„Made in“ Weiler – Direktvermarkter: Die Familie Rupp aus dem Creglinger Oberland Sep01


„Made in“ Weiler – Direktvermarkter: Die Familie Rupp aus dem Creglinger Oberland

Hier sieht alles gut aus. Wenn Evelyn Rupp ihren Stand am Markt aufbaut, dann ist nicht nur Stimmung und gute Laune garantiert, sondern es gibt auch etwas Leckeres zu Essen. Von Aschaffenburg bis Dinkelsbühl, von Miltenberg bis Künzelsau sind die Rupps als Direktvermarkter auf Märkten, Gartenschauen und Festen zu finden.
Zu Hause sind sie im beschaulichen Weiler im Oberland von Creglingen, nur einen Katzensprung von Rothenburg entfernt.
Hier gibt es seit Karfreitag letzten Jahres auch das „Café Fritz“, benannt nach dem Herrn des Hauses, Fritz Rupp. Zwei „Rupp-Frauen“ sind dagegen auf den Märkten präsent. Eine ist seine Frau Evelyn, die andere seine Schwester Sonja. „Das führt mitunter zu Verwechslungen“, merkt Evelyn Rupp schmunzelnd an.

Kartoffeln vom Bauern Rupp
Fritz Rupp ist gebürtiger Weiler. „Unsere Familie ist nachweislich seit dem 17. Jahrhundert hier ansässig“, erklärt er. Die Rupps sind in Franken und Hohenlohe wohl bekannt. Bis 2004 hatten sie Schweine und waren auf den Ferkelmärkten in der Region über Jahrzehnte vertreten. „Wir hatten im Hänger die Schweine, im Kofferraum Kartoffeln und auf dem Rücksitz die Eier“, erzählt Fritz Rupp.
Im großen Stil haben sie ganz Rothenburg mit Kartoffeln beliefert. Fritz Rupp hat schon als Junge seinem Opa geholfen und kennt daher jeden Keller in der Tauberstadt. Geschichten aus den goldenen Zeiten der Landwirtschaft hat er endlos viele parat. Aber die harte Arbeit hat ihren gesundheitlichen Tribut verlangt und die Rupps wussten, eines Tages muss sich etwas ändern.
Im Jahr 2002 hatten die Walnussbäume der Familie auf ihrem Hof besonders gut getragen und sie beschlossen mit 17 Tüten Walnussmakronen und 25 Gläsern Marmelade von den eigenen Früchten auf den Creglinger Weihnachtsmarkt zu gehen. „Meine Mutter Frieda Rupp kannte jeder“, erzählt Fritz Rupp. Nach einem halben Tag war alles schon verkauft.
Also haben Frieda Rupp und ihre Schwiegertochter Evelyn über Nacht Hefezopf und Bauernbrot gebacken. Die Rupp-Frauen hatten Feuer gefangen. „Und so war die Idee der Direktvermarktung geboren“, merkt Fritz Rupp an.
In den ersten Jahren waren sie auf mehreren Weihnachtsmärkten vertreten. Vier Jahre lang stand der Rupp-Wagen immer samstags in Rothenburg vor der Baywa. Sie gingen auf den Viehmarkt nach Wettringen, waren fünf Jahre immer mittwochs und samstags am Wochenmarkt in Dinkelsbühl und neun Jahre lang am Freitagnachmittag am Weikersheimer Wochenmarkt anzutreffen.

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Rauch liegt in der Luft: Fritz Rupp holt das frische Brot aus dem Ofen.

Langsames Wachstum
„So sind wir nach und nach gewachsen“, erklärt Evelyn Rupp. Mittlerweile sind sie unterstützt von Teilzeitkräften gleichzeitig auf zwei bis drei Märkten vertreten und haben zusätzlich am Wochenende das Hofcafé geöffnet.
Evelyn Rupp ist dabei eher ein Stadtkind, kommt aus Hessen und arbeitet als Fachkauffrau für Marketing in Vollzeit in der Touristinfo in Bad Mergentheim.
„Schneeballen und Küchle kennen wir in Hessen nicht“, erklärt sie. Das war aber nie ein Problem für sie, denn schnell hatte sie sich Wissen und Fertigkeiten angeeignet und ist längst die kreative Antriebskraft, die stets neue Produkte für das Sortiment entwickelt.
Und die Auswahl, die die Rupps haben, ist beachtlich. Das reicht vom klassischen Bauernbrot über verschiedene Varianten von Ciabatta, einem Walnussbrot (abhängig vom Ertrag der 15 eigenen Walnussbäume), ein ganz besonderes Feigen-Cranberry-Sauerteigbrot, Hefezopf oder Rosenzopf mit verschiedenen Füllungen, Butterstreuselkuchen und natürlich Schneeballen und Küchle. „Die Küchle sind der Renner“, weiß Evelyn Rupp. Mehrere Hundert und ebensoviele Schneeballen backt sie für jedes Marktwochenende.
In den Räumen des einstigen Bauernhofs ist eine Produktionseinheit nach allen Anforderungen des Gesetzgebers beim Umgang mit Lebensmitteln entstanden. Lagerräume, Kühlräume, Backöfen usw. sind in die raumhoch gefließten Räume eingezogen. Evelyn und Fritz Rupp sind längst ein eingespieltes Team. Er bereitet den Teig vor, schürt den Holzbackofen morgens um vier Uhr an und sie backt ganz frisch das Brot, das dann wenige Stunden später im Stand zum Verkauf liegt.
Wichtig ist den Rupps ihre hochwertige Qualität. „Ein gutes Brot braucht Zeit“, weiß Evelyn Rupp. In Kursen und bei Profiseminaren hat sie sich weitergebildet und lässt ihre Teige in der Kühlung über Nacht gehen. Die Zutaten sind alle regional: Das Mehl kommt aus den Mühlen im Umkreis von 30 Kilometern, alle Früchte stammen vom eigenen Hof und wachsen in Weiler. Das Einkochen zu Marmelade ist dann auch Chefsache. Brombeeren, Johannisbeeren, Quitten, Erdbeeren, Zwetschgen mit und ohne Schuss und vieles mehr bannt Fritz Rupp in Gläser. Gibt es mal zuviel Obst von einer Sorte, macht er daraus Schnaps.

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Mitten in Weiler, im Wohnhaus der Rupps, ist das Hofcafé mit Verkaufsraum. Foto: Privat

Orangen von spanischen Bauern
Um den Gedanken der Direktvermarktung auch weiter zu unterstützen, haben die Rupps im letzten Jahr in Spanien bei einem landwirtschaftlichen Crowdfunding Projekt Orangenbäume gekauft und bekommen nun ihre Orangen pflückfrisch vom eigenen Baum direkt nach Weiler geliefert. Fritz Rupp macht daraus englische Orangenmarmelade, Evelyn Rupp eine besondere Orangentorte.
Die kann man – leider erst wenn Orangenzeit ist – im „Café Fritz“ probieren. Jedes Wochenende (Samstag von 14 bis 17 Uhr und Sonntag von 10 bis 17 Uhr) ist geöffnet. Der Chef selbst ist für das Café zuständig, denn „wo Fritz drauf steht, muss auch Fritz drin sein“, ergänzt er humorvoll. Im Hofladen kann man sich mit Brot, Marmelade, eingedoster Wurst usw. versorgen und im Café dann genüsslich bei leckeren Torten das Wochenende genießen (am Sonntag auch Frühstück).
In zwei nett eingedeckten Räumen und einem schönen Garten gibt es je nach Jahreszeit Sahne- oder Cremetorten und anderes Gebäck. Zur Zwetschgenzeit darf natürlich der Zwetsch-
genkuchen nicht fehlen. Aber auch die Apfel-Weintorte oder die Birnen-Schoko-Sahne ist eine Sünde wert.
Dass hier alles selbst gebacken ist, versteht sich von selbst. Zur Weihnachtszeit macht Evelyn Rupp 26 Sorten Weihnachtsgebäck und Fritz Rupp backt Springerle, die „kann man erst an den Baum hängen und dann essen“.
Das Konzept der Rupps ist aufgegangen und sie haben sich mit viel Einsatz die Nische der Direktvermarktung erschlossen. Gleichwohl wissen sie, dass der Mensch stets auf der Suche nach Neuem ist und experimentieren momentan mit Dinkel, Emmer und Grünkern für neue Produkte. am