Perfektion im Detail – Fortsetzung: Petra Sarke behält auch im Trubel einen kühlen Kopf
Von Kevin Kostner, der auch Countrymusiker ist, hat sie ein nettes, sehr persönliches Autogramm. Mit Ray Charles verbindet sie ein gemeinsames Gespräch auf dem Sofa, Pink kam im Kapuzenpulli und „war ganz unscheinbar“, Grace Jones stuft sie als richtig „cool“ ein und Morten Harket, der Sänger von A-ha, hat sie schwer beeindruckt.
Backstageinfos, VIP-Ausweise und Autogrammkarten sind nun Erinnerung.
Die Betreuung von Elton John hat ganz andere Erinnerungen hinterlassen. Fünf LKW‘s mussten für ihn persönlich zur Verfügung stehen. Er brachte seine eigenen Möbel mit und alles musste mit weißen Rosen ausgeschmückt sein. Der Weg zur Bühne wurde mit einem extra Zelt abgeschirmt. „Genutzt hat das Ganze dann für vielleicht 15 Minuten“, so Petra Sarke.
Sie war ganz nah an den Promis dran. Randy Crawford wollte eine Bluse unbedingt perfekt gebügelt haben, Nigel Kennedy stand auf Brathähnchen, das drei Stunden warm gehalten wurde, und für die „Fantastischen Vier“ schaffte sie es Minuten vor dem Auftritt noch Caipirinha-Cocktails zu mixen. Als das Kleid von einer der Sängerinnen von Manhatten Transfer kurz vor dem Auftritt riss, hat sie es mit Isolierband geklebt. „Das hielt so gut, dass das Kleid nach dem Auftritt aufgeschnitten werden musste“, erzählt sie.
„Das war meine Welt“, schwärmt sie in Erinnerung an die Zeit. Ganz klar, ein Stressjob, 20 Stunden durcharbeiten keine Seltenheit und dazu der Druck, dass alles perfekt funktionieren muss. „Aber ich hab das gebraucht“, ist ihr Credo.
Petra, das Organisationstalent, war immer zur Stelle, wenn es „gebrannt“ hat. „Ich war damals eine der wenigen Frauen in der Branche“, weiß sie.
Sich in ihrem Team durchzusetzen, damit hatte sie keine Probleme. Eine kollegiale Art, ausgleichend in alle Richtungen zu wirken und im richtigen Moment klar den Ton angeben, ist ihre Erklärung für den Erfolg.
Die Fäden in der Hand
Zusätzlich zur Konzertorganisation war Petra Sarke auch im Bereich Events aktiv. Die Eröffnungsgala zur 100-Jahr-Feier der FIFA in Zürich, an der Lionel Ritchie auftrat und neben berühmten Fußballpromis auch alle Länder der FIFA vertreten waren, gehörten ebenso dazu wie „Baselworld“, eine der weltgrößten Uhrenmessen, die FIFA Kids Challenge, eine Roadshow in der ganzen Schweiz, und Events für UBS Group AG, eine Schweizer Großbank, für Credit Suisse, Clariant, Roche, Novartis usw.. Petra Sarke garantierte perfekte Organsiation – sie selbst blieb stets im Hintergrund.
„Wenn ich sehe, dass alles funktioniert, dann gefällt mir das“, sagt sie. Im Rampenlicht steht sie nicht gerne. Daher hat ihr das einzige berufliche Engagement (ausgenommen dem Weidefestival in Schönbronn: Der Organisator Fritz Wittemann ist für Petra Sarke wie ein Mentor, der ihr viel vermittelte. Gut 15 Jahre hat sie das Weidefestival mitorganisiert) hier in der Region auch so zu schaffen gemacht.
Persönlicher Tiefpunkt
Vor einigen Jahren organisierte sie im Auftrag einer ihr gut bekannten Firma die Schillingsfürster Kirchweih. Die Firmeneigner verschwanden mit dem Geld, für die finanziellen Verpflichtungen bei der Kirchweih waren keine Mittel mehr da.
„Das war mein absoluter Tiefpunkt. Ein Desaster“, erzählt sie. Einer der Kompagnons hat längst Privatinsolvenz angemeldet, der andere ist noch immer unauffindbar. Aber auch wenn Petra Sarke in allen folgenden Gerichtsverhandlungen frei gesprochen wurde, so hat das Erlebnis bei ihr doch Spuren hinterlassen.
Gleichwohl sieht sie ihre Heimat hier, hat sich vor kurzem ein Haus in Neuweiler gekauft, das auch Heimat für ihren kleinen Sohn ist. „Eine Gemeinschaft, wie es sie im Dorf gibt, findet man in der Großstadt nicht“, weiß sie. Sie ist im Feuerwehrverein aktiv, bedient bei Festen, steht in der Weihnachtsbude. „In Neuweiler sind die Nachbarn gekommen und haben zur Geburt meines Sohnes gratuliert“, erzählt sie, „In Basel gibt es das nicht.“ Mittlerweile pendelt sie zwischen Basel und Neuweiler.
Für die Firma AMTS organisiert Petra Sarke Kongresse und Schulungen im medizinischen Bereich.
Nachdem Petra Sarke nach zehn aktiven Jahren im Konzert- und Eventmanagement auch im Bereich erneuerbare Energie zuerst in einer regionalen Firma und dann in der Schweiz international erfolgreich war (sie hat mit der Führungsriege Kameruns in der Hauptstadt Jaunde bezüglich erneuerbarer Energien verhandelt), ist sie nun als Verwaltungs- und Veranstaltungschefin für die AMTS AG (Academy for Medical Training and Simulation) und die Didavis AG in Basel tätig. „Ich organisiere Schulungen, Kongresse und Veranstaltungen für Ärzte und Pharmaunternehmen“, erklärt sie. Die AMTS hat dabei eigene OP-Räume und eine Röntgenabteilung, mehrere Konferenzräume, eine eigene Großküche usw.
Eine fundierte Basis zahlt sich aus
Ihr Arbeitsleben ist nun als Mutter eines einjährigen Sohnens geregelter. Neben ihrem umfangreichen Wissen in der Eventbranche, das sich Petra Sarke über die Jahre angeeignet hat, sieht sie ihre Basis in der Ausbildung. „Was ich bei Käthe Wohlfahrt gelernt habe, darauf greife ich noch heute zurück“, erklärt sie. Ein Studium hat sie nie absolviert und auch nicht gebraucht.
Heute ist sie als Verwaltungschefin auch für Einstellungen zuständig. „Ich nehme gerne Menschen, die ihr Wissen in der Praxis erworben haben“, sagt sie. Bei der Organisation von großen Events muss man auch an das Toilettenpapier und die Handtücher denken, und nicht nur akademisches Wissen im Bereich Sponsoring haben.
„Ich habe nun mein Ziel in einer Leitungsposition erreicht“, sagt sie selbstbewusst. Dorthin zu kommen war bei Weitem nicht einfach, hat viel Einsatz und das Überwinden zahlreicher Hürden gekostet – aber offensichtlich auch sehr viel Spaß gemacht. Petra Sarke ist ein Beispiel dafür, dass man Träume leben kann. Man muss nur einen Anfang machen. am
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