Lösung mit Zukunftspotenzial – SG-Engineering arbeitet am Digitalen Zwilling Jan08


Lösung mit Zukunftspotenzial – SG-Engineering arbeitet am Digitalen Zwilling

Erfolg kann man überall haben, auch in Rothenburg. Es müssen nicht immer angesagte Hotspots wie Berlin oder München sein, um mit einem eigenen Unternehmen durchzustarten. Auf die Vision und den Einsatz kommt es an. Stefan Glanz zeigt wie es geht. Mit seinem Team ist er daran, die Technik der Zukunft Realität werden zu lassen. Digitaler Zwilling heißt die Vision, die als neues Ziel bei SG-Engineering alle antreibt.
Stefan Glanz hatte bereits langjährige Erfahrungen in der Projektsteuerung und im Aufbau einer Konstruktionsabteilung für Fertigungsanlagen in der Automobilindustrie als er im Jahr 2014 mit seinem Unternehmen SG-Engineering den Schritt in die Selbstständigkeit wagte.

Stefan Glanz (links) und Benjamin Brand bei einer Besprechung.

Harte Arbeit zum Start
Als Ein-Mann-Unternehmen hat er im Keller seines Wohnhauses die Aufträge bearbeitet. Im Jahr 2016 kam sein erster Mitarbeiter Mario Liebmann, 2017 der zweite, Peter Butzer, dazu. Mittlerweile hat SG-Engineering zwölf Mitarbeiter und ist seit April 2018 in Räumen in der Ansbacher Straße 56 angesiedelt. Seit September hat sich das Unternehmen sogar auf zwei Etagen ausgedehnt, die eine für das digitale Zwillingslabor und die andere für die Konstruktionsabteilung.
Ingenieure, Konstrukteure, Industriemechaniker und Programmierer bilden ein motiviertes Team, „denn an erster Stelle steht das Wohlbefinden des Einzelnen,“ sagt Glanz. Gemeinsam mit seiner Frau Evi Glanz, die die Verwaltung leitet, legt er Wert auf eine gute Atmosphäre, denn nur so kann kreativ und mit Spaß gearbeitet werden. Und das schlägt sich im Erfolg nieder.
Zu den Auftraggebern von SG-Engineering gehören renommierte OEM’s (Original Equipment Manufacture) aus dem Bereich Automotive. Das sind Hersteller, Erstausstatter oder Komponentenhersteller. Stefan Glanz und sein Team planen, entwickeln und konstruieren Fertigungsanlagen für den Prototypen- und den Rohbau in der Automobilindustrie und ebenso Sondermaschinen für mittlere und größere Industriebetriebe.
Von der Planung am Computer über das Zusammenspiel von Mechanik und Elektrik bis hin zum Programm in der speicherprogrammierten Steuerung einer Anlage kommt hier alles aus einer Hand. „Wir arbeiten stets im Team und nutzen so alle unsere Kompetenzen“, erklärt Glanz
Stefan Glanz hat zusätzlich eine Kooperation mit der Firma Baumann in Rothenburg aufgebaut, die die ausführenden Arbeiten übernimmt. Außerdem hat SG-Engineering bei Baumann eine eigene Montagefläche und hier einen Roboter stehen. Dort entsteht momentan, was die Zukunft von SG-Engineering prägen soll: Ein Modell zur Realisation eines digitalen Zwillings.

Sind von Anfang an dabei: Mario Liebmann und Peter Butzer.

Immer einen Schritt voraus
Ein digitaler Zwilling ist die virtuelle Abbildung einer Maschine, eines Produktionszyklus, eines kompletten Arbeits- oder Lebensprozesses. Anhand perfekter Simulation können Abläufe in der virtuellen Welt angepasst, verändert, optimiert und in Echtzeit getestet werden. Die Umstellung auf eine neue Produktanforderung läuft dann in der Realität ohne Zeitverzögerung oder Produktionsstau ab und Kosten werden gespart. Für die Industrie bricht damit eine Zukunft an, die ungeahnte Möglichkeiten birgt. „Mit dem digitalen Zwilling erreicht man eine Optimierung, die schlägt durch die Decke“, so Stefan Glanz.
Im Jahr 2017 kam Glanz in Kontakt mit den Entscheidungsträgern von Ascon Systems GmbH, einer innovativen Softwareschmiede mit Hauptsitz in Stuttgart und langjähriger Erfahrung in digitalen Veränderungsprozessen in der Industrie. Man tauschte sich aus, stieß auf die selben Probleme, suchte nach Lösungen. Als Dritter im Bunde kam das mit dem deutschen Gründerpreis ausgezeichnete Würzburger Unternehmen Indtact GmbH dazu. Indtact entwickelt innovative Sensoren Systeme im Bereich Bauteil- und Zustandsüberwachung. Im Verbund ihrer Stärken in den Bereichen Software, Sensoren, Konstruktion und Planung, machen sich die drei nun auf, den digitalen Zwilling gerade auch für den Mittelstand Realität werden zu lassen.
„Wir sind bestens dafür aufgestellt“, sagt Glanz. Momentan entsteht unter der Leitung von Maschinenbautechniker Andreas Uhl eine Prototypenanlage. „Ascon braucht für den digitalen Zwilling eine Hardware“, so Uhl. Die Anlage soll am Beispiel einer Kugelschreiberfertigung zeigen, was die digitale Zukunft leisten kann.

Andreas Uhl (links) entwickelt die Hardware für den ersten digitalen Zwilling. Fotos: Privat

Seit einem knappen Jahr ist Java-Programmierer Rui Gomes bei SG-Engineering. Zusammen mit Ascon entwickelt er Teile der Software für den digitalen Zwilling. Anlage und digitales Abbild werden somit gleichzeitig hergestellt und können von Beginn an erweitert und optimiert werden.
Seit Anfang des Jahres ergänzt auch Wolfgang Reu das Team, der ebenfalls in enger Zusammenarbeit mit Ascon das Bindeglied zu den Unternehmen bildet. Im Sommer soll der digitale Zwilling auf Basis realer Industriehardware und -elektronik auf der Messe sein Potenzial demonstrieren. Wird die virtuelle Technik Realität, so revolutioniert sie Industrie und Leben.
Die Umrüstung von Anlagen auf neue Produktanforderung kostet viel Geld. Mit einem digitalen Zwilling als Pendant zur Anlage kann nicht nur der laufende Betrieb überwacht werden, sondern Umstellungsprozesse werden risikolos simuliert und Probleme bereits im Vorfeld erkannt. Ein Beispiel: Mit Sensoren kann die Viskosität eines Öls anhand des Fließgeräusches erfasst werden. Ändert sich das Geräusch, kann man sofort reagieren.
Sämtliche Signalströme, Anlagendaten, Steuerung oder Umgebungsdaten werden anhand von Sensoren und den Daten aus den Softwareprogrammen von dem digitalen Pendant erfasst, verarbeitet und stehen zur Optimierung bereit. „Ein digitaler Zwilling bildet daher die Realität mit allen Komponenten ab“, so Stefan Glanz.

Evi Glanz (links) und Katrin Lang sorgen für den reibungslosen Ablauf im Büro.

Branchenunabhängiger Einsatz
Die Entwicklung eines digitalen Zwillings ist jedoch nicht nur in produzierenden Bereichen wie der Automotive gefragt, sondern branchenunabhängig realisierbar. Wolfgang Reu denkt da unter anderem an Gebäudesysteme, an Kommunenmanagement oder an Logistikunternehmen. Von der Großveranstaltung, bei der Menschenströme schnell befördert werden müssen bis hin zur Unfallvermeidung am Arbeitsplatz kann der digitale Zwilling sämtliche Abläufe optimieren. Die Umsetzung in die Realität ist dann fast nur noch Formsache.
Stefan Glanz und seine Mitarbeiter schmieden Visionen, die bald Realität werden könnten. Und das nicht in irgendeiner Metropole, sondern mitten in Rothenburg.

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