Nahe am Menschen Jul01


Nahe am Menschen

Liedermacher Martin Rohn ist ein Landkind mit Witz und Köpfchen.

Liedermacher Martin Rohn ist ein Landkind mit Witz und Köpfchen. Fotos: Privat

Martin Rohn nimmt mit kreativem Gesang Missgeschicke des Lebens aufs Korn

Gasthaus, Gülle und frische Landluft haben seine Kindheit geprägt. Martin Rohn war noch nie ein Kind von Traurigkeit und hatte jede Menge Freiraum seinen Wünschen und Träumen freien Lauf zu lassen.

Aufgewachsen ist der pfiffige, kleine Mann mit Hut (Bild im ROTOUR-Heft) auf dem elterlichen Bauernhof mit Gasthof in Erzberg in der mittelfränkischen Gemeinde Wörnitz. „Meine Oma hat mich, während der Stallzeiten versucht mit einem Kälberstrick zu meiner Sicherheit festzubinden, aber ich war nicht zu halten und konnte meiner Wege gehen,“ erinnert er sich an die „Bühne“ seiner Kindheit. Heute, mit 48 Jahren, hat er seine Freude als Liedermacher gefunden.

Gaststube als erste Bühne
Damals in den 70er Jahren waren wir Jungs jeder in jedem Verein. Zum Fußballverein, dem Posaunenchor, der Landjugend kam später auch noch die Freiwillige Feuerwehr hinzu. Beruflich begann Rohn nach der Fachoberschule eine Ausbildung zum Bankkaufmann. „Banker haben nicht mit den Leuten umgehen können,“ beobachtete Rohn die Zeit hinter dem Schalter in Rothenburg.

Ihm war immer daran gelegen, dem Kunden zu einer sicheren Finanzlage zu verhelfen. So wenig ihm das Bankerleben gefiel, umso mehr fand er in dieser Zeit die Anfänge seiner musikalischen Laufbahn in der Berufsschule. Angeregt durch Landjugendfreizeiten mit Musizieren am Lagerfeuer wünschte sich Rohn Gitarre zu lernen. Dabei kam ihm sein Berufsschullehrer Andreas Bachmann gerade recht. Er war Bassist und Sänger bei Redwood, der bekannten Rothenburger Bluegrass Band. „Mit ihm kaufte ich meine erste Gitarre in Ansbach,“ erzählt er heute und ist immer noch dankbar für die ersten Unterrichtsstunden.

Der traut sich was
„Mich hat es schon immer auf die Bühne gezogen,“ erzählt der Mundartkünstler. Schon in der vierten Klasse gab er seine Theaterkünste zum Besten und im Breitwieser Fußballfasching war er auch ein Spaßfaktor für sein Publikum.

In der heimischen Gaststube war immer etwas los. In seinem jugendlichen Leichtsinn traute er sich, die in der heimischen Gaststube sitzenden Gäste zu seinem Testpublikum zu machen und wurde anfänglich mit dem Kommentar „Zahlen bitte“! gebremst. „Sind die Gäste anfangs wegen meinem musikalischen Ständchen geflohen, so sind sie später eben deshalb geblieben,“ erzählt der heutige Gstanzl-Sänger von den ersten selbst initiierten Auftritten. Das Ergebnis lies der damals 18-Jährige vor 150 Leuten beim ersten öffentlichen Debütkonzert im Erzberger Fasching mit dem Künstlernamen „Mr. Korl“ hören. Nach dieser Premiere war plötzlich der Erzberger Fasching nach Jahren wieder gut besucht.

Das Leben schreibt Lieder
Nach 10 Jahren am Bankschalter wurde Rohn auf einen R+V Versicherungsposten aufmerksam gemacht. „Mir war überhaupt nicht klar, was ich da eigentlich machen sollte,“ erzählt er. Eine richtige Antwort auf seine Frage erhielt er nicht, aber der Posten war ihm sicher. Das Einzige was er wusste war, dass er auch nach drei Jahren im Versicherungswesen einen Job in der Bank sicher hatte, falls nötig. Heute betreut er als Leiter einer R+V Generalagentur Agrarbetriebe in Versicherungsfragen.

Unter seiner Kundschaft wird er als R+V Agrarexperte bezeichnet, der ausschließlich am Wohl der Landwirte und nicht am eigenen Profit interessiert ist. Der Beruf brachte ihn im Jahr 2000 nach der Fusion der Raiffeisenbanken Rothenburg und Schillingsfürst als Berater nach Schillingsfürst. Wolfgang Maul, der Vater vom „aufgehenden Stern am Kabarettistenhimmel“, Christoph Maul, schenkte ihm Karten für den Frankemer Stupfl.

„Im Jahr 2006 bekam ich am Rosenmontag von den Stupflern einen Orden verliehen, als ich als Elvis Presley verkleidet Besucher der Sitzung war. Es ist wohl nicht verborgen geblieben, dass ich in Erzberg regelmäßig meine Einlage beim Fasching gab“, freut sich der fränkische Mundartkünstler heute noch über diese Begebenheit.

Endlich stanzln auf dem Frankemer Fasching.

Endlich stanzln auf dem Frankemer Fasching.

Das perfekte Künstlerduo
Markus Löschl, Regisseur des Frankemer Stupflfaschings, fragte den pfiffigen Gstanzler Martin Rohn, ob er sich vorstellen könne, in Schillingsfürst aufzutreten. Was für eine Frage. Für den einstigen Wirtshaussänger war es die Erfüllung eines Traums. Die ersten Ideen für sein Debüt im Fasching 2007, wo Rohn als Wandermusikant das erste Mal Schillingsfürster Bühnenluft schnuppern konnte, entstanden. Bei den Proben lernte er den Liedermacher Christoph Maul kennen und schätzen. Das perfekte Künstlerduo hatte sich gefunden. „Wir hatten viele tolle Auftritte zusammen, den ersten bei Kultur Korn vor 500 Gästen in Rothenburg 2017“, so Christoph Maul über die späteren Aktionen.

Apropos Korn – Eine der Stärken des Liedermachers Rohn ist die Individualität der Liedtexte für den jeweiligen Auftrittsort. Der Titel: „Der Stern, der aus Rothenburg kommt“, speziell für das Auto- und Kulturhaus Korn geschrieben, war der Hit. Es folgte eine Serie von gelungenen Auftritten der beiden Künstler Maul und Rohn. Die beiden haben teilweise über 600 Besucher in großen Hallen unter anderem in Creglingen oder in Augsburg, Unterhaching, Aubing bei München und in der Nähe von Stuttgart bespaßt. Und sie sind außerdem in Weiltingen, im Landestheater Dinkelsbühl und beim Stadtfest in Stein vor mehr als 1 000 Gästen aufgetreten. Abende im M11 Kulturforum in Gunzenhausen waren immer ein Highlight auf dem Tourenkalender.

Individuelle Qualitäten
„Martin sprudelt über vor Kreativität und weiß zu allen Themen die Dinge auf den Punkt zu bringen. Herrlich auch seine Mittelfranken Hymne und dass er zu jedem Auftrittsort so gut recherchiert, dass er treffsichere Stanzl und Lieder auf die Bühne bringen kann. Das macht bei unserem gemeinsamen Programm viel aus, verleiht es doch immer eine individuelle, regionale und tagesaktuelle Note“, beschreibt Christoph Maul die Arbeit mit seinem Kompagnon. Martin Rohn singt und spielt eigene fränkische Songs in fränkischer Mundart, wie den Mittelfrankensong auf Radio 8.

„In Mundart wird mehr verziehen. Da kann ich singen und witzeln wie mir der „Schnabel“ gewachsen ist“, erklärt er. Er probiert alles aus und beäugt mit dem Lied „Total digital“ sozialkritisch die Transparenz der Menschen durch Technik. Der Familienvater von zwei Kindern weigert sich seinem 12-jährigen Sohn Samuel ein Handy in die Hand zu geben. „Ich möchte einfach nicht, dass er auf Webseiten landet, die seinem Alter nicht entsprechen“, gibt Rohn zu bedenken. Was das technische Verständnis angeht, sei Samuel den Eltern um Längen voraus“, erzählt er stolz.

Besondere Zeiten
Gerade jetzt greift Martin Rohn auf seinen Glauben zurück. „Es ist eine Zeit, in der es uns gut tun würde, ein wenig mehr Gottesfurcht zu haben“, äußert er sich etwas mahnend. Corona bringt Menschen wieder näher, und lässt auch die regionale Wirtschaft wieder enger zusammenwachsen “, hofft der kreative Kopf. „Wenn Kabarettisten und Liedermacher etwas bewirken würden, wäre diese Art Kunst schon längst verboten worden“, ist Rohn sich sicher.

Die erste CD
Mittlerweile hat der geübte Humorist so viele eigene Songs geschrieben, dass er sie auf seiner ersten CD mit dem Titel „Groad so“ veröffentlichen wird. „Durch die Coronazeit hat sich die Produktion sehr verzögert, sonst wäre die „Scheibe“ schon längst raus,“ schmunzelt er mit einer gewissen Vorfreude in der Stimme. Wer sich für das Erscheinen der CD interessiert, wird auf der Webseite des Künstlers unter: www.martin-rohn.de rechtzeitig informiert. Berühmt werden will er nicht. „Ich werde jetzt schon sehr durch mein Publikum beschenkt,“ äußert er sich dankbar.
ul