Klein und besonders Jun01


Klein und besonders

Rothenburgs Toppler Theater

Das Toppler Theater ist aus Rothenburg nicht mehr wegzudenken. „Wir haben uns etabliert“, sagt Jürgen Klatte, erster Vorsitzender des Vereins Toppler Theater e.V.. Im Nordhof des ehemaligen Dominikanerinnenklosters (heute das RothenburgMuseum) hat das Theater seit 2008 einen außergewöhnlichen Spielort gefunden. Klein und fein, mit gerade mal 143 Sitzplätzen, wurde das Theater vom Bayerischen Rundfunk einst als „schönste Freilicht-Kammerspiele Bayerns“ betitelt.

Hans-Gerhard Gross und Jürgen Klatte leiten die Geschicke des Toppler Theaters. Foto: am

Hans-Gerhard Gross und Jürgen Klatte leiten die Geschicke des Toppler Theaters. Foto: am


Am 21. Juni startet die 16. Spielzeit mit zwei Eigenproduktionen, einem Gastspiel und dem Auftritt der Rothenburger Hans-Sachser. Über die Jahre wurden 29 Eigenproduktionen auf die Beine gestellt. „Eigenproduktionen mit einer gewissen Aufführungsanzahl sind eine Voraussetzung, um die staatliche Förderung zu erhalten“, erklärt Klatte, der die Entwicklung des Theaters von Beginn an begleitet hat.

Er kann sich noch bestens an die Gründungszeit erinnern. Gemeinsam mit Dieter Balb, langjähriger Chefredakteur des Fränkischen Anzeigers, und Erich Landgraf, der von 2014 bis 2022 Geschäftsführer des Theaters war, formierte sich ein Dreigestirn, das für das Theater in Rothenburg brannte. Im Jahr 2008, zum Jubiläum des 600. Todestages von Heinrich Toppler (Rothenburgs berühmtem Bürgermeister und Namensgeber des Theaters) ist das Projekt an den Start gegangen.

Die drei Intendanten wollten dafür ein besonderes Bühnenstück: „Toppler – oder der Versuch sich die ganze Welt untertan zu machen“ hieß das erfolgreiche Premierenstück, das von Reiyk Bergemann eigens geschrieben wurde. Wichtig war von Anfang an: Das Toppler Theater soll eine Profibühne sein. Schauspieler, Regie, Bühnenbild, Dramaturgie wird stets mit Profis besetzt. Alles andere leisten die Ehrenamtlichen. Das war von Anbeginn an so und blieb unverändert. „Davon lebt unser Theater“, erklärt Jürgen Klatte, der seit Herbst 2021 in einer Doppelspitze mit Hans-Gerhard Gross, ehemals Rothenburger Dekan und seit Dezember 2021 im Ruhestand, das Theater führt. Beide engagieren sich natürlich auch ehrenamtlich, ebenso wie etwa 15 weitere Freiwillige.

Hans-Gerhard Gross, der theateraffin ist und alle Eigenproduktionen im Toppler Theater gesehen hat, ist unter anderem für die Verträge mit den Künstlern und die Beantragung von Fördermitteln zuständig. Die jeweiligen Schauspieler und das künstlerische Personal werden für jede Saison fest angestellt. Hans-Gerhard Gross verhandelt mit jedem einzelnen Künstler die Verträge. Unterstützung kommt von der Stadt Rothenburg, denn dort wird die Lohnbuchhaltung abgewickelt. „Diesen bürokratischen Aufwand könnten wir nicht schultern“, erklärt er.

Zusätzlich kümmern sich Gross, Klatte und der weitere Vorstand des Vereins um die Unterkünfte für Schauspieler, Bühnenbildner und Regie, helfen bei der Beschaffung von Requisiten oder legen Hand an, wenn beispielsweise die Tribüne erneuert werden muss.

Jedes Jahr aufs Neue muss der Theaterbetrieb gestaltet und organisiert werden. Zu Beginn haben die drei Gründungsintendanten selbst viel gelesen, Stücke ausgewählt und dann in der Vorstandschaft entschieden. „Etwa zehn Jahre lang ging das so“, erzählt Klatte.

Im Jahr 2016 führte dann Katja Wolff bei „Drei Morde, Küche, Bad“ Regie und daraus entwickelte sich eine langjährige Zusammenarbeit. Seit vielen Jahren ist sie nicht nur für die Auswahl der Stücke und die Besetzung zuständig, sondern führt auch regelmäßig Regie. „Katja Wolff ist eine der erfolgreichsten Regisseurinnen im deutschsprachigen Raum“, so Jürgen Klatte. Im diesjährigen Stück „Match me if you can“ führt sie wieder Regie. Die pointierte Verwechslungskomödie auf der Suche nach der Liebe ist so manchem vielleicht aus dem Kino bekannt, wo sie im letzten September lief.

Jedes Sommertheater hat ein eigenes Profil. Das Toppler Theater steht für unterhaltsame Abende, aber auf Niveau. „Die Stücke sollen kurzweilig sein, aber auch zum Nachdenken anregen“, ist Gross wichtig. Mit der zweiten Eigenproduktion betritt das Toppler Theater heuer Neuland. Die Komödie „Der doppelte Diebstahl“ fußt auf dem Frühwerk „Die Mitschuldigen“ von Johann Wolfgang Goethe. Carsten Golbeck und Tobias Rott haben dem temporeichen Text speziell für das Toppler Theater noch neuen Glanz verliehen.

Im Reigen der Sommertheater hat sich das Toppler Theater weit über Rothenburg hinaus ein hohes Ansehen erarbeitet. Besucher kommen aus der Region, aus Hohenlohe, oder binden den Theaterbesuch in ihren Urlaub in Rothenburg ein. Die professionellen Darbietungen haben natürlich Strahlkraft, aber möglich ist das nur durch das ehrenamtliche Engagement vieler. Das Toppler Theater beschäftigt einen Teilzeitmitarbeiter, Marian Jaworski, der vor Ort für Büro, Presse, Kasse und vieles mehr zuständig ist. Etwa 15 ehrenamtliche Helfer sorgen für den weiteren reibungslosen Ablauf und sind auch für das Catering vor der Veranstaltung und in der Pause zuständig. am