Licht und Schatten Okt01


Licht und Schatten

Besondere Literatur
Dunkle Gestalten der Nacht, ungeklärte Mysterien und finstere Geheimnisse – sie haben ihren Ursprung mitten in der ländlichen Idylle. Die gebürtige Wettringer Autorin Bettina Ickelsheimer-Förster gründete vor einem Jahr im hohenlohischen Mariäkappel, nahe an der bayerischen Grenze, den Verlag der Schatten, kurz „Shadodex“.
Im ehemaligen Dorfschulhaus in sonnenverwöhnter Südhanglage, das sie mit ihrem Ehemann Tino Förster bewohnt, liegt nun der Ort finsterer Inspirationen für „Dark-Fantasy-Geschichten“. Hier arbeitet sie gerade an ihrer neuen Geschichtensammlung „Mysteriöse Zeitkapseln“, um Hinterlassenschaften der Vergangenheit und Botschaften für die Zukunft.
Es ist nicht die dunkle mittelalterliche Welt der Hexen und Dämonen, die die Fantasie der Autorin beflügelt. Der Ort ihrer Geschichten ist die reale Welt der Gegenwart. Die Protagonisten der fiktiven Handlungen geraten dabei, oft mitten aus dem alltäglichen Leben heraus in Schreckensszenarien. Es ist ein subtiler Horror, bei dem die Guten einer finsteren, unheimlichen Macht gegenüber stehen. Der ständige Kampf von Gut gegen Böse, bei dem die Guten meistens die Verlierer sind.
„In eine Kategorie einordnen lasse sich der Begriff Dark-Fantasy eigentlich nicht so richtig“, meint Bettina Ickelsheimer-Förster, denn die Grenzen zwischen Fantasy und Horror würden sich ständig vermischen. Die Fangemeinde weiß allerdings, dass in den düsteren Geschichten aus ihrer Feder glückliche Wendungen oder „Happy Ends“ eher die Ausnahme bleiben. Manchmal überlässt sie den Ausgang der Geschichte der Fantasie der Leser.
„Mal ehrlich, es ist doch wie im richtigen Leben – wo Licht ist, ist auch Schatten“, meint die Autorin mit dem grundfröhlichen Naturell, das recht widersprüchlich erscheinen mag zu den Geschichten, die in ihrem Kopf entstehen.
Ihr Anspruch ist es, mit Tiefgang zu unterhalten – und zum Nachdenken anzuregen. Bevor Bettina Ickelsheimer-Förster vor sechs Jahren zu Ehemann Tino Förster nach Mariäkappel zog, lebte sie in Wettringen, wo sie behütet und unbeschwert im Kreis der Familie aufgewachsen ist. Sie besuchte das Gymnasium in Rothenburg. Nach dem Abitur studierte sie Philosophie, Psychologie und Rechtswissenschaften mit dem Schwerpunkt Strafrecht.
Bücher als Leidenschaft
„Die unendliche Geschichte von Michael Ende ist Schuld daran, dass ich heute schreibe und sogar nun Verlegerin geworden bin“, verrät sie auf der Verlagsseite in einem sozialen Netzwerk.
Ihre Neigung prägte sich bereits früh. Schon als Kind habe sie wohl mit der Taschenlampe unter der Zudecke heimlich gelesen, wenn die Mutter das Licht im Zimmer ausgemacht hatte und die Tochter im Schlaf wähnte.
Noch bis vor Kurzem schrieb die 42-Jährige zahlreiche Kurzgeschichten im Auftrag verschiedener Verlage, die in genauso zahlreichen Anthologien, größtenteils in gedruckter Fassung, veröffentlicht wurden.
Noch druckfrisch wurden die Ausgaben mit einem Verfallsdatum versehen. Bücher, die nach einer festgelegten Zeit nicht verkauft werden konnten, wurden aus dem Handel genommen und landeten schließlich im Schredder.
Bettina Ickelsheimer-Förster ist Teil eines Netzwerkes talentierter Autoren aus dem gesamten Bundesgebiet, die sich regelmäßig an thematischen Ausschreibungen beteiligen. Was lag also näher, als das geistige Eigentum und wochenlange Arbeit mit einem eigenen Verlag selbst zu vermarkten und begabten Autoren eine Plattform zu bieten?

Kurzgeschichten im Eigenverlag.

Kurzgeschichten im Eigenverlag.


Der anfängliche Gedanke verfestigte sich – Zweifel wichen der Entschlossenheit. „Das hier ist absolut lesenswert“, sagt Bettina Ickelsheimer-Förster und zeigt auf ein Buch aus ihrem Verlag: „Walhalla – Die Pforte nach Åsgård“, so lautet der Titel des Taschenbuches. Der Autor, der unter dem Pseudonym „Parzival“ schreibt, erzählt darin, wie sich zwei junge Paare aus Frust und Übermut auf der Treppe vor der Regensburger Walhalla betrinken. Im Inneren der Säulenhalle geraten sie in mysteriöse Geschehnisse, die Einfluss auf künftige Ereignisse nehmen sollen.
Als Verlagsinhaberin sieht sie ihr oberstes Credo darin, Geschichten wie diese zu veröffentlichen; Geschichten, die packen und in Erinnerung bleiben. „Beim Spazieren- gehen hat sie immer Stift und Papier dabei, selbst im Urlaub kann der Laptop nicht zu Hause bleiben“, sagt Ehemann Tino Förster über die rasante Entwicklung, die die beiden mittlerweile eingeholt hat.
Texte mit Substanz
In der Rolle der peniblen Verlagslektorin achtet Bettina Ickelsheimer-Förster neben der inhaltlichen Qualität darauf, dass der Leser mit schlüssigen Handlungen nicht überfordert wird. „Doch wenn die Story eine gute Substanz hat, wandert das Skript nicht in den Papierkorb“, meint die Verlegerin. Es komme schon vor, dass sie eingereichte Texte in flüssige Zeilen fassen müsse.

Ein Markenzeichen von ihr ist, dass sie auf komplizierte Erklärungen, in nicht enden wollenden Schachtelsätzen verzichtet. Mit ihrer aktuellen Kurzgeschichtensammlung „…Die Enthüllungen beginnen“ verspricht sie einer weniger zartbesaiteten Fangemeinde schauriges Lesevergnügen. Erhältlich als Buch im klassischen Handel oder als E-Book für portable Geräte.
An einem Vertriebsweg will Bettina Ickelsheimer-Förster weiterhin festhalten: dem direkten Verkauf ihrer Bücher über den Tisch am Marktstand. Die netten Gespräche an der Basis mit Kunden und Kontakte mit Lesern sind ihr wichtig. Wie ein Plausch mit Nachbarn und beim Einkaufen im Dorfladen auf der anderen Straßenseite. Und so wird man sich in der bunten Dorfgemeinschaft im hohenlohischen Mariäkappel, wo die Landfrauengruppe, der Liederkranz und die Freiwillige Feuerwehr den Gemeinsinn pflegen, nun noch an eine weitere Farbe gewöhnen: Schwarz. Wie die Nacht. ehr