Spekulatius auch als Dessert nach dem Weihnachtsmenü. Das verkauft die Familie jedoch ausschließlich ab Hof.

„Mein Großcousin Theodor Bender, der hier bei uns in Sechselbach wohnt, baut fränkischen Blaumohn an, den wir gleich mal für eine neue Eiskreation verwendet haben“, erzählt Konrad Bender. Oft gehen heimische Produkte lange Wege. Ein Bekannter aus der Nähe wollte sich von einer Hobbybäckerin einen Mohnkuchen backen lassen. „Liefere du mir den Mohn, dann backe ich den Kuchen“, war die Bedingung. Auf Amazon wurde der Mohnkuchenfan fündig. Als er das Paket öffnete, wurde er auf das Herstelleretikett aufmerksam und stellte fest, dass das Produkt vom Mohn- und Gewürzhof Theodor Bender aus Sechselbach gleich um die Ecke stammt. Es ist schon verrückt, welche Wege so ein bisschen Mohn nehmen kann.

Aber zurück zur Eiscreme – Petra Bender hat viel zu tun mit der Eiszubereitung und dem Verkauf. Eine landwirtschaftliche Familie hat ohnehin kaum Freizeit, nur im Winter gibt es zwischen den Stallzeiten ein wenig mehr Ruhe.

Hoher Zeitaufwand
Oft ist die ausgebildete Dorfhelferin mit der Eisproduktion einen Tag vor dem Verkauf beschäftigt, um dann auf Hochzeiten, Vereinsfesten oder sonstigen Anlässen, nicht selten am Sonntag, ihr Eis zu verkaufen. „Das haben wir nicht so recht bedacht, als wir das mit unserem Hof-Eis angefangen haben. Eigentlich sind wir gerade in den Sommermonaten mit Gartenarbeit, Säen und Ernten auf den Äckern und Einmachen von Gemüse und Obst und dem ganz normalen Alltag bereits voll ausgelastet“, erzählt die junge Mutter.

Mit den Kindern zum Baden gehen oder einfach nur Ausruhen, fällt mit dem Eis-Projekt gänzlich ins Wasser. Die Freude aber, mit ständig neuen Rezepturen zu experimentieren, und den Kundenkontakt möchte sie allerdings auch nicht missen. „Normalerweise backe ich auch unser Brot selber, aber auch das ist in den Sommermonaten kaum mehr möglich“, fügt sie an.

Ihre Kinder im Alter von drei, sieben und zehn Jahren haben sich andere Freizeitgestaltungsideen ausgedacht. Der Hühnerstall, zwei Ziegen und Gänse gehören zu ihrem Refugium. Die Ställe gehören ausgemistet und neu eingestreut. Die gesammelten Eier kommen in die Schachteln und werden im Dorf verkauft. Einmal im Jahr kommt das „Hühnerauto“ ins Dorf, wo sich die Kinder wieder neue Legehennen von dem verdienten Eiergeld kaufen können.

So hat jedes Familienmitglied seine Aufgabe. Wer das Bender-Eis einmal probieren möchte, findet im Internet unter: bendereis.de/unsere-eissorten-2/ eine Liste der Verkaufsorte. ul